Weil am Rhein Ein bezaubernder Konzertabend

Walter Bronner
Die ungeteilte Sympathie ihres Publikums erspielten sich (v.l.) Gritli Kohler-Nyvall, Dieter Lämmlin, Julia Marion und Astrid Knöchlein mit einem reinen Händel-Programm im Neujahrskonzert in der Ötlinger St.-Gallus-Kirche. Foto: Walter Bronner

Neujahrstag: Auftakt des regionalen Konzertjahres 2019 in Ötlingen mit „Amaltheia“-Ensemble.

Weil am Rhein-Ötlingen - Gemessen an seinem immensen Opern- und Oratorienschaffen ist Georg Friedrich Händels Kammermusik-Oeuvre verschwindend klein. Aber immer noch groß genug, um damit einen bezaubernden Konzertabend wie am Neujahrstag in der Ötlinger St.-Gallus-Kirche auszufüllen.

Dies umso mehr, wenn der musikalische Anlass auch noch durch virtuose Orgelstücke aufgelockert wird. Solches Hörvergnügen bescherte das in der Regio neu formierte Ensemble „Amaltheia“ mit Astrid Knöchlein (Barockoboe, Blockflöte), Gritli Kohler-Nyvall (Traversflöte, Blockflöte), Julia Marion (Barockfagott) und Dieter Lämmlin (Cembalo, Orgel) einem stattlichen Publikum, darunter wieder eine große Zahl Stammhörer des klangsinnlichen Neujahrsauftakts mit Kultstatus.

Es gehe mit diesem reinen Händel-Programm nicht um ein besonderes Gedenken an den vor 260 Jahren in London verstorbenen Komponisten, betonte Kulturamtsleiter Tonio Paßlick in seiner kundigen Einführung. Absicht sei vielmehr, ein vernachlässigtes Genre des produktiven barocken Tonschöpfers (sein Werkverzeichnis ist größer als das von Bach und Beethoven zusammen) deutlicher herauszustellen.

Intensiv gepflegt hatte es der junge Händel selbst während seines mehrjährigen Italien-Aufenthalts im Palast eines generösen Gönners in Rom, wo seinerzeit durch päpstliches Dekret Opern-Aufführungen verboten waren. Später in Venedig konnte die feine Gesellschaft nicht genug bekommen von den musikalischen Bühnenwerken des geradezu vergötterten „Il caro Sassone“.

Seine Meisterschaft als Schöpfer musikalischer Kleinformen rückten jetzt die Ötlinger Konzertgeber einmal mehr ins beste Licht, zunächst mit der streckenweise an weihnachtliche Hirtenmusik erinnernde zierliche Triosonate G-Dur (HWV 384) für Oboe, Traversflöte und (der auch in allen weiteren Stücken obligaten) Generalbass-Begleitung an Cembalo und Fagott. Sodann in den harmonisch filigran strukturierten weiteren Triosonaten g-Moll und F-Dur für zwei Blockflöten und Basso continuo und einer vierten in g-Moll für Oboe und Blockflöte.

Das konzertierende Quartett zelebrierte diese liebenswürdige Gesellschaftsmusik mit stupender Intonationssicherheit, erfrischend temperamentvoll in den raschen Passagen und mit berückend- melodischem Schmelz in den Adagio-, Grave- und Largo-Sätzen. Den Mittelteil dieses aparten Auftakts des regionalen Musikjahrs 2019 bestritt Dieter Lämmlin solo mit einer faszinierenden Cembalo-Version der berühmten Arie „Lascia ch’io pianga“ aus der Oper „Rinaldo“ sowie am großen Kircheninstrument mit dem langsamen Satz aus Händels viertem Orgelkonzert (Streicherbegleitung inklusive) und einer bravourös ausgeführten Transkription des original in Streicherbesetzung vertonten „Einzugs der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“.

Als Zugabe erfreuten die Amaltheia-Musikanten mit der auf vier Instrumente reduzierten Bearbeitung eines Allegro-Satzes aus der „Wassermusik“-Suite.

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