Weil am Rhein Ein blitzender „Mülleimer“

Weiler Zeitung

Geschwindigkeit: Keine verdeckten Kontrollen / Es geht um die Verkehrssicherheit

Auffällig unaufällig ist das Radargerät, das aussieht wie ein Mülleimer, vor einem Van an der Weiler Hauptstraße in Höhe des Gasthauses „Alpina“ platziert. Das Fahrzeug ist ausgestattet mit einer Multanova 6F Digitalkamera, während im Auto ein Computer steht, der die gemessenen Geschwindigkeiten aufzeichnet und anzeigt.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein. Die Stadt führt an diesem Mittag auf der Hauptstraße, anschließend auf der Zollfreien Straße bei der Feuerwache sowie in der Ortsdurchfahrt Märkt Geschwindigkeitskontrollen durch. Die meisten Autofahrer halten sich über Mittag auf der Hauptstraße an die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometer. Wer jedoch auf diesem Hauptstraßenabschnitt zwischen zwei Fußgängerüberwegen, auf dem auch der Schulweg vorbeiführt, das Gaspedal zu fest durchdrückt, der wird geblitzt. Während der knapp zweistündigen Kontrolle ist das bei 66 von 907 gemessenen Fahrzeugen der Fall.

„Wir blitzen nicht versteckt“

Im Schnitt überschreiten bei Kontrollen rund zehn Prozent der Autofahrer die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit.

Hubert Strohmeier vom städtischen Ordnungsamt, der wie seine beiden Kollegen Joachim Jahnke und Rainer Rebmann die notwendige Zusatzausbildung als Messleiter absolviert hat, überwacht an diesem Tag zusammen mit Michael Wolf, dem Chef einer Privatfirma aus Offenburg, die seit 24 Jahren für die Stadt tätig ist und ihr 70 000 Euro teures Radargerät für Geschwindigkeitskontrollen zur Verfügung stellt, diesen stark befahrenen Abschnitt. Geschwindigkeitskontrollen sind zwar eine willkommene Einnahmequelle für die Stadt, doch in erster Linie geht es laut Gemeindevollzugsdienst um die Verkehrssicherheit. „Wir blitzen ja nicht versteckt, sondern offen. Das Radargerät steht sichtbar an der Straße. Wer in die Radarfalle reinfährt, macht irgendetwas falsch“, sagt Strohmeier und Wolf ergänzt: „Wer die Radaranlage nicht sieht, der kann auch leicht ein Kind übersehen.“

„Kann ich bar bezahlen?“

Ein Mittdreißiger aus der Schweiz, der vor zwei Minuten bei der Geschwindigkeitsmessung geblitzt worden ist wie 65 andere während der rund zweistündigen Kontrolle auch, kommt auf Hubert Strohmeier vom städtischen Ordnungsamt zu und fragt freundlich: „Wie viel? Kann ich gleich bezahlen?“ Der Messleiter verneint. „In etwa zwei Wochen bekommen Sie den Bußgeldbescheid zugestellt – auch in die Schweiz.“ Der junge Mann bedankt sich für die Auskunft und geht zu seinem Auto zurück.

Die über Mittag geblitzten Fahrzeuge fuhren in der Spitze rund 50 Stundenkilometer. Die Höhe des Bußgelds richtet sich nach der Höhe der Übertretung.

Wann der Blitzer auslöst

Warum der Blitzer in der Tempo 30er-Zone erst ab einer Geschwindigkeit von 39 Stundenkilometern auslöst, erklärt Michael Wolf. Zum einen gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene Toleranzgrenze von fünf Stundenkilometern, zum anderen werden noch zusätzlich drei Kilometer abgezogen. Dies deshalb, weil die in Deutschland zugelassenen vier Radaranlagen unterschiedlich sind. Zwar sind alle geeicht, doch können die Messwerte von Gerät zu Gerät minimal variieren.

In Weil am Rhein werden pro Monat vier Kontrollen zu je sechs Stunden an unterschiedlichen Standorten durchgeführt. Schwerpunkte sind die Hauptstraße von Alt-Weil bis Friedlingen, die Ortsdurchfahrten in Haltingen, Ötlingen und Märkt sowie Straßen an Schulen, Kindergärten und Pflegeheimen. „Aus diesen Bereichen kommen auch die meisten Reklamationen“, weiß Strohmeier. Gelegentlich wird, wie jüngst in Haltingen, auch nachts kontrolliert. Eine Erfahrung macht der Gemeindevollzugsdienst immer wieder. Die Leute schätzen die Geschwindigkeit oft falsch ein. „Das ist auch schwierig und normal“, sagt Strohmeier, der von jeder Kontrolle ein Protokoll anfertigt.

Subjektive Wahrnehmung

Die subjektive Wahrnehmung über die Höhe der Geschwindigkeit ist eine andere und hängt von verschiedenen Faktoren ab – wie zum Beispiel einer Bebauung, der Lärmsituation, der Verkehrsdichte oder der Breite der Straße. Nicht immer sind Autofahrer zu schnell, wie Bürger bei ihren Beschwerden im Rathaus gemeint haben. Das belegen die Kontrollen. Ein Ortschaftsrat eines Weiler Stadtteils beispielsweise, der bei einer Geschwindigkeitsmessung zufällig zugegen war, schätzte die Geschwindigkeit von jeden zweiten Auto falsch ein.

Ein Blitzer – drei Fotos

Löst der Blitzer bei einer Geschwindigkeitsübertretung aus, dann werden als Beweismittel drei Fotos angefertigt: eine Gesamtansicht, ein Foto, auf dem nur das Kennzeichen zu sehen ist und eines, das deutlich den Fahrer zeigt. Dabei darf laut Gesetz aus Gründen des Datenschutzes auf dem Foto nur der Fahrer erkennbar sein, nicht aber Mitfahrer. Auch lassen sich die Fotos auf dem Computer nur mit einer speziellen Software öffnen, ehe sie an das Ordnungsamt zur weiteren Bearbeitung weitergereicht werden.

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