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Weil am Rhein Ein lebendiger Ort der Begegnung

Saskia Scherer

Ankommen: Besuch des Treffpunkts zum Austausch für Menschen aus der Ukraine / Viele helfen mit

Dienstagnachmittag im Quartierstreff in der August-Bauer-Straße 3: Frauen trinken gemeinsam Kaffee, Kinder malen bunte Bilder, zwei ältere Damen formen Seifenkugeln. Seit drei Wochen gibt es den Treffpunkt zum Austausch für Menschen aus der Ukraine. Viele kommen jede Woche und genießen die Gesellschaft.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Als der Krieg ausbrach und Bürger aus der Ukraine aus ihrem Land flüchteten, wollte auch Dina Luetzelschwab helfen. „Meine Familie und ich haben uns gefragt, was uns wichtig wäre in einem fremden Land, was uns auffangen würde.“ Die Antwort lautete: Begegnungen, Kontakte knüpfen zu Menschen aus dem eigenen Land. Also kontaktierte sie den Willkommenskreis.

Treffen im Quartier

Bei dessen Koordinatorin Monika Bieber stieß Luetzelschwab auf offene Ohren, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. „Sie fand die Idee toll.“ Bereits bei der Flüchtlingswelle 2015 hatte der Willkommenskreis ein Begegnungscafé ins Leben gerufen. „Das hatte aber mehr integrativen Charakter.“ Im Treffpunkt in der August-Bauer-Straße steht dies noch nicht im Vordergrund. Luetzelschwab erklärte sich bereit, die Koordination zu übernehmen. Da sie selbst im Quartier wohnt und dort auch Freunde hat, kam sie auf den Raum in der August-Bauer-Straße 3 und sprach Quartiersmanagerin Brigitte Lill an. „So wurde der Treffpunkt ins Leben gerufen. In kürzester Zeit hat sich eine tolle Gruppe von Helfern und Kuchenbäckern zusammengefunden“, freut sich die Koordinatorin.

Großes Engagement

Jürgen und Ute Müller aus Haltingen stiften dazu wöchentlich 40 Kilo Kartoffeln, die Haltingerin Sigrid Fuchs („Obst vom Tüllinger“) bringt stets 30 Kilo Äpfel. „Beides geht weg und kommt gut an“, meint Fuchs. Am Memoboard können auch Zettel mit „Ich suche/Ich biete“ angepinnt werden. Eine Ukrainerin suchte einen Einkaufstrolley – beim Termin gestern zog sie ihn bereits stolz hinter sich her.

Für Kinder gibt es ein Malprojekt zum Thema „Meine Heimat und meine Familie“. Einige bunte Bilder zieren bereits die Wand im Quartierstreff. „Einmal wurde auch spontan zusammen gesungen“, erzählt Luetzelschwab. Außerdem arbeitet das Team mit dem benachbarten Familienzentrum Wunderfitz zusammen, das eine Spielzeugkiste zur Verfügung gestellt hat. Des Weiteren waren auch schon Mitarbeiterinnen vor Ort und habe ukrainische Mütter zum Thema Kinderbetreuung informiert.

Bei der Verständigung helfen mehrere Frauen, die Ukrainisch sprechen – zum Teil leben sie schon länger in Weil. Eine Frau ist zwar selbst erst kürzlich aus der Ukraine geflüchtet, arbeitete dort aber als Deutschlehrerin, weiß Luetzelschwab. „Und ansonsten hilft der Google-Übersetzer“, lacht sie.

Der Treffpunkt entwickelt sich auch weiter, weiß Quartiersmanagerin Lill. „Gerade entsteht eine Nähgruppe, ich organisiere noch den Transport.“ Das Engagement finde sie großartig. „Es ist schön zu sehen, wie es lebt.“

Feste Gäste der Treffen am Dienstagnachmittag sind übrigens auch die Schwestern Olesia Osinna und Olena Vishnevska, die am Sonntag bei der Benefiz-Aktion für die Ukraine musiziert haben. „Auch zwei ältere Damen kommen seit dem ersten Mal und sind sehr offen für alles, das finde ich herrlich“, meint Luetzelschwab. Dieses Mal sind sie beim Formen von Seifenkugeln direkt dabei, noch bevor sie eine Tasse Kaffee getrunken haben. „Die Leute kommen immer wieder“, hat auch Fuchs beobachtet.

Eine Idee lautet noch, eine Kleiderkammer zu eröffnen – aber in einem eigenen Raum mit entsprechendem Helferkreis, denn der Treffpunkt soll nicht zur Tauschbörse oder zum „Umsonstladen“ avancieren, betont Luetzelschwab.

Der Treffpunkt zum Austausch findet immer dienstags von 15 bis 17.30 Uhr im Quartierstreff in der August-Bauer-Straße 3 in Weil am Rhein statt.

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