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Weil am Rhein Drei Bundespräsidenten bekocht

Siegfried Feuchter
Hansjörg Wöhrle, langjähriger Spitzenkoch, kann am heutigen Dienstag seinen 80. Geburtstag feiern und auf ein erfolgreiches Lebenswerk blicken. Foto: Siegfried Feuchter

Hansjörg Wöhrle, Spitzenkoch, Patron und 53 Jahre bis 2021 Inhaber des Restaurants „Adler“ in Alt-Weil, wird am heutigen Dienstag 80 Jahre alt.

Hansjörg Wöhrle, der den Weiler „Adler“ zu einem der besten Restaurants in der Grenzregion und darüber hinaus machte, den der Schlemmeratlas jahrelang zu den „Top 50-Köchen Deutschlands“ zählte und über dessen Haus 34 Jahre lang ein Michelin-Stern leuchtete, kann sich rühmen, schon drei Bundespräsidenten bekocht zu haben: Theodor Heuss, Walter Scheel und Johannes Rau.

Stelldichein berühmter Gäste

Darüber hinaus gaben sich bei dem Weiler Spitzenkoch im Laufe der über fünf Jahrzehnte prominente Schauspieler und Politiker ein Stelldichein wie zum Beispiel der spätere Bundeskanzler Helmut Kohl, Doppelminister Wolfgang Clement, Ministerpräsident Lothar Späth, Heinz Rühmann, Gunter Sachs, Curd Jürgens, Nadja und Walter Giller oder Gert Fröbe. Das Kompliment, das letzterer im Gästebuch notiert hat, erfreut Hansjörg Wöhrle heute noch: „Wenn ich wieder mal mit dem Zug durch Weil fahre, ziehe ich die Notbremse, um die ausgezeichnete Küche im Adler genießen zu können.“

Einladung von Gorbatschow

Und gefreut hatte sich Hansjörg Wöhrle auch, als Michail Gorbatschow, der damalige Präsident der Sowjetunion, ihn zu einem Gastronomenkongress in den Olympiapark nach Moskau eingeladen hat. „Das war ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt der Jubilar heute noch. Vor 700 Besuchern waren eine Kochvorführung sowie ein Vortrag über das Kochen, den Wein und die Selbstständigkeit sein Part.

Seine Kochkünste, mit denen er Jahr für Jahr Auszeichnungen und Preise in den bekannten Restaurantführern erhielt, waren auch auf der Gorch Fock sowie auf einem Kreuzfahrtschiff zusammen mit „Jahrhundertkoch“ Eckart Witzigmann gefragt. Mit ihm verbindet ihn bis heute eine Freundschaft. Hansjörg Wöhrle, dessen Vater Architekt war, hatte die Liebe zum Kochen durch seine Großmutter entdeckt, die den „Adler“ führte. Bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch in Basel sagte der damals Zwölfjährige zu ihr: „Oma, ich werde Koch.“ Nach einer Lehre bei Hans Ley in der Lörracher „Lerche“ holte er sich in einigen renommierten Häusern in Basel, Genf, Bern, Arosa oder im Spitzenhaus Palace Bürgenstock am Vierwaldstätter See das Rüstzeug für seine Karriere. Mit 25 Jahren und in dritter Generation übernahm Hansjörg Wöhrle dann 1968 den „Adler“.

Kreativer Spitzenkoch und Weinkenner

Mit Kreativität und einer Küche mit respektheischender Raffinesse führte der Spitzenkoch das Altweiler Haus schnell auf ein hohes Niveau und zu kulinarischen Höhenflügen. Denn bereits vier Jahre später errang er den ersten Michelin-Stern. Diesen verteidigte er 34 Jahre in ununterbrochener Reihenfolge bis zum Jahr seiner Herzoperation 2007. Auch nach dem Verlust des begehrten Sterns blieb der „Adler“ ein kulinarisches Aushängeschild und bester Werbeträger für die Stadt Weil. Der Spitzenkoch pflegte die Haute Cuisine sowie eine klassische Küche mit modernen Akzenten. Zudem legte er sich als Weinkenner einen reich bestückten Weinkeller mit Kreszensen aus aller Welt zu.

Aktiv auch in der Ausbildung

Hansjörg Wöhrle war Mitglied in der Gastronomischen Akademie Deutschlands sowie in der Chaîne des Rôtisseurs, die ihn zum „Grand Commandeur“ auszeichnete, und Confrère der Confrérie des Maîtres de la Table, in der er zeitweise auch Schatzmeister war. Er wirkte mit eigenen Rezepten in dem Schweizer Kochlehrbuch Pauli mit und war 38 Jahre Prüfungsvorsitzender bei den Abschlussprüfungen der IHK.

Immer an seiner Seite während des 53-jährigen gastronomischen Wirkens im „Adler“, der auch bei Schweizer Gourmets eine beliebte Adresse war, stand seine Frau Gerda. Sie leitete den Service und war ihm eine wichtige Stütze. Den Hotelbereich baute das Ehepaar nach und nach auf 52 Betten aus, außerdem erweiterte es in den 1990er-Jahren den „Adler“ um das Kellerlokal „Spatz“.

An seinem Ehrentag blickt Hansjörg Wöhrle, der nach dem Verkauf des „Adler“ vor zwei Jahren mit seiner Frau nach Haltingen zog („Der Kreis schließt sich, denn mein Vater war ein Haltinger“), auf sein Lebenswerk zufrieden zurück, das mit unvergesslichen Erlebnissen und vielen interessanten, spannenden Begegnungen verbunden ist. Er hat es noch keine Minute bereut, den „Adler“ 2021 verkauft zu haben. „Es war genau der richtige Zeitpunkt, wenn ich an die heutigen Personalprobleme in der Gastronomie denke“, sagt der Jubilar.

Zufrieden mit dem Lebenswerk

Den Ruhestand genießt Hansjörg Wöhrle. Er besucht Kollegen und Stammtische, trifft Bekannte und Freunde, unternimmt Reisen und ist seit 35 Jahren Fußballfan des SC Freiburg und Stammgast im Stadion. Und heute noch steht er mitunter am heimischen Herd, um sich und seiner Frau etwas Leckeres zuzubereiten. „Es muss ja nicht immer Kaviar sein, auch ein Wurstsalat kann was Feines sein“, sagt er.

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