Weil am Rhein Ein Musterbeispiel für Integration

Siegfried Feuchter
Ein starkes Team (v.l.): Die beiden Brüder Ali und Yusuf Arslan Foto: Siegfried Feuchter

Wie sich Yusuf und Ali Arslan ihr Leben in Weil aufgebaut haben.

Für die beiden Geschäftsleute ist Weil am Rhein schon lange zur neuen Heimat geworden, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung unisono betonen. Yusuf Arslan (64) lebt seit genau 50 Jahren in der Grenzstadt. Er war 13 Jahre alt, als er seine alte Heimat, ein Dorf in Anatolien, verließ und 1973 hierher kam. Sein inzwischen verstorbener Vater lebte bereits in Weil, er hatte 1961 die Türkei verlassen und war danach bei der Bundesbahn tätig. Nach und nach zog die ganze Familie nach Deutschland. Nur eine Tante und ein Cousin leben heute noch in der Türkei.

Yusuf Arslan wie auch sein jüngerer Bruder Ali (57) waren schon in jungen Jahren ambitioniert und engagiert und hatten ein festes Ziel im Auge. Sie wollten sich in der neuen Heimat eine Zukunft aufbauen. Und das gelang beiden, denn sie haben die sich ihnen bietenden Chancen genutzt und ihr berufliches Fortkommen selbst in die Hand genommen.

Zwei engagierte Brüder

Yusuf Arslan zog es bereits mit knapp 14 Jahren ins Arbeitsleben. Er ging zunächst nach Riehen in einen Gastronomiebetrieb, wusch unter anderem das Geschirr und reinigte auch das Lokal. Es war eine harte Zeit, die ihn aber prägte genauso wie seine nächste Station, das „Bijou“ in Lörrach mit seiner Schauküche. Hier lernte der Autodidakt das Kochen, vor allem die Fertigkeit, gute Steaks zu braten. 1990 machte er sich in Weil am Rhein mit dem Express-Grill selbstständig, ehe er im Jahr 2000 Nino’s Pizzeria zunächst pachtete und dann unter dem Namen „Yusuf’s Steak Pizza Pasta“ Restaurant zehn Jahre später kaufte.

Die Gastronomie und das Kochen machen Yusuf Arslan großen Spaß, sie war und ist bis heute seine Leidenschaft. Nicht selten dauert sein Arbeitstag 16 Stunden, denn bereits um 8 Uhr steht er in der Küche. Seine ganze Familie, seine Frau Sevda und die beiden Söhne, sind im Betrieb tätig. „Familiärer Zusammenhalt wird bei uns großgeschrieben“, sagt der 64-Jährige. Das trifft genauso auf seinen Bruder Ali zu. Auch bei ihm ist die ganze Familie, seine Frau Ayten und die beiden Söhne, im „Galileos Bar & Restaurant“ tätig. Obwohl die Betriebe der beiden Brüder direkt nebeneinander liegen, gibt es kein Konkurrenzdenken. „Wir ergänzen uns und helfen uns gegenseitig aus“, betonen beide und verweisen auf ein sehr gutes Verhältnis.

Ali Arslan, der 1972 und damit ein Jahr vor seinem älteren Bruder nach Weil am Rhein kam, besuchte die Markgrafenbschule, ehe er eine Kfz-Lehre begann, diese jedoch vor dem Abschluss abbrach, weil sein Drang in die Gastronomie immer stärker geworden war. Er ging zunächst ins Mövenpick, arbeitete danach bei der Deutschen Speisewagengesellschaft, ehe er zu seinem Bruder in den „Express-Grill“ wechselte. 1998 machte sich Ali Arslan dann mit dem „Galileos“ selbstständig. Beide Brüder sind durch Fleiß und Zielstrebigkeit zum Erfolg gekommen. Und beide sind fest verankert in Weil am Rhein.

Fest verankert in Weil

„Man muss selbst etwas dafür tun“, sagt Ali Arslan, wenn man ihn auf die reibungslos verlaufene Integration anspricht. Ein „großes Plus“ für die beiden Brüder war, wie sie herausstellen, dass sie als Jugendliche mit den Eltern am alten Marktplatz wohnten und dort von deutschen Nachbarn umgeben waren. So lernten sie schnell die deutsche Sprache. „Ich habe Fußball und Volleyball gespielt und bin mit deutschen Kindern groß geworden“, erzählt Ali Arslan, der auch einen deutschen Pass hat und von sich sagt: „Ich bin ein Weiler.“ Sein Bruder Yusuf ergänzt: „Viele Landsleute sind in den 1960er Jahren nach Deutschland gekommen und können heute noch kein Deutsch, weil sie immer nur unter sich sind.“

Kontaktfreudig sind beide, der Umgang mit Menschen liegt ihnen. Ali Arslan, dessen großer Stolz sein Enkel ist, spielte früher Fußball beim FC Friedlingen, war Mitbegründer des Fußballclubs Bosporus und war auch beim KSV Weil, den Ringern, aktiv. Die beiden Brüder haben zwar mit zahlreichen türkischen Landsleuten regen Kontakt, doch am meisten „haben wir deutsche Freunde“. Diese starke Verankerung und Vernetzung in Weil spiegelt sich auch darin wider, dass ihre beiden Restaurants beliebte Anlaufpunkte für Weiler Vereine sind. Beide pflegen zudem Stammtische. Eine Institution ist beispielsweise der Dunnschdig-Stammtisch bei Yusuf, dem zahlreiche Geschäftsleute angehören. Dieser Stammtisch engagiert sich immer wieder sozial und unterstützt bedürftige Mitmenschen sowie Sozialprojekte.

In die alte Heimat in Anatolien kommen Yusuf und Ali Arslan nur noch selten. In diesem Sommer waren beide gemeinsam mit ihren Familien im Urlaub wieder einmal dort, um unter anderem auch das Grab der Eltern zu besuchen, die in Weil verstorben sind, aber in ihrem alten Heimatdorf beerdigt sein wollten. Wie verwurzelt beide Brüder hier in der Grenzstadt sind, zeigt folgende Aussage von Ali Arslan: „Wenn ich zwölf Tage in der Türkei bin, dann bekomme ich wieder Sehnsucht nach Weil am Rhein.“

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