Weil am Rhein Ein Pandemie-Vorbehalt

Weiler Zeitung
Zuletzt konnte im Jahr 2019 das Bläserfestival in der Weiler Innenstadt über die Bühne gehen. Foto: Marco Fraune

Ausblick: Kulturamtsleiter Peter Spörrer startet unter ganz besonderen Voraussetzungen

Weil am Rhein - Peter Spörrer übernimmt Anfang nächsten Monats offiziell alle Aufgaben seines Vorgängers Tonio Paßlick, der nach 34 Jahren als Leiter des Kulturamtes von Weil am Rhein in den Ruhestand geht. Sein Nachfolger, zuletzt an der Universität der Künste Berlin als Geschäftsführer des ältesten deutschen Musikwettbewerbs tätig, wird bereits seit dem 1. Oktober von Paßlick eingearbeitet. Trotz Shutdown blickt Spörrer voraus: „Prophylaktisch absagen ist keine Alternative.“

Entgegen aller Vorjahre steht für den Kulturbetrieb im Jahr 2021 zumindest in den kommenden Monaten fast alles unter dem „Pandemie-Vorbehalt“. Spörrer hält die derzeitigen Einschränkungen des kulturellen Lebens zwar für aktuell unvermeidbar, empfindet jedoch jeden weiteren Tag im Lockdown als „schmerzlich, sowohl für das Publikum als auch in wesentlich höherem Maße für alle, die im Kulturbetrieb arbeiten und die darunter leiden, nicht auftreten zu dürfen oder ihre Werke nicht zeigen zu können“.

Online-Konzerte schwierig

Um den Menschen in Weil am Rhein auf derzeit zulässige Art und Weise wenigstens etwas Kultur zu bieten, plant er noch für den Winter Aktionen, bei denen Kunst im öffentlichen Raum gezeigt werden soll. Spörrer verweist auch auf die Internetseite www.weiler-kultur.de, auf der sein Vorgänger Paßlick unter der Rubrik „Kulturschaffende“ umfangreiche Informationen zu Akteuren der Bereiche Musik und Kunst veröffentlicht hat: „Auf dieser Seite gibt es viel zu entdecken und ein Klick darauf lohnt sich sicher auch für Menschen, die schon lange in Weil leben.“

Online-Konzerte in oder aus der Stadt anzubieten schätzt Spörrer als schwierig ein: „Zum einen sprechen aktuell die Regelungen zum Zusammentreffen mehrerer Personen gegen gemeinsames Musizieren von größeren Ensembles. Zum anderen sind die Menschen von den Sehgewohnheiten her professionelle Video-Produktionen mit gutem Klang gewohnt. Um jedoch abwechslungsreiche Bilder und einen hochwertigen Sound zu erzeugen, benötigt man viel und gute Technik sowie entsprechendes Personal.“ Das mache diese Projekte sowohl organisatorisch als auch finanziell aufwändig.

Zwei Großveranstaltungen

Sorgen bereiten dem Kulturamtsleiter derzeit vor allem die beiden Großveranstaltungen im Sommer, das für Ende Juni geplante internationale Bläserfestival und das Kieswerk-Open-Air ab Ende Juli: „Das Grundproblem für beide Veranstaltungen ist der benötigte zeitliche Vorlauf. Für solche Events müssten vielen Dinge lange im Vorfeld bestellt oder vertraglich vereinbart werden.“

Obwohl er vermutet, dass sich das Infektionsgeschehen zum Sommer hin temperaturbedingt und auch durch die dann in hohem Maße wohl durchgeführten Impfungen abschwächen werde, könne wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen und Monaten niemand mit Sicherheit garantieren, dass diese beiden Höhepunkte des Veranstaltungskalenders in dem Umfang und auf die Art und Weise umsetzbar sind, wie es zuletzt 2019 der Fall war. Die Veranstaltungen prophylaktisch jetzt schon abzusagen ist für Spörrer jedoch keine Alternative.

Konzepte für Kultur

Er will Kultur baldmöglichst wieder die Öffentlichkeit verschaffen, die sie benötige und verdiene. Man arbeite intensiv an Konzepten, um dieses Dilemma zu lösen und der Bevölkerung auch 2021 unter den weiterhin unklaren Bedingungen und wenn es wieder zulässig ist, ein möglichst vielfältiges Kulturprogramm bieten zu können.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf Spörrers Agenda ist die Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans. Dieses mehr als 80 Seiten umfangreiche Papier dokumentiert zum einen den aktuellen Stand des kulturellen Lebens von Weil am Rhein, andererseits werden darin auch die Ziele für die kommenden Jahre festgelegt. Der Plan soll im Frühjahr fertiggestellt und dann auch durch die städtischen Gremien verabschiedet werden.

Positiv in die Zukunft

Trotz der vielen Einschränkungen blickt der Kulturamtsleiter positiv in die Zukunft: „Es hilft nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Mein Team und ich versuchen, das Beste aus dieser schwierigen Lage zu machen und wir entwickeln Konzepte für Alternativen zu bereits geplanten Veranstaltungen, bereiten sowohl Ausstellungen als auch musikalische Veranstaltungen vor und nutzen die Zeit des Lockdowns für die Digitalisierung unseres Archivs und die Einführung neuer Software-Lösungen, um unsere Arbeitsabläufe noch effizienter und effektiver zu gestalten.“

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