Weil am Rhein Die eigenen Gedanken sortieren und niederschreiben

Weiler Zeitung
Heute ist „Tag des Tagebuchs“. Foto: sba/Daniel Reinhardt Foto: Weiler Zeitung

Erinnerungen: Heute ist „Tag des Tagebuchs“: Weilerinnen erzählen von ihren Erfahrungen mit den geheimen Aufschrieben

Weil am Rhein (sas). Der heutige 12. Juni ist der „Tag des Tagebuchs“. Wir haben verschiedene Weilerinnen, deren Berufe sich um Bücher drehen, befragt, was sie mit dem Thema verbinden und was es für sie persönlich bedeutet.

Bibliotheksleiterin Ellen Benz schreibt selbst nur sporadisch Tagebuch. „Ich kann es aber sehr empfehlen“, sagt sie. Es helfe, die Gedanken zu ordnen. „Ich finde, Schreiben hilft bei vielem.“ Es zeige ihr fast immer Lösungsmöglichkeiten. „Das Tagebuch der Anne Frank“ werde in der Weiler Bibliothek oft entliehen. „Es verschafft einen besonderen Zugang zu dieser schrecklichen Zeit des Zweiten Weltkriegs“, meint Benz. Sie empfehle auch das Buch „Lesen ist Freiheit“ über die Widerstandskämpferin Sophie Scholl, in dem Tagebuchaufzeichnungen aus Scholls letzten zwei Lebensjahren thematisiert werden. „Man merkt, dass Bücher für Sophie Scholl wichtig waren. Sie sagt auch, dass Lesen Freiheit bedeutet, daher stammt auch der Titel des Buchs.“ Bei den Kinder- und Jugendbüchern steht in der Weiler Bibliothek seit sieben Jahren „Gregs Tagebuch“ auf Platz eins der beliebtesten Werke. „Kinder lesen gerne Tagebücher.“

Und auch Fotobücher seien eine Form des Tagebuchs, meint Benz. „Es gibt viele Formen.“ Auf jeden Fall sei es für die Menschen, die regelmäßig Tagebuch führen, auch sehr spannend, zurückzublättern und die eigene Entwicklung zu entdecken.

Rena Rose, Autorin mit Weiler Wurzeln, hat früher immer mal wieder Tagebuch geführt, zum Beispiel wenn sie unterwegs war oder etwas mit ihren Kindern erlebt hat. „Das waren keine ellenlangen Texte, sondern spontane Eindrücke vom Tag“, berichtet sie. So, dass wenn man zurückblättert, in wenigen Worten erfassen kann, was an diesem Tag war. Auch Bilder oder Kritzeleien von den Kindern finden sich darin, oder gepresste Blumen und Blätter, die Rena Rose an den jeweiligen Tagen gesammelt hat.

Dafür hat sie Blanko-Bücher genutzt. „Die sind immer recht voll geworden“, lacht sie. Es sei auch vorgekommen, dass sie Wochen oder Monate gar nichts notierte, die Tagebücher dann aber wieder weiterführte. Manchmal sei sie dann nach vielen Jahren neugierig geworden und habe auf gut Glück Seiten aufgeschlagen und geschaut, ob sie sich noch an die Erlebnisse erinnert. „Ich habe aufgeschrieben, wie mein Gefühl an dem Tag war, mal wie das Wetter war oder welcher Jahrestag war.“ Die Tagebücher hat sie übrigens alle aufbewahrt. „Meine Tochter stöbert heute gerne in meinen alten Sachen und sagt auch, dass ich nichts wegwerfen soll“, lacht die Autorin.

Buchhändlerin Elke Gründler-Lindow verbindet als Erwachsene nicht mehr so viel mit dem Thema. „Aber als Jugendliche habe ich Tagebuch geführt“, erzählt sie. Vor allem für junge Menschen sei das eine Möglichkeit, die eigenen Wünsche und Vorstellungen für das Leben in einem Buch zu äußern. Sie glaubt aber nicht, dass das in der heutigen Zeit noch in dem Maß gepflegt wird wie in ihrer Jugendzeit. Heute würden viele junge Menschen eher die digitalen Medien nutzen, um sich zu äußern.

„Ich habe das damals für mich gemacht, habe aufgeschrieben, was ich nicht gut fand oder meine Träume. Das war privat, nur für mich selbst“, erinnert sie sich. „Das war einfach meins und ging niemanden etwas an.“ Dieser Gedanke sei in der heutigen Zeit etwas verloren gegangen, meint sie.

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