Um sich für ihre anspruchsvollen Einsätze zu rüsten, trainieren die 27 Einsatzkräfte der DLRG Wasserrettung Weil am Rhein regelmäßig am Weiler Hafen.
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Mit Volltempo braust das Motorboot der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) durch das Wasser. „Person über Bord!“ ruft plötzlich jemand laut. Der Bootsführer dreht bei. Das Boot wendet scharf und liegt für einen Moment steil in der Kurve. Jetzt scheint die tief stehende Sonne dem Bootsführer direkt ins Gesicht, die Wasseroberfläche liegt in gleißendem Licht.
Um die verunglückte Person ansteuern zu können, ist die Hilfe der anderen notwendig. „Person auf 11 Uhr“, ruft Lea Hunger, eine der beiden Wasserrettern im Boot, und zeigt mit dem Arm nach links.
Rettung aus dem Fluss
Dann folgt ein Schritt auf den anderen: Die Bugklappe wird heruntergelassen, ein schmales Kunststoffbrett, das Spineboard, wird in Stellung gebracht, auf dem der Verunglückte ins Boot gezogen werden soll. Erst kurz vor ihm kommt das Boot zum Stehen.
Während Hunger aufpasst, dass er – Gruppenmitglied Stephan Böhringer hat die Rolle des Verunglückten übernommen – nicht ans Boot stößt, platziert der andere vorsichtig das Brett an dessen Kopf.
„Spineboard stechen“ – vorsichtig, aber entschieden schieben die beiden Wasserretter das weiße Kunststoffbrett unter den Rücken ihres Kollegen ins Wasser, halten ihn darauf fest, und ziehen das Brett dann mit einem Ruck an Bord. Durch die steife Unterlage wird er Rücken der verunglückten Person geschützt. An Bord erfolgt dann die Erste Hilfe.
Mit voller Ausrüstung
Weil es so warm ist, tragen die Wasserretter keine Neoprenanzüge wie sonst beim Training üblich, erklärt Bootsführer Julian Matt. Sie schützen vor Kälte, aber auch vor Stößen, etwa wenn es bei einer Rettungsaktion auf dem Bootsdeck hoch hergeht.
Lea Hunger zeigt, was sie außerdem an ihrer Rettungsweste trägt: ein Messer zum Freischneiden, wenn nötig, und eine Pfeife, um Signale zu geben. Die meisten Mitglieder der DLRG-Wasserrettung haben sich über die reine Ausbildung zum Wasserretter hinaus spezialisiert: Unter ihnen sind Einsatztaucher, Bootsführer, Funker und Fahrzeugführer sowie Strömungsretter. Letztere kommen in Gewässern zum Einsatz, in denen das Wasser mit drei Metern pro Sekunde oder schneller fließt, erläutert Einsatzleiter Stephan Matt.
Einsätze auch in Basel
Dies ist etwa bei Hochwasser an den Isteiner Schwellen der Fall, im Wildwasserkanal in Hüningen oder bei Tauwetter auch in der Wiese. Im vergangenen Jahr haben die Strömungsretter Arbeiter abgesichert, die zur Befestigung einer Brücke in Maulburg Steine in den Fluss einbrachten.
15 bis 20 Einsätze absolviert die Einsatzgruppe im Jahr, zuletzt vor kurzem, als die Weiler DLRG im Auftrag der Feuerwehr Basel zu einer Personensuche beim Tinguely-Museum dazu geholt wurde. In Basel, das über keine eigenständige Wasserrettung verfügt, sind die Weiler regelmäßig im Einsatz, unter anderem gehören die eingedolten, das heißt unterirdischen Sektionen der Birsig zu ihrem Einsatzgebiet der Weiler. „Wir sind letztlich die, die ins Wasser gehen“, sagt Matt.
Kollegialität und Vertrauen
Die Kollegialität ist es, die der Hubschrauberpilot und Informatiker im Hauptberuf, an seinem Engagement bei der DLRG besonders schätzt. „Man lernt, sich zu vertrauen“. Außerdem sei es ein gutes Gefühl, wenn man jemandem habe helfen können. Matt ist seit 1996 bei der DLRG Weil, mit dabei sind auch seine beiden jüngeren Brüder Julian und Simon.
Mit einem „Run-Swim- Run-Test“ hat der Übungsabend begonnen. Dabei rennen und schwimmen die Gruppenmitglieder im Wechsel, einmal allein, einmal mit einer abzuschleppenden Person im Schlepp.
Für die geübten Rettungsschwimmer ist das ein Leichtes. In Zweiergruppen üben dann jene, welche gerade nicht mit dem Rettungsboot unterwegs sind, wie man mit dem Rettungsbrett eine Person vom Ufer aus retten kann.
Matt führt vor, wie man mithilfe des Hebelprinzips selbst eine schwere Person aufs Brett holen kann. Danach wechseln die Gruppen. Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen, als die DLRG-Mitglieder ihr Boot in den Hafen zurückbringen und das Material verstauen.
Hintergrund
Die DLRG Wasserrettung Weil am Rhein deckt gemeinsam mit den Gruppen Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und Waldshut-Tiengen die gesamte Wasserrettung am Hochrhein ab. Das Einsatzgebiet der Gruppe Weil am Rhein erstreckt sich für den Primäreinsatz auf den schiffbaren Bereich des Rheins von der Schleuse Birsfelden in der Schweiz bis zur Schleuse Kembs, den Altrhein vom Stauwehr Märkt bis nach Schliengen sowie im Hinterland die Flüsse Wiese und Kander. Dazu gehören darüber hinaus stehende Gewässer wie der Nonnenmattweiher, die Baggerseen Steinenstadt und Rheinweiler, der Grüttsee in Lörrach sowie kleinere Seen wie im Kurpark Bad Bellingen oder auf dem Weiler Landesgartenschaugelände.