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Weil am Rhein Die Unternehmen unterstützen

Weiler Zeitung
Die Gastronomie leidet besonders, auch andere Betriebe sind von der Corona-Krise betroffen. Die WWT zeigt Unterstützungsmöglichkeiten auf. Fotos: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Interview: Wirtschaftsförderung in Zeiten von Corona / WWT-Geschäftsführer Peter Krause liefert Einschätzungen

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Die Corona-Krise ist auch bei den Betrieben in Weil am Rhein deutlich spürbar. Welche Aufgaben für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Weil am Rhein Wirtschaft und Tourismus“ (WWT) zu erledigen sind, schildert dessen Geschäftsführer Peter Krause im Gespräch mit Marco Fraune. Der Experte liefert auch Einschätzungen zur Lage.

Frage: Die WWT betreibt klassische Wirtschaftsförderung. Welche Unterstützung benötigen die Betriebe aktuell allgemein?

Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in unserer Pilotfunktion und dem Aufzeigen der Unterstützungsmöglichkeiten. Wir haben aber auch pragmatisch Unterstützung geleistet, zum Beispiel beim Ausfüllen der Soforthilfe. Auf unserer Homepage haben wir allen Weiler Unternehmen die Möglichkeit gegeben, unter dem Stichwort „Notdienst und Service“ ihre Dienstleistungen während der Coronakrise aufzuzeigen. Es ging bis zu einer Gutscheinaktion für betroffene Händler und Dienstleister. Dieser Auftritt ist für die Unternehmen kostenlos. Es machen 27 Unternehmen mit und einige Gutscheine wurden vermittelt.

Frage: Bei welchen Weiler Unternehmen gibt es denn besonderen Beratungs- beziehungsweise Informationsbedarf?

Es sind in erster Linie die kleineren Unternehmen bis maximal zehn Mitarbeiter, die sich bei uns melden und für jede Information dankbar sind, unabhängig von der Branche.

Frage: Zugleich steht die WWT auch mit der „Wirtschaftsregion Südwest“ eng in Kontakt, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für die Landkreise Lörrach und Waldshut. Welche Rolle übernimmt diese aktuell für Weiler Betriebe?

Die WSW bündelt immer wieder tagesaktuell und blitzschnell sämtliche wichtigen Informationen auf ihrer Homepage. Das ist für uns in der Situation extrem hilfreich und effizient. Hier hat sich die regionale Zusammenarbeit mit der WSW hervorragend bewährt. Damit konnten wir schnell reagieren und den Weiler Unternehmen die richtigen Informationen weitergeben. Innerhalb der ersten zwei Wochen gab es zum Beispiel fünf immer wieder geänderte Anträge für Soforthilfe. Da hat keiner mehr durchgeblickt. Auch die Industrie- und Handelskammer hat neben der WSW eine wichtige Rolle gespielt.

Frage: Weil am Rhein hat mehr Außen- als Binnengrenzen. Welche Sondersituation ergibt sich damit derzeit für die Weiler Betriebe?

Von der Sondersituation ist besonders der Handel betroffen. Die Stadt hat eine hohe Anzahl an Verkaufsflächen und hierfür sind die Kunden aus der Schweiz und Frankreich wichtig, damit entsprechende Umsätze getätigt werden können. Die Kunden fehlen. Am Anfang hat aber auch der Grenzübertritt der Pendler viele Fragen aufgeworfen.

Frage: Schaffen es insbesondere die Händler, die Krise zu überleben?

Der Liquiditätsengpass ist für manche schon heftig, aber ich denke, sie schaffen es schon. Die Händler tun ja auch etwas dafür und sind recht kreativ. Besonders gut haben mir die aktuellen Filme auf Facebook gefallen, die Weil-aktiv mit seinen Mitgliedern auf die Beine gestellt hat. Hier sehe ich eine ganz neue, zeitgemäße und sympathische Präsentation des Handels, die Zukunft hat. Der Franken steht günstig für einen Einkauf in Weil am Rhein, von daher sehe ich die Situation positiv. Es fehlt nur noch die Grenzöffnung.

Frage: Sie treten auch als Vermieter für die Betriebe im Kesselhaus auf: Wie stellt sich dort die Situtation dar?

