^ Weil am Rhein: Ein offener Prozess - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Ein offener Prozess

Saskia Scherer
 Foto: Saskia Scherer

Projekt: Pfarrer Gerd Möller spricht über die Kirchenentwicklung 2030 und was das für Weil am Rhein bedeutet.

Weil am Rhein - Weil die Gesellschaft sich ändert, muss auch die Kirche sich ändern, lautet ein Grund für das Projekt „Kirchenentwicklung 2030“ im Erzbistum Freiburg. Der katholische Pfarrer Gerd Möller, der auch als Dekan der Leiter des Dekanats Wiesental ist, erläutert im Gespräch mit unserer Zeitung, was die Entwicklung für die katholische Kirchengemeinde Weil am Rhein bedeutet.

„Das Projekt ist die Antwort auf demografische, personelle und andere Entwicklungen in der Erzdiözese Freiburg“, sagt Möller. Vor zwei Jahren wurde es unter Erzbischof Stephan Burger gestartet. „Die Frage lautet, wie Kirche in ihrer Vielfalt in die Zukunft gehen kann.“

Damit hängen laut Möller mehrere Paradigmenwechsel zusammen. „Der Erzbischof will, dass Priester und hauptberufliche Mitarbeiter von Verwaltungsaufgaben befreit sind, damit mehr Zeit für die Seelsorge bleibt“, erklärt der Pfarrer. Das sei ein wichtiger Schritt. Der „normale Christ“ werde davon weniger mitbekommen, „aber es ist ein enormer Transformationsprozess“.

Miteinander arbeiten

Ein zweiter Paradigmenwechsel sei viel deutlicher zu spüren: „Bis in die 1990er- Jahre wurde das Bild von Kirche geprägt, dass jeder Pfarrer eine Gemeinde betreut. Bis 2007 hatten die drei Pfarreien St. Peter und Paul, St. Maria sowie Guter Hirte auch jeweils einen eigenen Pfarrer“, blickt Möller zurück. Als er in Weil am Rhein startete, war er schlussendlich der einzige Pfarrer für die drei Pfarreien. „Da steckt für viele auch eine schmerzliche Erfahrung drin. Dass nicht mehr überall vor Ort ein Pfarrer wohnt, empfinden viele als Defizit“, weiß Möller.

Die Kirchenentwicklung 2030 werde voraussichtlich die Bündelung von vielen Kirchengemeinden in einer großen Pfarrei mit sich bringen, die dann flächendeckend identisch mit dem heutigen Dekanat Wiesental sein könnte. „Das sind im Moment Diskussionsprozesse, wie dann die Pfarreien neu aussehen werden.“ Das Dekanat in eine Pfarrei zu überführen, sei schon ein relativ konkretes Denkmodell.

„Es wird natürlich noch jeweils Personal vor Ort geben, aber es wird weniger werden“, meint der Pfarrer. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter würden in Zukunft wesentlich mehr Verantwortung übernehmen. „Das ist eine Chance, weil vieles aufgebrochen werden kann. Aber wir müssen auch sehen, wie wir das Zueinander gestalten, das miteinander Arbeiten von Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Die Kirchenentwicklung 2030 sei ein ganz offener Prozess. „Jeder kann teilnehmen, alles wird offengelegt.“ Jeder aus der Kirchengemeinde könne Rückmeldung geben, auch bei Fragen. Die laufenden Prozesse sollen auch noch rund zwei Jahre dauern. „Für 2022 ist eine abschließende Versammlung geplant, bei der dann die Ergebnisse in ein Papier gebündelt werden.“ Dann könne der Umbau in das neue System bis 2030 in Gang kommen.

Dem Weiler Pfarrgemeinderat, der im April gewählt wurde, hatte Möller ganz bewusst gesagt, dass die Mitglieder in den nächsten fünf Jahren sehr gefordert sein werden. „Das ist keine Entscheidung, die der Erzbischof oder der Pfarrer für die Gemeinde trifft, sondern die Leute, die hier aktiv sind, müssen sehen, wie die Gemeinde der Zukunft aussieht.“ Es gehe um Fragen wie: „Was ist das Wesentliche? Was soll unseren Glauben und unser Leben prägen?“ Dabei habe man auch die karitativen Bereiche im Blick, wie die Wärmestube oder die fünf Kindergärten, deren Träger die Kirchengemeinde ist.

Möller glaubt auch, dass die Corona-Pandemie den Prozess verändern werde. „Bis März hatten wir andere Bereiche angeschaut, jetzt ist alles noch viel pointierter. Wir fragen uns, was die Christen der katholischen Gemeinde brauchen. Und auch ehrenamtlich ist viel gewachsen, das ist kreativ sehr spannend.“

Wie die Kirchengemeinde der Zukunft aussehen wird, dafür gibt es laut Möller also noch kein konkretes Bild. Es sei ein langer Prozess. „Aber wir wollen das Gute bewahren und Festgefahrenes aufgeben.“ Es betreffe ja auch die ganze Diözese. „Jede kleine Stellschraube hat Folgen für das System.“ Mit dem neuen Pfarrgemeinderat habe man aber Räte gefunden, die diesen Weg weitergehen wollen. „Da ist viel Potenzial. Ich freue mich auf die Kreativität und dem Geist freien Lauf zu lassen.“

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading