Weil am Rhein Die Kunst als Lebensinhalt

Beatrice Ehrlich
Ria Stahlberger vor einer Arbeit von Joachim Czichon, der vor kurzem bei ihr ausgestellt hat. Foto: Beatrice Ehrlich

Seit 40 Jahren gibt es die Weiler Galerie Stahlberger.

Es war die große Zeit der Galerien, als Ria und Hanspeter Stahlberger in den 80er-Jahren ihre Galerie in Weil eröffneten. Werke bekannter Künstler waren hier zu sehen, noch bevor diese große Berühmtheiten und ihre Arbeiten unerschwinglich geworden waren. Sechs Ausstellungen organisierte das kunstbegeisterte Paar in den Anfangszeiten, später vier, und drei, seit Ria Stahlberger die Galerie nach dem Tod ihres Mannes seit 2004 allein führt.

Die erste Ausstellung war „rappelvoll“

Der Impuls zur Galeriegründung kam von außen: Ein Fotograf aus dem Institut für Immunologie in Basel, wo Hanspeter Stahlberger als Grafiker Zeichnungen für Vorträge und wissenschaftliche Publikationen anfertigte, fragte den Kollegen, ob er von Räumen für eine Ausstellung wisse. Damit konnte Stahlberger dienen: Die ehemalige Zahnarztpraxis seines Vaters in der Pfädlistraße stand leer. Für die erste Ausstellung wurden die Waschbecken kurzerhand hinter einer spanischen Wand versteckt, und die Räume füllten sich zum ersten Mal mit Kunstinteressierten. „Es kamen sehr viele. Es war rappelvoll“, erinnert sich Ria Stahlberger.

Resedagrün und Apricot

Und so ging es weiter. Der Teppichboden wurde herausgerissen, die zuvor „klinisch“ weißen Wände in Resedagrün und Apricot gestrichen, Farben, die der Galerie bis heute ihren besonderen Charakter verleihen. Im darauffolgenden Jahr, 1983, im Oktober, gründeten Stahlbergers offiziell ihre Galerie. Künstlerfreunde hatten das lange schon vorausgesehen, berichtet Stahlberger im Rückblick. Denn schon davor hatten sie und ihr Mann sich rege im Kunstbetrieb bewegt, Ausstellungen und Ateliers besucht. Schon als Schülerin in Freiburg hatte sich Stahlberger für zeitgenössische Kunst interessiert. In Düsseldorf bei ihrer Tante hatte sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht, und damals Kontakte zur dort sehr lebendigen Kunstszene geknüpft. Immer wieder hatten die beiden auch Bilder gekauft. Zunächst handelte es sich dabei um kleinere Werke, Litografien, etwa von Jürgen Brodwolf, einem frühen Freund der Familie. „Bestimmt gründet ihr irgendwann mal eine Galerie“, hätten sie immer wieder zu hören bekommen.

Beuys, Oppenheim, Tàpies

Stahlbergers brachten die Kunstwelt nach Weil. Etwa Joseph Beuys, mit dem sie persönlich Kontakt aufnahmen, und dem unter dem Titel „Zirkulationszeit“ eine der frühen Ausstellungen gewidmet war, noch bevor er so bekannt war wie heute. Er habe sie damals beide sehr beeindruckt, sei quasi der Übervater der Galerie gewesen. „Man hat gespürt, dass er eine neue Richtung in die Kunst bringen würde." Oder Meret Oppenheim, mit der schnell eine ganz enge, herzliche Verbindung entstand. Den Katalanen Antoni Tàpies hatten die beiden in einer Ausstellung entdeckt, und ebenfalls in ihrer Galerie ausgestellt. Darüber hinaus bestehen viele Kontakte zu Künstlern aus der Region; Rosa Lachenmeier, Niels Tofahrn, Patrick Luetzelschwab und Konstantin Weber, um nur einige davon zu nennen.

„Die Räume nutzen, die wir haben“

Nie hätten sie beide den Wunsch verspürt, in andere, vielleicht größere Räume umzuziehen, erklärt Stahlberger. Sie hätten sich immer darauf konzentriert, die Räume zu nutzen, die ihnen zur Verfügung standen. Die Wohnung der vierköpfigen Familie befand sich viele Jahre über der ihrer Schwiegereltern unter dem Dach des gleichen Hauses. Und auch wenn sie sich ganz ihrer Leidenschaft verschrieben hätten, Künstlern einen Raum zu bieten, von denen sie beide überzeugt waren – finanzielle Interessen seien damit nie verbunden gewesen, sagt Stahlberger.1998 wurde die Galerie auf Initiative des Künstlers und Professors an der Akademie in Budapest Károly Klimó zur „Budapest Art Expo“ eingeladen.

Ausstellung zum runden Geburtstag im Herbst

Jetzt im August, kurz nach dem Ende der jüngsten Ausstellung mit Werken von Joseph Egan und Joachim Czichon, sind die Galeriewände ungewohnterweise ganz leer. Schon bald soll hier eine Auswahl vieler Werke von Künstlern stehen und hängen, die in der Galerie Stahlberger ausgestellt haben. Ein großes Gemälde von Czichon steht – noch verpackt – bereits an seinem Platz an der Stirnseite des Raums.

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