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Weil am Rhein Ein Stück syrische Lebenskultur

Weiler Zeitung
Thanaa Daghistani will ihren Kursteilnehmern die arabische Küche näherbringen. Foto: Scherer Foto: Weiler Zeitung

Portrait: Thanaa Daghistani gibt arabische Sprach- und Kochkurse an der VHS / Vor dem Krieg geflüchtet

Auf dem Esstisch von Thanaa Daghistani stehen Baklava, Zitronenkuchen, Datteln und Nüsse – typisch arabische Naschereien. Die Syrerin, die seit vier Jahren in Deutschland lebt, gibt an der Weiler Volkshochschule Koch- und auch Sprachkurse, die nun wieder beginnen.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. „Ich koche und backe sehr gern“, erzählt die 68-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Am liebsten für ihre große Familie. Sie hat drei Söhne und „drei sehr nette Schwiegertöchter“, wie die Hobbyköchin schmunzelnd erzählt. Außerdem hat sie mehrere Enkelkinder. „Ich finde es schön, wenn man sich trifft und zusammen isst“, schwärmt der Familienmensch. Allerdings ist das nur noch selten der Fall: Nur einer ihrer Söhne wohnt mit Frau und Kindern in der Nähe, die anderen beiden leben und arbeiten in Dubai und London.

Doch der Reihe nach: An der Universität in Damaskus hat Daghistani Biologie studiert, was sie anschließend in Kuwait unterrichtete. Nach der Hochzeit fand ihr Mann einen Job in Saudi-Arabien, also zog das Paar dorthin. 16 Jahre lebte die Syrerin dort, elf davon arbeitete sie ebenfalls als Biologielehrerin, wurde schließlich Rektorin eines Gymnasiums.

Als ihr ältester Sohn die neunte Klasse abgeschlossen hatte, ging es zurück nach Syrien, damit er in Damaskus Medizin studieren konnte. „Die Berufsaussichten sind anschließend besser“, erklärt Daghistani. Auch ihr zweitältester Sohn ist Arzt geworden. Er absolvierte seine Spezialisierung in Deutschland, wo er anschließend Fuß fasste.

Er kümmerte sich auch darum, dass seine Eltern nachkommen konnten. „Wir haben Syrien wegen des Kriegs verlassen“, erklärt Daghistani ernst. „Die Lebensumstände sind sehr schlecht – viele haben keine Arbeit, kein Geld und kein Dach über dem Kopf.“ Auch die Versorgung mit Medikamenten sei nicht einfach. „Wir wollten einfach in Sicherheit sein.“

Zuerst ging Daghistani mit ihrem Mann für eineinhalb Jahre nach Ägypten, bevor es ihnen möglich war, nach Deutschland zu kommen. Kurze Zeit wohnte die Familie in Bad Soden bei Frankfurt, bevor sie nach Weil am Rhein zogen, weil der Sohn eine Stelle in Basel gefunden hatte. „Hier gefällt es mir sehr gut und ich bin sehr dankbar“, sagt die Syrerin.

An der Weiler Volkshochschule lernte sie Deutsch. „Ich hatte zwei sehr nette Lehrerinnen.“ Die beiden unterstützten sie auch, als sie auf die Idee kam, Arabischkurse anzubieten. Damit sei sie bei VHS-Leiter Tom Leischner auf offene Ohren gestoßen. „Also habe ich vor drei Semestern mit einer kleinen Gruppe angefangen“, erinnert die 68-Jährige sich.

Einige Zeit später kamen dann die Kochkurse dazu. In einem Kurs bringt Daghistani den Teilnehmern bei, wie man syrische und orientalische Süßspeisen zubereitet. „Das perfekte syrische Dinner“ sowie „Gesund und köstlich“ heißen die anderen beiden Kurse, die im Oktober und November stattfinden. „Wir kochen viel mit Gemüse und Nüssen“, erklärt die Hobbyköchin. Auf dem Speiseplan stehen etwa Salatgerichte wie „Fattusch“ und „Taboulé“ oder „Ouzi“, das sind gefüllte Blätterteigtaschen.

Neben Kochen und Backen näht und malt Thanaa Daghistani sehr gerne, hört klassische arabische Musik, macht Yoga und geht fast jeden Tag laufen. „Aber das Wichtigste ist die Familie.“

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