Weil am Rhein „Dorfbild liegt mir sehr am Herzen“

Weiler Zeitung
Werner Linder, langjähriger Ötlinger Ortsvorsteher, ist rundum zufrieden. Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Interview: Werner Linder war 34 Jahre kommunalpolitisch aktiv und davon 22 Jahre als Ortsvorsteher

34 Jahre war Werner Linder aus Ötlingen kommunalpolitisch aktiv – zunächst als Ortschaftsrat und dann 22 Jahre bis 2009 als Ortsvorsteher. Engagiert und umsichtig hat der heute 75-Jährige in dieser langen Zeit seines Wirkens die Interessen Ötlingens vertreten.

Weil am Rhein-Ötlingen. Siegfried Feuchter sprach mit ihm. Dabei bot Linder Einblicke in sein Leben und seine Aktivitäten.

Frage: Vor zehn Jahren sind Sie in den kommunalpolitischen Ruhestand getreten. Haben Sie es in dieser Zeit schon einmal bereut, aufgehört zu haben?

Zu keiner Minute. Ich hatte damals mit 65 Jahren das Rentenalter erreicht. Meine 22-jährige Amtszeit als Ortsvorsteher war ereignisreich und schön. Doch es war immer mein Ziel, mit 65 Jahren aufzuhören. Auf diesen Tag hatte ich mich auch gefreut, denn nun begann ein ruhigeres Leben mit viel weniger Terminen. Natürlich verfolge ich noch mit Interesse, was im Dorf und in der Stadt so geht. Auch beim monatlichen Altstadträtetreffen, an dem ich gerne teilnehme, machen wir zwar keine Politik mehr, aber wir reden schon über dies und jenes, was uns gefällt und was nicht. Die Treffen sind immer schöne, gesellige Anlässe. Demnächst machen wir einen Ausflug nach Hohenzollern.

Frage: Sind Sie mit der Entwicklung Ihres Heimatdorfs zufrieden, in dem Sie 22 Jahre an der Spitze standen?

Grundsätzlich schon. Aber es gibt auch mal Dinge, die mir nicht gefallen.

Frage: Welche?

Gerade wenn es um ältere Gebäude geht, die umgebaut werden und das Erscheinungsbild des Ortes verändern. Der Ensembleschutz muss gewährleistet sein, und unser Dorfbild liegt mir sehr am Herzen. Ich hatte mir nach dem Rückzug von der Kommunalpolitik vorgenommen, nicht mehr hineinzureden. Daran habe ich mich auch gehalten. Doch in einem schwerwiegenden Fall habe ich es bereut, mich nicht zu Wort gemeldet zu haben.

Frage: Um was ging es da?

Auch um ein Gebäude und die Ortsgestaltung. Aber lassen wir das jetzt. Wichtiger ist, dass die Initiative Gerhard Hanemanns zum Freilichtmuseum Art-Dorf Ötlingen gut getan hat und noch gut tut. Dadurch werden auch viele Leute in unser Dorf gelockt.

Frage: Sie sind noch Nebenerwerbswinzer. Gibt es einen guten Jahrgang?

In jedem Fall, so wie im vergangenen Jahr auch. Es war ein Jahr, in dem die Reben von Krankheiten verschont geblieben sind. Obwohl die Winzer im Interesse der Qualität die Erträge stark reduzieren mussten, gibt es immer noch eine ordentliche Menge. Ich habe vorgestern mit der Lese für neuen Wein begonnen. Unterhalb unseres Hauses habe ich noch Reben mit Mehltau-resistenten Sorten. Das Mostgewicht lag bei erfreulichen 83 Grad Oechsle. In die erste Singstunde nach den Ferien, die am Donnerstagabend war, habe ich „Neuen“ mitgebracht.

Frage: Wieviel Reben bewirtschaften Sie?

Noch acht Ar. Das ist gerade so viel, dass es noch Spaß macht. Früher hatte ich drei Hektar Reben, doch die habe ich verpachtet.

Frage: Sind Sie als gelernter Holzwirt und Holzhauermeister sonst noch landwirtschaftlich tätig?

Nein, ich habe alle Flächen verpachtet. So bin ich ungebunden und kann spontan auch mal wegfahren. Zum Beispiel mit dem E-Bike. Erst gestern hatte ich eine 45 Kilometer lange Tour unternommen. Das macht Spaß. Das E-Bike ist die beste Erfindung für jemanden, der in einem Dorf auf dem Berg wohnt. Man hat halt einen viel größeren Aktionsradius als mit einem normalen Velo. Und sehr gerne bin ich im Wald und mache auch noch für den Hausgebrauch Holz.

Frage: Welche Hobbys pflegen Sie noch?

Skifahren war meine große Leidenschaft, doch damit habe ich im vergangenen Jahr aufgehört. Mit meiner Frau unternehme ich gerne Reisen. In diesem Jahr waren wir schon in Polen und Tschechien, außerdem unternahmen wir eine Ostseekreuzfahrt. Dabei haben wir in Helsinki in einer Markthalle Norbert und Silvia Sedlak aus Weil am Rhein zufällig getroffen. So klein ist die Welt. Und Mallorca steht in diesem Jahr auch noch auf dem Reiseplan.

Frage: Nehmen Sie am Dorfleben noch regen Anteil?

Natürlich. Ich singe nach wie vor sehr gern im Gesangverein – und das seit inzwischen 58 Jahren. Die regelmäßigen Übungsstunden bei der TSG musste ich wegen eines Rückenleidens leider aufgeben. Zum Pflichtprogramm gehören die monatlichen Hocks der Altersmannschaft der Feuerwehr. Es ist also immer etwas geboten, und das ist gut so. Langeweile gibt es keine.

Frage: In Ihrer Amtszeit wurden auch Kontakte zu Ötlingen, ein Stadtteil von Kirchheim unter Teck, im Württembergischen angebahnt. Haben Sie noch Verbindungen?

Gute sogar, vor allem zum dortigen Ortsvorsteher Hermann Kik. Mit ihm und seiner Frau treffe ich mich mit meiner Frau Inge immer wieder mal.

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