Weil am Rhein Ein großer Vordenker im Design

Weiler Zeitung
Victor J. Papanek bei einer Aufnahme zur Sendereihe Design Dimensions auf WNED-TV Channel 17 in Buffalo, New York, 1961–1963 Foto: WNED-TV, mit freundlicher Genehmigung der Victor J. Papanek Foundation Foto: Weiler Zeitung

Vitra Design Museum: Retrospektive über den Designer, Autor und Aktivisten Victor Papanek

Mit der Ausstellung „Victor Papanek: The Politics of Design“ präsentiert das Vitra Design Museum vom 29. September bis zum 10. März 2019 die erste große Retrospektive über den Designer, Autor und Aktivisten Victor J. Papanek (1923 – 1998).

Weil am Rhein. Papanek war seit den 1960er-Jahren einer der wichtigsten Vordenker eines sozial und ökologisch orientierten Designansatzes. Sein Schlüsselwerk „Design for the Real World“ (1971) gilt bis heute als das meistgelesene Buch über Design, das jemals veröffentlicht wurde. Papanek plädiert darin für Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit – Themen, die im heutigen Design aktueller denn je sind.

Hochkarätige Exponate

Die Ausstellung umfasst hochkarätige, teilweise nie gezeigte Exponate wie Zeichnungen, Objekte, Filmdokumente, Manuskripte und Druckgrafik. Ergänzend werden Werke von Zeitgenossen Papaneks der 1960er- bis 1980er-Jahre gezeigt, darunter George Nelson, Richard Buckminster Fuller, Marshall McLuhan und der Radical-Design-Initiative „Global Tools“. Zeitgenössische Werke aus den Bereichen Critical Design und Social Design veranschaulichen Papaneks nachhaltigen Einfluss auf das heutige Design.

Victor Papanek gelang 1939 die Flucht vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus seiner österreichischen Heimat Wien in die USA. Nachdem er zunächst eine klassische Laufbahn als Industriedesigner eingeschlagen hatte, entwickelte Papanek im Laufe der 1960er-Jahre jene konsumkritische Haltung, für die er international bekannt wurde. Diese spiegelte sich auch in seinen Entwürfen, die er oft gemeinsam mit seinen Studenten oder Partnern entwickelte, beispielsweise Fernseher und Radios für afrikanische Länder und Elektrofahrzeuge.

Papaneks eigentliche Bedeutung lag jedoch in seiner Arbeit als Autor und Vermittler eines neuen, kritischen Designverständnisses. Im Laufe seines Lebens unterrichtete Papanek an Universitäten in aller Welt und inspirierte Generationen von Studierenden. Unermüdlich verfolgte er das Ziel, eine möglichst breite gesellschaftliche Debatte über Design zu führen. So moderierte Papanek ab 1961 beispielsweise eine Sendereihe über Design, die US-weit im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Neben seinem Hauptwerk „Design for the Real World“, das bis heute in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde, zementierten weitere Bücher Papaneks Ruf als Pionier des alternativen Designs, etwa „How Things Don’t Work“ (1977) oder „Design for Human Scale“ (1983). Darin nahm Papanek pointiert und humorvoll den blinden Konsumglauben aufs Korn und übertrug die Ideen der 1968er Generation auf praktische Alltagsfragen vieler Menschen.

Die Ausstellung „Victor Papanek: The Politics of Design“ ist in vier Bereiche gegliedert, die Leben und Werk Papaneks ausführlich vorstellen. Nach einer einleitenden, großformatigen Medieninstallation, die Papaneks Thesen in ihrem Zeitkontext präsentiert, folgt eine biografische Übersicht, die Papaneks Leben von der Flucht aus Europa bis zum internationalen Erfolg nachzeichnet. Erstmals konnte dabei auf die Bestände des Papanek-Nachlasses zurückgegriffen werden, der sich heute in der Victor J. Papanek Foundation an der Universität für angewandte Kunst in Wien befindet und viele bislang nie gezeigte Dokumente umfasst.

Konsumkritik

In zwei weiteren Ausstellungsbereichen werden die Hauptthemen von Papaneks Werk betrachtet. Dazu zählen Papaneks grundlegende Konsumkritik und seine Beschäftigung mit gesellschaftlichen Minderheiten ebenso wie sein Einsatz für die Belange der damals so genannten Dritten Welt, für Ökologie und Nachhaltigkeit sowie für eine Kultur des „Making“.

Ergänzt wird die Ausstellung durch rund 20 sorgfältig ausgewählte zeitgenössische Werke, die Papaneks Thesen ins 21. Jahrhundert holen.

„Victor Papanek: The Politics of Design“ ist damit Retrospektive und Themenausstellung zugleich.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Barcelona Design Museum und der Victor J. Papanek Foundation an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

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