Weil am Rhein Die Warteliste für Kindergartenplätze ist lang

Saskia Scherer

Räume in ehemaliger Kita Bärenfels sollen wieder genutzt werden, um den Engpass in der Kinderbetreuung abzumildern

In Weil am Rhein befinden sich allein im Ü3-Bereich 135 Kinder auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz. In die Räume der ehemaligen Kita Bärenfels in Friedlingen soll deshalb ab September wieder Leben einkehren: Der Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss hat am Dienstagabend seine Zustimmung signalisiert, dort zwei Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten und eine betreute Spielgruppe einzurichten.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Der bereits bestehende Engpass in der Kinderbetreuung habe sich deutlich verstärkt, erläuterte Hauptamtsleiterin Annette Huber. In der Ü3-Betreuung gebe es derzeit zwei Jahrgänge, die deutlich höhere Geburtenzahlen aufweisen würden als der Durchschnitt in der 3-Länder-Stadt. Diese Jahrgänge benötigen derzeit rund drei Gruppen zusätzlich. Sie werden die Einrichtungen in den Jahren 2023 und 2024 wieder verlassen – solange muss der zusätzliche Bedarf abgedeckt werden, da ein Rechtsanspruch besteht.

Zahlreiche Geflüchtete

Zudem wies Huber darauf hin, dass durch den Krieg in der Ukraine zahlreiche Geflüchtete in die Stadt kommen, größtenteils Frauen und Kinder. Auch diese haben einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Zudem gehe es um das Erlernen von Sprache, Integration und die Möglichkeit, in den Arbeitsmarkt einsteigen zu können.

„Um den Engpass abzumildern, soll die Kita Bärenfels wieder belebt werden“, sagte Huber. In den vorhandenen drei Gruppenräumen sollen zwei Ü3-Gruppen mit je 25 Plätzen und verlängerten Öffnungszeiten sowie eine betreute Spielgruppe für U3-Kinder (dreimal wöchentlich drei Stunden) eingerichtet werden. Letztere soll auch ein niederschwelliges Angebot für Kinder aus der Ukraine sein.

Nutzungsdauer noch unklar

Wie lange die ehemalige Kita Bärenfels zur Überbrückung genutzt werden soll, konnte Huber noch nicht beziffern. Die Stadt baut seit Jahren die Kita-Plätze aus. Im Kita-Jahr 2023/2024 werde im Neubaugebiet „Hohe Straße“ eine neue fünfgruppige Einrichtung zur Verfügung stehen. „Ein Teil der Kinder wird dann dorthin gehen“, kündigte die Hauptamtsleiterin an. Organisatorisch soll die neue alte Einrichtung an das „Haus der kleinen Stühle“ „angedockt“ werden.

Weil die bisherige Ausstattung der Kita Bärenfels teilweise in die neue Kita „Hand in Hand“ im „Juno II“ mitgenommen beziehungsweise auf andere Kindergärten verteilt wurde, müssen die Gruppenräume neu ausgestattet werden. Für die Renovierung und Ausstattung wird mit Kosten in Höhe von 98 000 Euro gerechnet. Die Personalkosten werden mit 235 000 Euro beziffert.

„Es kommen höhere Kosten auf uns zu, auch längerfristig, da Stellen aufgestockt werden müssen, für die Ausstattung und die Instandhaltung“, rechnete Matthias Dirrigl (SPD) zusammen. Er sehe aber die Entwicklung: „Die Nachfrage ist gestiegen, auch durch Zuzüge.“

Dass allein aus dem Ü3-Bereich 135 Kinder auf der Warteliste stehen, sei extrem, betonte Susanne Maria Kraft, Leiterin der Abteilung Soziales, Schulen und Sport. „Das gab es noch nie seitdem ich hier bin.“ Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz beziehe sich aber nicht auf den Stadtteil, in dem man wohnt, bestätigte sie auf Nachfrage von Wolfgang Roth-Greiner (FDP).

Weitere 20 Plätze

Ulrike Fröhlich (Grüne) bezeichnete den Vorschlag als „supergute Idee“. „Ich bin dankbar für die 50 Plätze, aber dann ist immer noch eine große Spanne offen“, bemerkte sie. Durch die zweite Gruppe im Waldkindergarten sollen noch 20 Plätze hinzukommen. „Dann können wir etwas besser atmen“, meinte Kraft.

Zehn Fünfjährige, also Kinder im Vorschulalter, stehen auf der Liste, berichtete sie auf Nachfrage von Fröhlich. Sie werden bevorzugt behandelt, ergänzte Hauptamtsleiterin Huber. „Eine Durchmischung ist wichtig, in einer Gruppe sollen nicht nur Fünfjährige sein. Aber es werden einige reinkommen. Wir sehen die pädagogische Notwendigkeit“, beteuerte Kraft.

Der Ausschuss gab grünes Licht für die Einrichtung der Gruppen und die Bereitstellung von überplanmäßigen Mitteln in Höhe von 175 000 Euro (anteilig für September bis Dezember 2022). Die Gesamtkosten liegen bei 333 000 Euro pro Jahr. Am Dienstag entscheidet der Gemeinderat.

Fehlendes Personal ein Knackpunkt

Der große Knackpunkt bei der geplanten Einrichtung von neuen Gruppen in der ehemaligen Kita Bärenfels sei der allseits bekannte Personal-mangel, bestätigte Huber auf Nachfrage von Irmgard Lorenz (Grüne). „Überlegungen laufen, aber wir können keine Versprechungen machen.“ Wichtig sei allerdings zunächst der „Startschuss“, um die Einrichtung in Betrieb nehmen zu können.

Dem Vorschlag von Susanne Engler (UFW), dass auch Eltern unterstützend in der Betreuung der Kinder tätig sein könnten, erteilte Huber eine Absage: „Die Betriebserlaubnis gibt vor, welche Fachkräfte einzusetzen sind.“

Erlaubnis wohl kein Problem

 Die Betriebserlaubnis muss für die Nutzung der Räume neu erteilt werden, weil die Kita Bärenfels geschlossen wurde, als die bisherigen drei Gruppen in die Kita „Hand in Hand“ umgezogen sind. Die Verwaltung gehe aber nicht davon aus, dass dies ein Problem darstellen wird, sagte Hauptamtsleiterin Annette Huber.

Eva-Maria Bozenhardt (CDU) sorgte sich um neue Vorgaben, etwa im Bereich des Brandschutzes. Das Gebäude sei baurechtlich noch als Kita ausgewiesen, sah Huber hier keine Hindernisse. „Sie wurde ja bis November auch noch genutzt.“

Wechsel auf die Grundschule

Auch im U3-Bereich steigt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen, erläuterte Hauptamtsleiterin Annette Huber auf Nachfrage von Wolfgang Roth-Greiner (FDP). Aufgrund der Verlegung des Einschulungsstichtags sei aber über Jahre jeweils eine Gruppe der Ü3-Kinder mehr im Kindergarten geblieben. Beim Wechsel der geburtenstarken Jahrgänge auf die Grundschule sieht Huber keine Probleme.

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