Weil am Rhein Eine besondere Atmosphäre

Ines Bode
Ins Labyrinth mit Brunone Morandi: Es geht um Kommunikation und Stille. Foto: Ines Bode

Beim Tag der offenen Ateliers haben die Künstler ihre Werke vorgestellt – mal still und mal laut.

Kein Mucks dringt aus dem Atelier. Es sind durchaus Besucher da, aber niemand spricht – und siehe da, die Stille zieht Neugierige an. Interessante Begegnungen ließen sich anlässlich des Tags des offenen Ateliers im Kesselhaus erleben.

Es geht um Kommunikation

Da war sie wieder, diese besondere Atmosphäre auf den Gängen und in den Ateliers, die traditionsgemäß am ersten Sonntag im Dezember Einzug hält. Und bei Brunone Morandi war es noch ein bisschen stiller als anderswo. Dabei geht es dem Schweizer um Kommunikation – auf die leise Art. Mit kaum hörbaren Worten versteht er es, eine Besucherin vom Flur ins Atelier zu bewegen. In der Mitte liegt ein dickes schwarzes Stück Stoff mit Markierung, das ein Labyrinth darstellt. Groß ist es nicht. Gleichwohl dauere es zehn Minuten, bis man in der Mitte stehe, sagt er. Erst auf den zweiten Blick wird die winzige Schrift sichtbar, die zweireihig das Band ziert, das wiederum den Weg ins Labyrinth weist. „Komm!“, steht da zu lesen. Und: „Komm näher! Immer näher und dann, dann lass hineingehen.“ Irgendwo in der Mitte steht: „Bei mir erfährst du die Stille.“

Morandi sehe das Ganze als weibliche Stimme, die beim Sprechen enger werde, wie er erläutert. Das wirft Fragen auf. Im Austausch lässt er dem Gast viel Raum zur eigenen Interpretation. Auch zum Nachdenken wolle er anregen. Gar bei einem Sechsjährigem, freut er sich, habe sich das Gespür für diese Art Kunstobjekt gezeigt.

Viele Einfälle

Nebenan wird viel gesprochen. Maritta Winter hat aber auch viele Einfälle. Mitunter komme sie gar nicht nach, lässt sie wissen. Zu bewundern sind Skulpturen, Wandbilder, Collagen-Bilder, in einem Rahmen befindet sich ein blaues gerafftes Stück Netz. Das hat was. Hingucker ist ein großes stehendes Werk an der Wand. Es sei ein Foto, das einen Ausschnitt ihrer Skulpturen zeige – mit Farbe bearbeitet. Ein simpler wie genialer Gedanke.

Die Nachbarin Isa Schäfer hat, wie die Kollegen, Plätzchen und Getränke vorbereitet. Überall durfte man knabbern. Der Blick auf Schäfers Werke zeigt die Vielschichtigkeit, manches wirkt wie von zweitem Pinsel gemalt. Öl, Acryl, Aquarell, alles ist dabei. Unübersehbar die tosende „Flutwelle“, ein Bild mit Signalwirkung und einem kraftvollen Motiv. Es habe sich auf der Hawaii-Insel O’ahu angeboten, sagt die Künstlerin, denn am liebsten arbeite sie direkt vor Ort.

Atelier spricht Bände

Genau 20 Jahre sind Isa Schäfer und ihre Ateliernachbarin Gabriele Moll in der Kunststätte mitten in Friedlingen ansässig. Moll reflektiert ein bisschen ihre Entwicklung: Damals seien Erdtöne ihre Farben gewesen, heute schwöre sie auf rot-orange – und auf blau. Ihr Atelier spricht Bände. Immer wieder steckt jemand den Kopf rein. Überall sprechen die Besucher die Künstler auf ihre neuen Objekte an.

Ein versenktes U-Boot

Alt war indes das Stichwort bei Wolfgang Krell. Konkret ging es um „alte Schinken“: Ölbilder, die im Prinzip „Berge, Tannen, einsame Berghütten und viel Grün“ zeigen. Wenn da mal nicht einer mit dem Rasenmäher kommt: Mit Ölfarbe lasse sich das Grünzeug weg retouchieren, so Krell. Stattdessen lasse sich etwa ein schönes Graffiti auf die Hauswand platzieren. „Schön hier“, steht auf einem Schild eines anderen Schinkens zu lesen – oder „McDonalds“. Mitten hinein in eine vierte Heile-Welt-Szenerie hat er gar in einem kleinen Gewässer ein pechschwarzes U-Boot versenkt – ein russisches. Um all das zu verstehen, stellt sich Krell als deutscher Graffiti-Künstler der ersten Stunde vor. Seine Intention sei das Crossover. Er hat viel Besuch, das Publikum deutet alles Mögliche hinein – bekanntlich ein Ziel der Kunst wie auch des offenen Ateliers.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading