Erwachsene spielen Theater
Damit knüpfen die jüngsten Inszenierungen auch an die Idee an, die der Entstehung dieser Gruppe mit ihren dynamischen Veränderungsprozessen zugrunde liegt. Der „Verein Kulturzentrum Kesselhaus“ war ja 2001 aus dem Verein „Theater im Kesselhaus“ hervorgegangen, der in den 1990er-Jahren vom Kulturamt finanzierte und sehr erfolgreiche Produktionen präsentiert hatte. Der Auftrag an den neuen, breiten aufgestellten Verein bestand darin, weiterhin kreative Theater-Arbeit zu fördern. Dies gelang auch sehr erfolgreich mit Projekten wie „Gebirtig“ und Lyrik-Collagen. Ein wichtiger Schritt war aber der gemeinsame Plan mit Karin Maßen von Tempus fugit, die bislang auf Kinder- und Jugendtheater beschränkte Arbeit des Lörracher Vereins um eine Erwachsenen-Theatergruppe im Kesselhaus zu ergänzen.
Berührende Bilder zur wichtigen Fragen unserer Zeit
Karin Maßen konnte sich am Freitag persönlich davon überzeugen, mit welcher Leichtigkeit und Finesse die aktuelle Gruppe einige der wichtigen Fragen unserer Zeit in berührende Bilder umzusetzen vermochte. Auf drei Ebenen beleuchtete die Inszenierung die Identitätssuche – nicht nur als Heranwachsende: alle neun Darsteller spielten sich und zugleich die einzige Hauptperson Orlando. In Kostümen und Gesten, in denen sich Suche und Selbstwahrnehmung zugleich widerspiegeln. Einsamkeit und Gruppenorientierung, Gender-Ahnung und Verwurzelung – während nur ein Mikro-Ständer am Bildrand die akademische Annäherung an Begriffe wie „Biografie“ (eine Erfindung der Wahrheit) verdeutlicht, beleuchten eingestreute lyrische Beschreibungen des Wachstums einer Eiche metaphorisch die Stufen der Persönlichkeitsentwicklung, atmosphärisch vertieft durch die raunende Stimmen von David Auten Ulrike Wohlwender-Seng aus dem Off.