^ Weil am Rhein: Die meisten bleiben zu Hause - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Die meisten bleiben zu Hause

Adrian Steineck

Ein Stadtbummel in Zeiten der Pandemie /Von Rücksichtnahme und wählerischen Zootieren

Weil am Rhein - Die Stadt Weil am Rhein befindet sich wie bundesweit alle Städte und Kommunen seit dem 2. November im sogenannten Teil-Lockdown, seit dem 16. Dezember im harten oder verschärften Lockdown. Wie sich das auf das öffentliche Leben in der Innenstadt auswirkt, das hat sich unsere Zeitung bei einem Stadtbummel angesehen.

Was ist eigentlich los, wenn nichts los ist? Die Antwort: Überraschend viel. Zwar liegt das öffentliche Leben weitgehend brach, die meisten Menschen halten sich an die Empfehlung der Bundesregierung, zuhause zu bleiben. Dennoch lässt sich vieles beobachten: von Szenen gegenseitiger Rücksichtnahme bis hin zu wählerischen Tieren im Basler „Zolli“.

Rücksicht im Nahverkehr

Der Bus am Samstagmittag ist zweierlei: pünktlich und nahezu leer. Lediglich eine Handvoll Menschen sitzen darin, sodass das Einhalten des Sicherheitsabstandes kein Problem darstellt. Einige Haltestellen weiter aber droht es kurzzeitig zu voll zu werden: Ein Rollstuhlfahrer mit Begleitperson und zwei Elternteile mit Kinderwagen steigen nacheinander zu, was auf dem für solche Fälle vorgesehenen Platz in der Mitte des Busses für enge Verhältnisse sorgt.

Der Busfahrer weist höflich und gelassen darauf hin, dass der Ausstieg jederzeit frei bleiben muss, woraufhin zunächst ein Vater mit Kinderwagen anbietet, wieder auszusteigen. Schließlich aber finden doch alle drei Platz, und das Aussteigen ist dennoch möglich, ohne dass es zu eng wird oder sich bei einem der Fahrgäste Unruhe oder Unwillen einstellt. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme geht offenbar so manches.

Bummler gibt es keine

In der Weiler Innenstadt ist es derweil nahezu menschenleer. Die wenigen, die unterwegs sind, wirken zielstrebig und gehen schnell ihrer Wege. Zum willkürlichen Bummeln ist niemand in die Innenstadt zwischen Sparkassenkreisel und Tramhaltestelle gekommen.

Auch im Kaufring ist vergleichsweise wenig los. Es gibt zwei separate Eingänge, je nachdem, ob jemand zur Post oder in die Lebensmittel- und die Schreibwarenabteilung des Kaufhauses will. Die meisten zieht es zu den Lebensmitteln. Auch hier das gleiche Bild wie draußen: Jeder greift sich zielstrebig die gewünschten Waren aus dem Regal.

Auch in der Zeitschriftenabteilung fällt das Schmökern in den ausgelegten Magazinen weg, jeder schaut, dass er seinen Einkauf rasch erledigt.

Die Atmosphäre wirkt aber auch leicht bedrückend: Absperrgitter trennen die offenen von den geschlossenen Abteilungen, viele Regale sind abgedeckt, die Rolltreppe ins Obergeschoss versperrt. Hier wurden offenbar Lehren aus dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr gezogen, als die Abtrennung der einzelnen Abteilungen und Zugänge noch nicht so strikt markiert wurde.

Leere im Tram 8

Gähnende Leere herrscht an der Haltestelle der Tramlinie 8 oberhalb des Weiler Bahnhofs. Es ist Samstag, gegen 12.10 Uhr. Als einziger Fahrgast hat man Zeit und Muße, sich zu überlegen, wann man selbst eigentlich zuletzt im Tram gesessen hat.

Auf dem News-Monitor ist zu lesen, dass die Christbäume der vergangenen Weihnacht nicht in den Basler Zoo gebracht werden sollen, da die Zolli-Tiere offenbar wählerisch sind und die bei uns beliebten Nordmanntannen nicht mögen. Wann hat man eigentlich zuletzt den Basler Zoo besucht? Kurz vor der Abfahrt steigt ein weiterer Fahrgast in der orangen Warnweste eines Bauarbeiters zu.

Das Koi-Becken ist verwaist

Im Rheincenter ist ebenfalls wenig los. Vor dem Becken mit den Koi-Karpfen, sonst ein Publikumsmagnet und Garant für staunende Kinderaugen, steht ein einzelner Mann mit seinem Sohn. Die Treppe ins zweite Obergeschoss, hinauf zum Kinopalast, ist mit einem Gitter versperrt. Die Hinweise zum Lockdown und den Hygienemaßnahmen im Kino sind bereits mehrfach mit Aktualisierungen überklebt worden.

Draußen bietet sich das gleiche Bild. Die vermummten Fußgänger hasten hin und her, kaum jemand spricht mit dem anderen. Ein junges Mädchen fährt auf dem Zugang zur Dreiländerbrücke Skateboard, ihre Zöpfe fliegen im Wind. Sie lacht hell. Ein flüchtiger Eindruck, der bleibt von diesem speziellen Stadtbummel – und der die Vorfreude auf unbeschwertere Zeiten weckt.

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