Natürlich sind auch Unternehmen im Kesselhaus betroffen. Da es sich bei unseren Mietern in der Regel um kleine Unternehmen handelt und häufig auch eine jahrelange, enge Beziehung besteht, haben wir mehr Informationen und bekommen Veränderungen schneller mit. Hier können wir natürlich anders reagieren und wirksam Hilfe anbieten, indem wir zum Beispiel kleinere kostengünstigere Räume anbieten, Staffelmieten aufschieben oder Mieten stunden. Dies passiert im Rahmen der Wirtschaftsförderung auch unabhängig von Corona.

Frage: Und zugleich läuft die Vermarktung des Lofo-Gewerbeparks. Ist das Interesse an einer Ansiedlung von Unternehmen angesichts der Corona-Krise dort gesunken?

Die Unternehmen sind seit der Krise verhalten und denken nicht in erster Linie an Expansion. Splitten von Teams, Schichtarbeit, Hygienemaßnahmen und Homeoffice sind zentrale Themen. Trotzdem hatten wir in den vergangenen drei Monaten auch Anfragen nach Gewerbeflächen.

Frage: Ein weiterer Bereich, um den sich die WWT kümmert, ist der Tourismus. Wann und mit welchen Veränderungen wird die Tourist-Information wieder öffnen - und wie fällt dann wohl die Resonanz aus?

Wir werden dann öffnen, wenn das Reisen in Baden-Württemberg wieder erlaubt ist. Dann natürlich mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen. Wie die Resonanz sein wird, ist momentan schwierig einzuschätzen, wir rechnen – nach der Lockerung der Reisebestimmung – aber eher mit verhaltenen Anfragen.

Frage: Worauf müssen sich die Betreiber der Hotels und Gaststätten einstellen: Wie wird sich Ihrer Einschätzung nach der Standort Weil am Rhein bei den Gästezahlen entwickeln?

Nach einer verhaltenen Anlaufphase werden wir sicher wieder auf das bisherige Niveau der Übernachtungszahlen kommen.

Frage: Die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld hat bislang aber die Kasse in Weil am Rhein klingeln lassen. Glauben Sie, dass das Messewesen in den nächsten Jahren noch einmal zu alter Stärke zurückkehren kann, wovon auch Weiler Betriebe profitieren würden?

Der Rückgang der Messen, beziehungsweise die Verlagerung an andere Standorte, ist ein weltweites Phänomen und nicht nur ein Problem der Messe Basel. Für uns ist Basel als Messestandort nach wie vor wichtig, auch wenn die Entwicklung der Basler Messen seit vielen Jahren rückläufig ist und wir das speziell in der Gastronomie und Hotellerie spüren. Wir können uns nur wünschen, dass Stabilität eintritt. Eine Fachmesse hat dabei natürlich erheblich bessere Chancen als eine Verbrauchermesse. Eine Rückkehr zur alten Stärke sehe ich bei Messen generell nicht, dazu haben sich die Märkte zu stark verändert. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Frage: Das Stadtmarketing liegt ebenfalls in den Händen der WWT: Sollte sich Weil am Rhein in der Nach-Corona-Zeit hier neu erfinden?

Die Arbeit der WWT stellt nur einen Teilbereich des Stadtmarketings dar. Stadtmarketing ist die Summe aller agierenden Kräfte einer Stadt, die im Außen- und Innenmarketing aktiv sind, Identität stiften, ein positives Image verbreiten und die Stadt bekannt machen. Unsere Stadt ist da gut aufgestellt und braucht sich nicht neu erfinden.

Frage: Sie sind ein optimistisch denkender Menschen, wenn ich das so sagen darf: Warum sollten wir in Weil im Bereich Wirtschaft und Tourismus ebenfalls optimistisch für die Zukunft sein?

Weil am Rhein ist – mit seiner zentralen Lage im Dreiländereck – ein Top-Standort. Wir haben hervorragenden Unternehmen in unserer Stadt, ein wirtschaftlich und kulturell spannendes Umfeld und mit Bürgern aus mehr als 100 Nationen eine kreative und dynamische Bevölkerung.

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