Weil am Rhein Ein wichtiges Stück Eisenbahngeschichte

Weiler Zeitung

Reinhold Utke gab vor vielen Eisenbahnfreunden einen gewinnenden Einblick über den Stückgutverkehr

Weil am Rhein-Haltingen. Mit 40 Zuhörern vollbesetzt waren die Schulungsräume des Bahnbetriebswerks Haltingen beim Vortrag von Reinhold Utke zum Thema „Bahnstückgut und bahnamtliche Rollfuhr“. Gekommen waren hauptsächlich ehemalige Eisenbahner, aber auch Hobbyeisenbahner und geschichtsinteressierte Bürger aus Weil am Rhein.

Utke referierte im Rahmen einer Vortragsreihe bei der BSW (Bahn-Sozialwerk)-Gruppe Historische Schienenfahrzeuge in Haltingen. Der Vortrag und die gezeigten Filme aus den Jahren 1978, 1988 und 1989 mit schönen Szenen vom ehemaligen Bahnhof Weil am Rhein und der Güterabfertigung fanden sehr viel Anklang und Beifall.

Schon bei der ersten Eisenbahnfahrt 1835 von Nürnberg nach Fürth wurde auch Fracht, nämlich zwei Bierfässer, be-fördert. Viele Jahre lang war auch die Weiterverteilung des Stückguts noch Sache der Bahn, weshalb es in Weil am Rhein bis vor 20Jahren noch eine Güterabfertigung gab. Sie stammte, wie der Rangierbahnhof und das Bahnbetriebswerk, aus der Zeit um 1912/1913.

Damals entwickelte sich der Güterverkehr bei der Bahn rasant und stärker als der Personenverkehr, berichtete Reinhold Utke. 1958 gab es bundesweit 5897 Stückgutbahnhöfe, danach sank die Zahl bis 1964 auf 3629, bis 1970 auf 1014 und bis 1976 sogar auf 428 Güterabfertigungen und 18 Umladestellen. Zu diesem Rückgang beigetragen hat während der Wirtschaftswunderzeit der Ausbau des Fernstraßennetzes. Die Gründung vieler kleiner Speditionen mit ständig wachsendem Fuhrpark machte der Bahn im Stückgutgeschäft starke Konkurrenz.

Um 1966 betrieb die SWEG die Geschäfte des „Bahnamtlichen Rollfuhrunternehmers“ in Weil am Rhein und dem Markgräflerland, doch bald darauf gab die SWEG das Stückgutgeschäft auf. So wechselte der Vertragsunternehmer der DB am l. März 1968, die Firma Alfred Utke wurde offizieller Bahnrollfuhrunternehmer für Expressgut und Stückgut in Weil am Rhein. Am l. Januar 1988 übernahm der Referent die Firma von seinemVater, sie firmiert seither als Reinhold Utke GmbH - Stückfrachtunternehmen.

Bald wurde aber das Stückgutgeschäft von der Güterabfertigung (GA) Weil an die GA Lörrach abgegeben, und die Firma Utke musste das Stückgut in Lörrach laden. Wagenladungen und Partiegut kamen weiterhin nach Weil an die Rampe. Am 1. Januar 198 9 wurde Utke auch noch Ladeunternehmer der DB am Güterbahnhof Lörrach und war verantwortlich für die Be- und Entladung sowie die Abfertigung der Waggons.

Nach der Wiedervereinigung wurde die Deutsche Bahn AG gegründet und mit ihr die Firma Bahntrans. Große Umschlagszentren entstanden auf der grünen Wiese ohne Bahnanschluss. Am 30. Dezember 1994 wurden die letzten Stückgutwaggons an der Güterabfertigung Lörrach ent- und beladen. Ab da gab es nur noch die Güterabfertigung in Basel an der Erlenstraße. Am 30. April 1997 wurden die letzten Stückgutwagen in Basel abgefertigt. Von da an gab es kein Expressgut und Stückgutgeschäft mehr bei der Deutschen Bahn, das mit Stückgutwaggons zu Umladestellen gefahren und dort verteilt wurde.

u Der nächste Vortrag der BSW-Freizeitgruppe Historische Schienenfahrzeuge findet am Freitag, 7. März, statt. Thema ist das Rollmaterial der Basler Verkehrsbetriebe von Betriebsbeginn bis 1990.

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