Weil am Rhein-OB-Wahl Die Leute an einen Tisch bringen

Beatrice Ehrlich
Seit einer Woche ist für sie der Wahlkampf ein Vollzeitjob: Jasmin Ateia Foto: Beatrice Ehrlich

Jasmin Ateia ist Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl. Was ihr wichtig ist, und wo sie handeln will.

Treffpunkt „Café Biene“ in Haltingen: Hier verlaufen zentrale Achsen der Gesamtstadt Weil, hier treten Probleme, die auch die Kernstadt betreffen, offen zutage.

Die Stadt Weil am Rhein kennt Jasmin Ateia mittlerweile ziemlich gut. Schon im Februar vergangenen Jahres ist sie über den Grünen-Kreisverband angefragt worden, ob sie sich eine Kandidatur vorstellen kann. Wer hinschaute, hat sie seitdem hier und da schon sehen können: mit dem Fahrrad unterwegs zwischen Weil und Haltingen oder auch beim Weiler Wirtschaftstreffen, wo sie 2023 schon dabei war. Nachdem sie im November ihre Kandidatur bekannt gemacht hatte, sei es wie eine Kettenreaktion gewesen, sagt sie. Auf den ersten Termin folgten viele weitere Einladungen.

„Haus des Ehrenamts“ für Engagierte

Zuhören: Was ihr bei vielen Begegnungen aufgefallen ist, hat sie zu Schwerpunktthemen ihrer Kampagne gemacht. Etwa das Ehrenamt: Erstaunlich viele in Weil seien in unterscheidlichsten Bereichen aktiv, hat sie beobachtet. Ihre Idee: in einem „Haus des Ehrenamts“ die Kräfte zu bündeln. Dort sollen Treffen der Engagierten und kleinere Veranstaltungen stattfinden. Parallel dazu soll eine Stabstelle „Bürgerschaftliches Engagement“ eingerichtet werden. Hier könnten Fragen beantwortet, Genehmigungen eingeholt und Termine in einem Belegungskalender eingestellt werden. Diese Vorschläge seien bei allen auf positive Resonanz gestoßen, hält sie fest.

Ganz klar für die Tramverlängerung

Ein großes Thema ist die Innenstadtentwicklung. Das treibe die Leute um, nicht nur in der Kernstadt. Auch die Haltinger hätten dazu eine Meinung. „Darin verbirgt sich großes Potenzial“, ist sich Ateia sicher. Ganz klar spricht sie sich für eine Verlängerung der Tramlinie 8 aus. Damit würde nicht nur ein barrierefreies Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, etwa für Leute, die nicht gut zu Fuß sind, sondern die Innenstadt insgesamt würde aufgewertet. Von Bordsteinen entlang der Tramstrecke würde sie absehen. Und, so betont sie: „Der Verkehr darf sich nicht in die Seitenstraßen verlagern.“ Sie sei zuversichtlich, dass dies durch ganzheitliche Planung vermieden werden könnte.

Mit der Tasse in der Hand von Laden zu Laden

Entlang der Hauptstraße sieht Ateia Handlungsbedarf über Aktivitäten einzelner Ladeninhaber hinaus. Es müsse gemeinsam etwas auf die Beine gestellt werden: Anlässe, um mit einer Tasse in der Hand von Geschäft zu Geschäft zu bummeln. Mehr Sitzgelegenheiten, Begrünung und Beschattung wären ein „nice to have“ im zweiten Schritt.

Über Sauberkeit und Lärm wird viel gesprochen. Beim Frauen- und Mädchentreff in Friedlingen hätten sich die Teilnehmerinnen zuletzt bitter beschwert über das Müllproblem in dem Weiler Stadtteil. Ihre Antwort: Mehr und größere Mülleimer, Verstöße ahnden und strafen sowie eine öffentliche Kampagne, die an die Eigenverantwortung der Einwohner appelliert.

Händler, Vereine und Bürger mit einbeziehen

Gestalten: Wirtschaftliche Entwicklung und Innenstadtentwicklung gehören zusammen, sagt Ateia. Mit den Händlern will sie ins Gespräch gehen und einen „runden Tisch“ zusammenrufen. „Es wäre toll, wenn eine städtische Wirtschaftsförderung die Kapazitäten dafür hätte“. Was die künftige Energieversorgung in Weil am Rhein betrifft, richtet sie den Blick auf eine Zusammenarbeit mit der Schweiz und Frankreich, gerade auch im industriellen Bereich. „Wir müssen digitaler werden“, heißt ihr Anspruch an die öffentliche Verwaltung – damit Bürger ihre Angelegenheiten von zu Hause aus regeln können.

Was können Vereine abdecken?

Im Hinblick auf den kommenden Anspruch auf längere Betreuung für Grundschulkinder hat sie alle Sportvereine angeschrieben mit der Frage, was diese abdecken könnten. Den Fachkräftemangel hat sie im Auge. Ohne Personal sei alles nichts. Unterstützt wird sie zur Zeit von einem Wahlkampfmanager und von den Grünen, weitere Bündnisse würden noch geschmiedet. Seit rund einer Woche widmet sie sich ihrem Wahlkampf in Vollzeit. Von ihrem Beruf, der Leitung eines Abgeordnetenbüros, hat die Mutter zweier Töchter (vier und sieben Jahre alt), eine Auszeit genommen. „In den nächsten Wochen werde ich mich auf den Haustürwahlkampf konzentrieren“, kündigt sie an.

Ein Quartierstreff für jeden Stadtteil

In acht Jahren: Ateias Vision ist, dass die Hauptstraße eine wunderschöne Einkaufsstraße mit vielen Läden und gastronomischen Angeboten ist. Dass Weil – mit Blick auf stark versiegelte Flächen – klimaresilienter ist. Vereine und Feuerwehr haben keine Nachwuchssorgen mehr, Nahversorgung ist auf kurzen Wegen möglich. Dazu gehört für sie, dass jeder Stadtteil einen Quartierstreff hat.

In eigenen Worten

Das bin ich:
 „Dinge umsetzen ist mir ganz wichtig. Ich plane gern, bin relativ ungeduldig und kommuniziere sehr gern mit Menschen. Mein Ziel ist, verschiedene Perspektiven zusammenzuführen und Prozesse zu optimieren. Dafür sollten sich viele hinter einem Ziel versammeln, denn: Wenn Du weit gehen willst, dann geh’ zusammen.“

Das zeichnet mich aus:
 „Aus meiner vielfältigen Lebens- und Berufserfahrung habe ich immer viel mitgenommen: zum Beispiel die Gestaltung einer Arbeitskultur mit verschiedenen Partnern.“
Dafür brenne ich
 (lacht): „Für Prozessoptimierung. Im Grundsatz ist mir Gerechtigkeit sehr wichtig. Und ich brenne für eine Stadt, in der alle gerne leben.“

 

 

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