Typische Beispiele dafür hatte am Pfingstsonntag Stadtführerin Susi Engler beim aufschlussreichen Spaziergang durch Haltingens längst verschwundene, ehemalige Barackensiedlung in petto. Genau 70 Interessierte folgten der kundigen Informantin, die mit antiquierter Zopffrisur und im Outfit der Bauersfrauen jener tristen Jahre erschien, als Bomben auf Haltingen fielen, das Dorf großenteils zerstört und die Bevölkerung mehrfach evakuiert wurde. Mit dabei hatte sie auch ein Fahrrad des damals üblichen Modells „alter Göbbel“ nebst einem Spankorb mit Informations- und Anschauungsmaterial.
Ein solcher Korb reichte seinerzeit vielen Ausgebombten aus, um die ihnen verbliebene Habe zu verstauen. Den Verlust von Haus und Hof, die enormen Ernteschäden und die Demütigungen der in den Zufluchtsorten als „Westwallzigeuner“ verspotteten Evakuierten konnten viele der damals betroffenen Erwachsenen nie verwinden, berichtete Susi Engler aus Gesprächen mit inzwischen verstorbenen Zeitzeugen (auch in ihrer eigenen Familie). Ganz anders die Auskünfte, die sie von jenen erhielt, die damals (wie ihr Vater) noch Kinder waren und jene schlimmen Jahre als eine Zeit voller spannender Abenteuer erlebten. In der drangvollen Enge der vom Reichsarbeitsdienst (RAD) errichteten und nach dessen oberstem Reichs-Funktionär Konstantin Hierl benannten Barackensiedlung waren die Kinder der dicht an dicht hausenden Familien oft sich selbst überlassen und nutzten die Freiheit weidlich, um ihrem fantasiegesteuerten Spieltrieb freien Lauf zu lassen. Und da wurde im Sommer schon mal aufgeweichter Teer von der Dachpappe stibitzt und Schlüssellöcher damit verstopft.