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Weil am Rhein Die Freiheit muss verteidigt werden

Clemens Rimner
An der Demokratie müsse aktiv mitgearbeitet werden, forderten Redner bei der Kundgebung. Foto: Clemens Rimner

Das Bündnis für Vielfalt und Demokratie veranstaltete am vergangenen Samstag eine Kundgebung auf dem Rathausplatz. Hauptthema war das aktive Mitarbeiten an der Demokratie, das für viele der Redner eine Notwendigkeit ist.

Es ist ein sonniger Mittag, in Weil am Rhein ist geschäftiger Betrieb. Auf dem Rathausplatz hat sich eine erst kleine, dann weiter wachsende Gruppe zusammengefunden. Auf einer kleinen Erhöhung stehen zwei weiße Tische, auf einem davon ein Mikrofon. Worum handelt es sich?

Es ist die Kundgebung des Bündnisses für Vielfalt und Demokratie. Gebildet hat es sich aus allen Parteien des Gemeinderats. Die Organisatoren der Veranstaltung: Reiner Zahn, Volker Hentschel und Axel Gerhardt. Außer den Grünen ist auch ein Mann der Partei der Humanisten vor Ort. Auch „Volt“ ist dort, diese gehören zwar nicht zum Bündnis dazu, wollen aber ihre Unterstützung trotzdem zeigen. Ebenfalls dabei: Alte Bekannte aus der Politik. So sieht man zum Beispiel auch Rainer Stickelberger. „Mit einer Veranstaltung kann man kein Blatt wenden, aber es ist wichtig, immer wieder daran zu erinnern, was damals passiert ist und was wieder passieren kann. Man muss da sensibilisieren, dass die Menschen sich nicht zurücklehnen.“

Bekenntnis zu den Werten

Zu Beginn redet Reiner Zahn. Er zeigt einige Probleme der Gesellschaft auf, legt dabei besonders den Fokus auf das radikale Infragestellen der Grundrechte. „Dagegen möchten wir als Zivilgesellschaft hier und jetzt ein eindeutiges Bekenntnis für diejenigen Werte abgeben, die unser friedliches und freiheitliches Zusammenleben in einer Demokratie gewährleisten“, sagt er. Die „Unantastbarkeit der Menschenwürde“ betont er oft.

„Demokratie und friedliches Miteinander ist nicht selbstverständlich“. Es kommen viele prägnante Aussagen, die von den etwa 180 anwesenden Menschen mit Applaus bedacht werden. Auch Aussagen wie „Wir müssen auch die neue Wählergruppe der ab 16-Jährigen für die Stimmabgabe gewinnen“ fallen. Das Problem der niedrigen Wahlbeteiligung sieht Zahn als ein Problem. Es ist ihm besonders vor den Kommunal- und Europawahlen ein Anliegen, dass die Wahlbeteiligung steigt. Sigrid Fuchs als Vertreterin der Katholischen Kirchengemeinde hat auch einige Worte an das Publikum zu sagen: Sie stehe dort als Frau, Mutter, Großmutter, die sich Gedanken, aber auch Sorgen macht. „Völkischer Nationalismus und Christentum sind nicht vereinbar“, zitiert sie aus einem Beschluss der deutschen Bischofskonferenz. Es folgt Applaus. „Die Kirche weist alle Formen des Extremismus mit Nachdruck zurück“ betont Fuchs.

Rebekka Steimle, Martin und Maja Haas sind auch zur Kundgebung gekommen. Foto: Clemens Rimner

Hubert Bernnat, ein Historiker aus Lörrach betont zu Beginn seiner Rede die Wichtigkeit der Farben Schwarz, Rot und Gold als Landesflagge. Auch die Revolutionäre von 1848 hätten mit diesen Flaggen um die Verwirklichung dieser Grundwerte gekämpft. „Nur in Freiheit kann Vielfalt existieren“. Bernnat appeliert an die Zuhörer, diese Farben nicht denen zu überlassen, die sie missbrauchen. Politik sei nicht, wie viele meinen, Sache der Politiker, sagt er. „Das Mindeste, was man machen kann, ist wählen zu gehen“, akzentuiert Bernnat. Ohne Migration wäre das Land weniger bunt und die Versorgung würde nicht mehr funktionieren würde. „Alternativen muss es immer geben, was es aber nicht braucht, ist die Alternative für Deutschland“ sagt er als seinen letzten Satz. Hentschel, Dienststellenleiter des Stadtteilzentrums vom Diakonischen Werk im Landkreis Lörrach, fordert die Teilnehmer auf, für zehn Minuten über zwei Fragen zu diskutieren: „Was ist der Grund, dass immer weniger Menschen wählen gehen?“ und „Wie könnte die Motivation wieder erhöht werden?“.

Ein Signal geben

Pascal Vantroys, ein Tierarzt aus Belgien, meint: „Vielleicht überlassen wir zuviel der Politik und machen unsere eigenen Dinge. Wenn die Leute selbst ihren Teil nicht beitragen, bekommen sie nie eine Idee von der großen Welt. Wenn man nicht teilnimmt, wird auch nichts passieren.“

Auch Familie Hoffmann-Orman ist vor Ort. Nach der Frage zum Grund des Besuchs auf der Kundgebung sagt der Mann lachend: „Die Frau ist schuld“. Sie ist Mitglied bei den Grünen und erlebt in ihrem Alltag, dass viele Menschen Fragen haben, wie das funktioniere – ein katholisch-muslimischer Haushalt. Ihr ist es wichtig, dass man über kulturelle und religiöse Unterschiede redet und versucht, eine Lösung zu finden. Ihnen gelinge es gut, der Schlüssel sei viel Humor dabei. Für sie war es wichtig, dass sie als Familie da sind und Gesicht zeigen.

Rebekka Steimle sagt auf die Frage, warum sie da ist: „Es ist einfach ein Signal, dass es viele Menschen gibt, die diesen Ansatz richtig finden und auch sagen, das ist auch meine Meinung. Und in diese Richtung möchten wir auch gehen, auch wenn wir noch nicht für alles eine Lösung haben.“

Es sei wichtig, Fragen zu stellen und sich dann auch damit auseinanderzusetzen und nicht zu denken, es werde auch schon von alleine werden, das werde es nicht. Sie hofft darauf, dass sich durch solche Kundgebungen etwas ändert. Privat tue sie auch etwas, sie entscheide zwar in der Situation, findet aber grundsätzlich, dass es wichtig ist, Behauptungen, die nicht stimmen, mit Fakten zu entgegnen.

Auch Martin und Maja Haas sind an der Kundgebung, er ist durch seine Frau da, die in dem Bündnis mitarbeitet. Für geht es um die Grundwerte: „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie kommt nicht von selber“. Den Schluss macht wieder Volker Hentschel. Demokratie lebe vom Zuhören und vom Gespräch, nur so bleibe sie lebendig, sagt er. „Bemühen wir uns weiterhin, gute Zuhörer zu sein“. Diese Aktion am Samstag sehen sie als Organisatoren nur als ersten Schritt und wünschen sich, dass aus dem Bündnis noch etwas entsteht, was das demokratisches Miteinander in Weil stärkt. Das nächste Treffen des Bündnisses findet am Dienstag, 21. Mai, um 19 Uhr in der Riedlistraße im Stadtteilzentrum statt.

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