Weil am Rhein Ein Wahrzeichen für das Dorf

Ines Bode
Freude über das neue Wahrzeichen (v.l.): Stadtvertreter Stephan Fischer, Bootsbauer Urs Kohler, Ortsvorsteher Stefan Hofmann, Stellvertreter Christoph Schröder und Pfarrer Jochen Debus. Foto: Ines Bode

Ortsbild: Neuer Weidling in Märkt / Geschichtliche Verbindung mit der Fischerei wird betont

Der lang gezogene Kahn am Festplatz, der korrekterweise „Weidling“ heißt, gehört für Einheimische wie Auswärtige einfach zum Dorfbild dazu. Zwei Jahre war das Boot verschwunden, und im Zuge des diesjährigen Juli-Platzkonzerts konnte ein nagelneues Nachfolgemodell eingeweiht werden.

Von Ines Bode

Weil am Rhein-Märkt. Märkt besitzt bis heute den Ruf als Fischerdorf, und folglich wird die jahrhundertealte Geschichte gepflegt. Ortsvorsteher Stefan Hofmann spannte in seiner Ansprache einen weiten Bogen, der von einfachen wie abenteuerlichen Bedingungen geprägt war. Bilddokumente aus jener Zeit hatte Ortschronist Heinrich Huber zusammengetragen und auf einer Tafel befestigt. Wagehalsige Konstruktionen aus Balken und Brettern dienten 1920, also vor rund 100 Jahren, dem Lachsfang im „kleinen Hafen“ bei Märkt. Dieser Hafen war 350 Meter vom heutigen Stauwehr entfernt. Ein anderes Bild zeigt, wie man 1935 vom Weidling aus im Stehen gefischt hat.

Pfarrer Jochen Debus meinte, diesen Bootstyp habe es vor 1000, wenn nicht gar vor 2000 Jahren schon gegeben. Manche Einwohner wissen noch zu berichten, dass die Männer an der „Krone“, die gegenüber vom Festplatz liegt, ihre Boote festgemacht hatten. So nah kam der Rhein einst der jetzigen Dorfmitte.

Hofmann schilderte, dass die Einkehr 1865 dazu gehörte, und dass es eine Wehranlage gab. Wie schon die Vorgänger sei das neue Boot neun Meter lang und aus Tanne, Fichte und Eiche gearbeitet, wie der Ehrengast und Erbauer Urs Kohler berichtet. Die Eiche wurde übrigens bei Vollmond geschlagen, schmunzelt der Bootsbaumeister aus dem schweizerischen Thayngen nahe Schaffhausen.

Fachmann wurde lange gesucht

Einen Fachmann wie ihn zu finden, sei laut Hofmann eine langwierige Sache gewesen. Involviert war sein Stellvertreter, der Ortschaftsrat Christoph Schröder, vom Beruf her Zimmermann, und daher schwer begeistert von dem neuen Fischerweidling. Anders als man denkt, habe es den Hingucker lange Zeit nicht gegeben. Schröder erinnert sich, dass es vor ungefähr 15 Jahren hieß, im Rhein schaukele ein altes verwaistes Boot, die SH 2243. Der Kahn könnte doch zu Märkt passen. Er wurde abgeholt und sprichwörtlich abgeworfen. Der damalige Ortsvorsteher Heinz Merstetter ging auf Schröder als Zimmermann zu, der fortan alle Reparaturen erledigte. Irgendwann jedoch war der Weidling nicht mehr zu retten. Die mühselige Suche nach adäquatem Ersatz begann. Es fand sich ein ebenfalls betagter Weidling in der Schweiz, dem Schröder jedoch eine kurze Lebensdauer prophezeite. Die Besitzerin war aber wegen des Bootes mit Urs Kohler verbandelt. Und dieser willigte, selbst ein großer Weidling-Fan, ein.

„Stapellauf“ vor einer Woche

Vor einer Woche nun habe man das Modell „auf der Werft von Urs Kohler abgeholt“, witzelte der Ortschef. Befragt, was die Besonderheit sei, gab der Bootsbauer Auskunft, der Weidling besitze niedrigere Bordwände und sei gar nicht fahrtüchtig. Er würde sofort voll Wasser laufen und wohl untergehen. Das liege daran, dass auf die Gummidichtungen verzichtet wurde. Im Falle des Märkter Anschauungsobjektes bedeutet das, jegliches Regenwasser kann ablaufen. So dient der neue Weidling wie der alte als Fotomotiv, wenn etwa ein neuer Ortschaftsrat gewählt wurde, oder den Kindern zum Spielen beim Maibaumaufstellen.

Unterstützung erfuhr das Projekt, das einige tausend Euro gekostet hat, von der Stadtverwaltung sowie von Gönnern. Zur Feier des Tages stimmte der örtliche Musikverein das „Märkter Lied“ an.

Im Anschluss an den offiziellen Teil genossen die Gäste weitere Musikstücke sowie Speisen und Getränke. Reges Interesse galt natürlich auch dem Weidling als heimlichem Ehrengast.

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