Weil am Rhein Die Jugend soll mitwirken

Marco Fraune
 Foto: sba/Daniel Reinhardt

Zukunft: Mit Kindern und der Jugend die Stadt positiv gestalten / Fachbüro mit Spielleitplanung beauftragt / Ausschuss gibt nur erste Etappe frei

Kinder haben ein Recht auf Beteiligung und genau dieses soll mit einer neuen Spielleitplanung in Weil am Rhein auch mit Leben gefüllt werden. Ein gesamtstädtische Grundlagenkonzept mit Einbeziehung von Kindergarten- und Grundschulkindern sowie der Beauftragung eines Fachbüros sind jetzt auf den Weg gebracht.

Weil am Rhein. Ziel der Umsetzung der Spielleitplanung ist, die Flächen als Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsraum zu betrachten. Es geht um deutlich mehr als um die Summierung von Spielplätzen und die Schaffung neuer Plätze, unterstrich Erster Bürgermeister Christoph Huber im Bau- und Umweltausschuss.

„Es gilt, den gesamten öffentlichen Bereich aus Kinderaugen und mit Jugendlichen zu betrachten.“ Denn mit der Nachverdichtung sind nicht nur viele neue Wohneinheiten geschaffen worden (wir berichteten), sondern damit einhergehend stellt sich für die Stadtverantwortlichen die Frage, wie Aufenthaltsflächen mit Qualität geschaffen werden können.

Die Spielleitplanung stellt zugleich einen Ausfluss aus der „Kinderfreundlichen Kommune“ dar. Dieses Siegel wurde Weil am Rhein 2014 erstmals verliehen und 2019 erfolgte die Zertifizierung für weitere drei Jahre.

Aufwändige Einbindung

Auf die Kinderrechte an der Beteiligung, die auch rechtlich verbrieft sind, verwies auch Astrid Loquai, Leiterin der Stadt- und Grünplanungsabteilung, in der Ausschusssitzung. Nicht nur in der Kinderrechts-Charta, sondern auch im Baugesetzbuch wird auf die angemessene Beteiligung verwiesen. Doch das ist nicht immer einfach, weiß die Expertin. Es sei aber sinnvoll, die stadtweite Kinder-Beteiligung anzugehen. „Das ist sehr aufwendig.“ Deshalb soll das spezialisierte Planungsbüro „Stadtkinder“ aus Dortmund damit beauftragt werden.

In einem ersten Schritt geht es um das flächendeckende Stadtgebiet und die Einbindung der Kinder und Jugendlichen. Je nach Pandemielage soll es hier Hybrid-Angebote geben, also eine Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltung. Der zweite Schritt sieht eine Quartiersauswahl vor, im dritten wären dann einzelne Quartiere an der Reihe.

Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist laut der Stadtplanerin, sichtbare Erfolge vorzuweisen. „Ziel muss sein, dass sie im Anschluss konkrete Ergebnisse sehen.“ Berücksichtigung finden sollen Punkte wie bisherige Angsträume, die Verkehrsgefährdung der jungen Bürger, Vorlieben bei Spielgeräten und auch Freiflächen, die informell bespielt werden, also gar nicht offiziell als solche ausgewiesen sind, aber dennoch locken.

Das vom Büro „Stadtkinder“ vorgelegte Angebot weist mit einer Hybrid-Herangehensweise Kosten in Höhe von rund 107 000 Euro aus. Darin enthalten sind das gesamtstädtische Grundlagenkonzept, die Gebietsauswahl für die quartiersbezogene Spielleitplanung sowie ein Quartierskonzept Spielleitplanung.

Doch direkt schon Grünes Licht für das ganze Verfahren wollte der Bau- und Umweltausschuss noch nicht geben. Vielmehr wird zuerst ein Zwischenergebnis eingefordert, in dem der Mehrwert aufgezeigt werden soll, um dann das Verfahren weiterzuführen.

Axel Schiffmann (UFW) betonte, dass es nicht darum gehen könne, viel Text auf Papier zu bannen, sondern die praktische Umsetzung das Ziel ist. Es sollen mehr als nur drei Kinder erreicht werden, hofft er.

Streifzüge und mehr

Möglichst viele Kinder und Jugendliche sollen auf Streifzügen durch die Stadt mitgenommen werden, erläuterte Loquai. Mit dem Blick links und rechts der Route könnten so Erkenntnisse gewonnen werden. Aber auch mit Klötzchen, Knete oder mit Einzeichnungen auf Karten werde gearbeitet. Zum Abschluss erfolge eine planerische Aufbereitung mit kindgerechter Darstellung.

Eine wichtige Rolle soll bei der Beteiligung auch den beiden Quartiersmanagerinnen in Weil am Rhein, konkret für das Gebiet Hohe Straße und den Stadtteil Friedlingen zukommen. Diese haben laut Huber Kontakte ins Quartier und müssten die Kinder aus den Häusern zur Beteiligung bringen. Von einer Ausarbeitung auf 150 Seiten, die später im Schrank Platz findet, hält auch der Erste Bürgermeister nichts. „Das wäre rausgeschmissenes Geld.“

Zuerst nur erster Schritt

Dass nun ein erster Schritt gegangen wird und dann der Ausschuss nochmals die Wirkung prüfen kann, begrüßte Thomas Bayer (Grüne). „Dann wird daraus ein Ganzes.“ Dann könne er es sich auch besser vorstellen. Den Ansatz, nicht von oben herab die Planungen für Kinder vorzunehmen, hält Johannes Foege (SPD) für den richtigen Weg. Wie Kinder und Akteure eingebunden werden, sei für ihn noch recht vage.

Wenn auf das gesamtstädtische Grundlagenkonzept im zweiten Schritt die Gebietsauswahl erfolgt, hat Stadtplaner Christian Renner schon das neue Quartier Hohe Straße im Blick, das seiner Ansicht nach „ideal“ als Experimentierfeld für eine Vertiefung wäre.

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