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Weil am Rhein Eine Baustelle für Kunstwerke

Alexandra Günzschel

Ausstellung: „Tag des offenen Ateliers“ weicht in leer stehende Halle aus / Video zu Aktion gedreht

Die Halle Süd neben dem Kulturzentrum Kesselhaus ist derzeit komplett entkernt. Wo früher das Unternehmen TFL seinen Sitz hatte, verbreiten aktuell nackter Beton, sichtbare Stahlträger und die Verglasung der Sheddächer ihren ganz eigenen Charme. Gestern wurde die leer stehende Halle für einen Tag zur „Kunstbaustelle“. Die Kesselhaus-Künstler stellten dort ausgewählte Werke aus.

Von Alexandra Günzschel

Weil am Rhein. „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Formate“, meinte dazu Oberbürgermeister Wolfgang Dietz bei einem Vorabtermin. Denn die „Kunstbaustelle“ war ein Ersatz für den „Tag des offenen Ateliers“, der aufgrund der Pandemielage nicht wie gewohnt stattfinden konnte. Die Ateliers im Kesselhaus wären für die zu erwartende Resonanz zu klein gewesen. Die Halle dagegen bot mit rund 1800 Quadratmetern ausreichend Fläche für bis zu 150 geimpfte oder genesene Besucher gleichzeitig. Der Zuspruch war groß. Es herrschte gestern ein ständiges Kommen und Gehen. Doch mehr als 25 Besucher gleichzeitig befanden sich nur selten in der Halle.

Die Idee zu der einmaligen Ausstellung hatte der Künstler Patrick Luetzelschwab, der selbst ein Atelier im Kesselhaus hat. Unterstützt wurde er dabei vom Städtischen Kulturamt und der Weil am Rhein Wirtschaft & Tourismus GmbH (WWT), welche die Halle für die künstlerischen Arbeitenden kostenfrei zur Verfügung stellte.

Präsentiert wurden die weitläufig verteilten Werke vor allem an den Wänden und an eigens aufgestellten Bauzäunen. Einige Skulpturen standen mitten im Raum.

Licht- und Klangeffekte sorgten beim Gang durch die Halle zusätzlich für eine besondere Atmosphäre. Für die Werke wurde auf diese Art ein Rahmen geschaffen, der dazu einlud, sie in dieser einmaligen Ausstellung noch mal ganz neu zu entdecken.

„Es ist schön, so einen Ort kulturell zu bespielen“, sagte der Weiler Kulturamtsleiter Peter Spörrer im Pressegespräch. Für die Lichteffekte hatte er die Farbe Magenta gewählt, da sie schon das Plakat zur Ausstellung dominierte. In der Halle wurden mit diesem Farbton Akzente an Decke und Wänden gesetzt.

Bis kurz vor Toresschluss mussten die Veranstalter um das Kulturereignis bangen. Es wurde befürchtet, dass eine kurzfristig eingeführte „2G plus“-Regel dem Event einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

Videorundgang erstellt

Deshalb, aber auch um das einmalige Ereignis einem größeren Publikum zugänglich zu machen, wurde von der Ausstellung ein Video gedreht. Dabei spannten Spörrer als Filmer und sein Vorgänger im Amt, Tonio Paßlick als Moderator, zusammen.

Der Film zeigt einen Rundumblick durch die Halle und nimmt die kunstinteressierten Zuschauer im Anschluss mit in die Ateliers im Kesselhaus mit weiteren Werken der Künstlerinnen und Künstler. Das Video kann dieser Tage über den YouTube-Kanal des Weiler Kulturamts abgerufen werden.

Einige der Künstler stellten ihre Werke bereits beim Pressegespräch vor. „Ich komme aus der Architektur“, erklärte etwa Volker Bessel zu seiner Trilogie gleich links vom Eingang am Bauzaun. Er bezeichnet sein Werk als Vorstufe eines architektonisches Projekts. Zu erkennen sind dahinfließende Gebäudeteile in kräftigen kontrastreichen Farben, die sich über die drei Bildelemente erstrecken. Bessel sagt, dass die bildende Kunst neben der Architektur für ihn schon immer ein Steckenpferd war.

Ein echter Hingucker in der Halle war das Plastikschiff von Niels Tofahrn, das freischwingend von der Decke hing. Er hat es für eine Ausstellung zum Thema Plastik im Hans-Erni-Museum in Luzern entworfen. Zur naheliegenden Assoziation, der Vermüllung der Meere, wollte Tofahrn gar nicht viel sagen. Er wies stattdessen auf den Entstehungsprozess der Skulptur hin, für die er sich eigens Baupläne für ein echtes Schiff besorgt hatte.

Viele der Fotografien haben die Mitglieder der Fotografischen Gesellschaft Dreiland beigesteuert, die ebenfalls ein Atelier im Kesselhaus unterhält. An der Wand ganz rechts hingen zwei recht unterschiedliche Bilder des Ehepaars Bernhard und Siglinde Wißgott nebeneinander. Während die Fotografie der Frau abstrakt bleibt, könnte man die des Mannes auf den ersten Blick für eine schöne Winterlandschaft halten. Doch der Künstler stellt klar: „Fotografie alleine ist langweilig.“ Seine Landschaft hat er deshalb am Computer nachbearbeitet, unter anderem die Farbe herausgenommen. Auf diese Weise trete die Rinde der Robinien viel besser hervor, erklärte Wißgott. Aus der Nähe betrachtet wirkt seine Fotografie wie ein Gemälde.

FOTOGALERIEWeitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

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