Weil am Rhein Die Retter vom Rheinhafen

Beatrice Ehrlich
Die Weiler Wasserretter nutzen das Hafengebiet für ihre Übungen. Die Bootsführer wechseln sich am Steuer ab. Foto: Beatrice Ehrlich

Um sich für ihre anspruchsvollen Einsätze zu rüsten, trainieren die 27 Einsatzkräfte der DLRG Wasserrettung Weil am Rhein regelmäßig am Weiler Hafen.

Mit Volltempo braust das Motorboot der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) durch das Wasser. „Person über Bord!“ ruft plötzlich jemand laut. Der Bootsführer dreht bei. Das Boot wendet scharf und liegt für einen Moment steil in der Kurve. Jetzt scheint die tief stehende Sonne dem Bootsführer direkt ins Gesicht, die Wasseroberfläche liegt in gleißendem Licht.

Ein Wasserretter zeigt die Richtung an, in der sich die Verunglückte befindet. Foto: Beatrice Ehrlich

Um die verunglückte Person ansteuern zu können, ist die Hilfe der anderen notwendig. „Person auf 11 Uhr“, ruft Lea Hunger, eine der beiden Wasserrettern im Boot, und zeigt mit dem Arm nach links.

Rettung aus dem Fluss

Dann folgt ein Schritt auf den anderen: Die Bugklappe wird heruntergelassen, ein schmales Kunststoffbrett, das Spineboard, wird in Stellung gebracht, auf dem der Verunglückte ins Boot gezogen werden soll. Erst kurz vor ihm kommt das Boot zum Stehen.

Das Spineboard wird in Stellung gebracht. Foto: Beatrice Ehrlich

Während Hunger aufpasst, dass er – Gruppenmitglied Stephan Böhringer hat die Rolle des Verunglückten übernommen – nicht ans Boot stößt, platziert der andere vorsichtig das Brett an dessen Kopf.

Das Spineboard wird unter die verunglückte Person geschoben. Foto: Beatrice Ehrlich

„Spineboard stechen“ – vorsichtig, aber entschieden schieben die beiden Wasserretter das weiße Kunststoffbrett unter den Rücken ihres Kollegen ins Wasser, halten ihn darauf fest, und ziehen das Brett dann mit einem Ruck an Bord. Durch die steife Unterlage wird er Rücken der verunglückten Person geschützt. An Bord erfolgt dann die Erste Hilfe.

Mit voller Ausrüstung

Weil es so warm ist, tragen die Wasserretter keine Neoprenanzüge wie sonst beim Training üblich, erklärt Bootsführer Julian Matt. Sie schützen vor Kälte, aber auch vor Stößen, etwa wenn es bei einer Rettungsaktion auf dem Bootsdeck hoch hergeht.

Erste Hilfe an Bord Foto: Beatrice Ehrlich

Lea Hunger zeigt, was sie außerdem an ihrer Rettungsweste trägt: ein Messer zum Freischneiden, wenn nötig, und eine Pfeife, um Signale zu geben. Die meisten Mitglieder der DLRG-Wasserrettung haben sich über die reine Ausbildung zum Wasserretter hinaus spezialisiert: Unter ihnen sind Einsatztaucher, Bootsführer, Funker und Fahrzeugführer sowie Strömungsretter. Letztere kommen in Gewässern zum Einsatz, in denen das Wasser mit drei Metern pro Sekunde oder schneller fließt, erläutert Einsatzleiter Stephan Matt.

Einsätze auch in Basel

Dies ist etwa bei Hochwasser an den Isteiner Schwellen der Fall, im Wildwasserkanal in Hüningen oder bei Tauwetter auch in der Wiese. Im vergangenen Jahr haben die Strömungsretter Arbeiter abgesichert, die zur Befestigung einer Brücke in Maulburg Steine in den Fluss einbrachten.

Einsatzleiter Stephan Matt Foto: Beatrice Ehrlich

15 bis 20 Einsätze absolviert die Einsatzgruppe im Jahr, zuletzt vor kurzem, als die Weiler DLRG im Auftrag der Feuerwehr Basel zu einer Personensuche beim Tinguely-Museum dazu geholt wurde. In Basel, das über keine eigenständige Wasserrettung verfügt, sind die Weiler regelmäßig im Einsatz, unter anderem gehören die eingedolten, das heißt unterirdischen Sektionen der Birsig zu ihrem Einsatzgebiet der Weiler. „Wir sind letztlich die, die ins Wasser gehen“, sagt Matt.

Kollegialität und Vertrauen

Die Kollegialität ist es, die der Hubschrauberpilot und Informatiker im Hauptberuf, an seinem Engagement bei der DLRG besonders schätzt. „Man lernt, sich zu vertrauen“. Außerdem sei es ein gutes Gefühl, wenn man jemandem habe helfen können. Matt ist seit 1996 bei der DLRG Weil, mit dabei sind auch seine beiden jüngeren Brüder Julian und Simon.

Wasserretter müssen rennen und schwimmen. Foto: Beatrice Ehrlich

Mit einem „Run-Swim- Run-Test“ hat der Übungsabend begonnen. Dabei rennen und schwimmen die Gruppenmitglieder im Wechsel, einmal allein, einmal mit einer abzuschleppenden Person im Schlepp.

Das Abschleppen von Personen wird geübt... Foto: Beatrice Ehrlich

Für die geübten Rettungsschwimmer ist das ein Leichtes. In Zweiergruppen üben dann jene, welche gerade nicht mit dem Rettungsboot unterwegs sind, wie man mit dem Rettungsbrett eine Person vom Ufer aus retten kann.

...ebenso der Umgang mit einem Rettungsbrett. Foto: Beatrice Ehrlich

Matt führt vor, wie man mithilfe des Hebelprinzips selbst eine schwere Person aufs Brett holen kann. Danach wechseln die Gruppen. Die Sonne schickt ihre letzten Strahlen, als die DLRG-Mitglieder ihr Boot in den Hafen zurückbringen und das Material verstauen.

Hintergrund

Die DLRG
 Wasserrettung Weil am Rhein
deckt gemeinsam mit den Gruppen Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und Waldshut-Tiengen die gesamte Wasserrettung am Hochrhein ab. Das Einsatzgebiet der Gruppe Weil am Rhein erstreckt sich für den Primäreinsatz auf den schiffbaren Bereich des Rheins von der Schleuse Birsfelden in der Schweiz bis zur Schleuse Kembs, den Altrhein vom Stauwehr Märkt bis nach Schliengen sowie im Hinterland die Flüsse Wiese und Kander. Dazu gehören darüber hinaus stehende Gewässer wie der Nonnenmattweiher, die Baggerseen Steinenstadt und Rheinweiler, der Grüttsee in Lörrach sowie kleinere Seen wie im Kurpark Bad Bellingen oder auf dem Weiler Landesgartenschaugelände.

Kontakt: Stephan Matt, Leiter Wasserrettung, Tel. 0151/521 972 09, E-Mail: einsatz@weil-am-rhein.DLRG.de

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