Weil am Rhein Die Vergangenheit würdigen

Weiler Zeitung

Feier: Gedenken am Volkstrauertag / Josha Frey hebt die Bedeutung von Versöhnung hervor

Der Opfer von Krieg und Gewalt ist beim gestrigen Volkstrauertag gedacht worden. „Wir dürfen nicht müde werden, zu erinnern – auch wenn in der Europäischen Union seit 70 Jahren Frieden herrscht“, sagte der Landtagsabgeordnete Josha Frey (Grüne) bei seiner Ansprache auf dem Weiler Hauptfriedhof.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Mit dem Gedicht „Flüchtlinge“ des polnischen Schriftstellers Adam Zagajewski wollte Frey verdeutlichen, warum der Volkstrauertag begangen werden müsse. „Die Orte, die er in dem Gedicht nennt, ließen sich leider noch um viele Länder ergänzen“, bedauerte Frey. „Jeden Tag flüchten 37 000 Menschen.“ Krieg, Gewalt und Folter seien weiter gegenwärtig.

Vielen Menschen in der Region sei es wichtig, an die eigene Vergangenheit zu erinnern, meinte Frey mit Blick auf die Gedenktafeln, die kürzlich in Märkt und Bad Bellingen eingeweiht wurden. Diese erinnern an ein nationalsozialistisches Kriegsverbrechen, das sich vor 75 Jahren ereignet hat. „Das Erinnern an Verbrechen ist ein Beispiel, dass Krieg und Hass nie wieder zum Mittel der Politik in Europa werden dürfen“, mahnte Frey. Dies auch im Hinblick auf Gruppierungen, die Kriegsverbrechen relativieren und die Geschichte „schleichend verdrehen“.

Versöhnung für Frieden

Frey zeigte sich überzeugt, dass Menschen und Gesellschaften den Weg der Versöhnung gehen können, wenn auch oft nicht von heute auf morgen. Als Beispiel nannte er die Namibia-Initiative des Landes Baden-Württemberg, in deren Rahmen koloniale Kulturgüter zurückgegeben wurden. Versöhnung sei auch noch nach vielen Jahren möglich, vor allem persönlich. „Dann kann ein Baumstumpf wieder sprießen.“ Gelinge Versöhnung, könne man Frieden gestalten.

Er appellierte, mutig voran zu schreiten, Verantwortung für die Vergangenheit zu übernehmen und derer zu gedenken, die den Mut hatten, sich zu engagieren. „Unsere Aufgabe ist es, ein gerechtes Europa zu gestalten. Jeder soll sich für die wichtigen Säulen unserer Demokratie einsetzen.“

Nur wer die Vergangenheit würdige, könne in der Gegenwart etwas dafür tun, dass die Zukunft eine gute sei, ergänzte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz nach der Kranzniederlegung mit Mitgliedern der Reservistenkameradschaft Weil am Rhein und Hüningens Bürgermeister Jean-Marc Deichtmann. Er wünschte den Besuchern, die Erinnerungen und Gedanken mitzunehmen in die Tage und Wochen, die auf sie zukommen.

Schüler der Realschule Dreiländereck trugen zu Beginn Berichte von Zeitzeugen vor und zeigten Fotos, „um den Opfern des Kriegs ein Gesicht zu geben“. Auch Worte eines Opfers des Syrienkriegs gaben sie wieder und warfen damit auch einen Blick in die heutige Zeit.

Musikalisch umrahmt wurde der Volkstrauertag durch die Weiler Stadtmusik und den Singkreis Haltingen.

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