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Weil am Rhein Dreiländergalerie öffnet erst ein Jahr später

Weiler Zeitung
Eigentlich sollte die Dreiländergalerie schon im Herbst nächsten Jahres eröffnen, nun soll dies ein Jahr später erst der Fall sein. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: 60 Prozent der Verkaufsflächen vermietet / Kein Kita-Betreiber gefunden / Deutlich teurer als 85 Millionen Euro

Die Eröffnung der „Dreiländergalerie“ in Weil am Rhein verzögert sich um ein Jahr. Das hat Cemagg-Geschäftsführer Andreas Thielemeier am Dienstagabend im Gemeinderat mitgeteilt. Welche Geschäfte im Herbst 2021 in dem neuen Einkaufstempel dabei sind, will die Familie Schapira als Investor weiterhin nicht sagen. Diese muss aber mit deutlich mehr als den 85 Millionen Euro an Investitionskosten rechnen.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Angesichts von 60 Prozent vermieteter Fläche gab sich der Cemagg-Geschäftsführer zuversichtlich, zur Eröffnung im Herbst 2021 mit „annähernder Vollvermietung“ starten zu können. Von der Unterbringung einer Kindertagesstätte hat die Cemagg mittlerweile Abstand genommen. Viele Gemeinderäte zweifelten die Glaubwürdigkeit des Unternehmens in der Sitzung an. Sie sorgen sich zudem um eine mögliche längere Sperrung der B3 im Bereich des Weiler Bahnhofs.

Warum die Verzögerung?

Als einen Grund für die einjährige Verzögerung führte Thielemeier den späteren Start des Bauprojekts angesichts der Sperrung der Palmrainbrücke bis Anfang Dezember an, womit am 7. Januar dieses Jahres erst begonnen wurde. Zweiter Grund: Angesichts eines Mehraufwands durch die Beseitigung von 6500 Tonnen Bauschutt im Baugrund sei Zeit drauf gegangen und auch Mehrkosten von etwa 400000 Euro angefallen. Und: Im Rahmen der Tiefbauarbeiten sei es auch zu diversen Nachtragsverhandlungen mit der Firma Bauer gekommen. Es wurde nicht nur gerungen, sondern eine Folge war auch ein zwischenzeitlicher Baustopp (wir berichteten).

Ein weiterer Grund für die Verzögerung: Eine Vergabeproblematik der Bauleistungen führte der Cemagg-Geschäftsführer gb es auch. „Es ist uns wichtig, dass die Qualität im Vordergrund steht“, setze man hier nicht auf ein rumänisches Unternehmen, das schneller und günstiger fertig sein wollte, sondern auf ein bewährtes Bauunternehmen, das schon beim Bau des von der Schapira-Familie errichteten Altersheims im Weil am Rhein im Einsatz war.

Welche Geschäfte?

Wer auf den 16 500 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Geschäft eröffnen wird, teilte der Cemagg-Geschäftsführer trotz früherer Ankündigungen nun vorerst nicht mit. Dies sei die Entscheidung des Investors. 60 Prozent seien aber fest vermietet, was ein „tolles Ergebnis“ sei. Decathlon, Primark, TKMaxx oder auch andere günstige Anbieter sollen nicht darunter sein. Vielmehr setzt die Cemagg weiterhin auf einen höherwertigen Bereich.

Zugleich muss die Familie Schapira als Investor mit einer erheblichen Kostensteigerung bei dem Bau der Dreiändergalerie rechnen. „Sehr, sehr viel teurer“ werde es wohl, kalkuliert Thielemeier grob mit einem um 30 bis 40 Prozent höheren Investitionsvolumen, das ursprünglich mit 85 Millionen Euro angegeben wurde.

Wie lange noch gesperrt?

Noch unklar ist auch, wie es mit der B3-Sperrung über Enden September 2020 aussieht. Da der Bau nun ein Jahr länger dauert, müsse man im Frühjahr nächsten Jahres mit der Stadt nach Lösungen suchen. OB Wolfgang Dietz erinnerte: „Das ist ein Eingriff in die öffentliche Verkehrsfläche.“ Man müsse aber nun erst einmal abwarten, wie sich die vor wenigen Tagen begonnenen Rohbauarbeiten entwickeln.

Keine Kita

Wieder einkassiert wurden die Pläne in dem Einaufstempel, auch eine Kindertagesstätte zu eröffnen. Zehn Anbieter seien angeschrieben worden, mit einem davon seien zwar Gespräche geführt worden, doch ohne erfolgreiches Ergebnis.

Fehlende Glaubwürdigkeit

Im Gemeinderat herrschte angesichts der um ein Jahr verzögerten Eröffnung und der ausbleibenden Bekanntgabe der Mieter-Namen schlechte Stimmung. „Ihre Glaubwürdigkeit hat auch gelitten“, erklärte FDP-Stadtrat Wolfgang Roth-Greiner. Andreas Rühle (UFW) sieht die Glaubwürdigkeit ebenso untergraben. Dessen Fraktionschef Eugen Katzenstein meinte: „Es ist äußerst enttäuschend, was bei Ihnen abläuft.“ Sein Vorschlag, eine dritte Person als Prüfer der Mietverhältnisse zwischen Stadt und Investor zwischenzuschalten, erteilte der Cemagg-Chef direkt eine Absage.“

Erst, wenn das Center betriebsbereit ist, könne man den zugesagten und vorgegebenen Branchenmix kontrollieren, erklärte Erster Bürgermeister Christoph Huber. Auch die Stadt kenne die Namen der bisherigen Mieter nicht.

„Ich bin sehr traurig über die gesamte Entwicklung“, meinte Thomas Harms (FDP). Auch Oberbürgermeister Dietz war wenig begeistert. „Ich bin nicht sonderlich angetan.“ Zumindest beruhigte Thielemeier die Stadtspitze, dass der Investor, speziell Pinchas Schapira, die Immobilie nicht nur bauen und vermieten, sondern auch halten und nicht direkt wieder verkaufen will.

Die Forderung der Politik artikulierten sowohl Katzenstein als auch SPD-Fraktionschef Johannes Foege: „Geben Sie einfach Gas, damit das Ding fertig wird.“

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