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Weil am Rhein „Eine interessante Herausforderung“

Saskia Scherer

Interview: Tatjana Ullrich zieht nach einem Jahr als Rektorin der Realschule Dreiländereck Bilanz / Kontakte fehlen

Weil am Rhein - Vor genau einem Jahr hat Tatjana Ullrich die Leitung der Realschule Dreiländereck übernommen. Es folgten zwölf Monate, die vor allem von der Corona-Thematik geprägt waren – und ein Ende ist noch nicht Sicht.

Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht die 36-Jährige Bilanz nach ihrem ersten Jahr, spricht über ihre Arbeit im Allgemeinen und wirft auch den Blick 

Anfang Februar 2020 war Ihr erster Arbeitstag als Rektorin an der Realschule, Mitte März folgten die coronabedingten Schulschließungen. Ihren Start hatten Sie sich sicher anders vorgestellt.

Ja klar – nicht ganz so stürmisch. Im Februar hat ja zunächst noch Sturmtief Sabine für Aufregung gesorgt. Dann hatte ich eigentlich vor, erst einmal alle Menschen an der Schule kennenzulernen, von den Schülern über Lehrer bis zum Hausmeister. Stattdessen folgte der erste Lockdown im Frühjahr 2020. So gab es für mich viele organisatorische Aufgaben rund um den Lockdown zu erledigen. Dadurch fehlte leider ein Großteil der Kennlernphase mit vielen, am Schulleben beteiligten Personen.

Die sich immer wieder verändernden Verordnungen sind sicher eine Herausforderung, oder?

Selbstverständlich, schließlich gab es eine Jahresplanung, welche durch Corona permanent angepasst werden musste. Viele Aktionen waren nicht möglich, beziehungsweise es stellte sich häufig die Frage, wie man diese unter den gegebenen Umständen bestmöglich in den Zeitplan integrieren kann oder ob adäquate Alternativen gefunden werden können. Ich denke hier besonders an unsere Abschlussklassen, die sich an weiterführenden Schulen anmelden oder nach einem Ausbildungsplatz suchen sollten. Da mussten wir andere Wege finden, um zu informieren.

Wie sehen diese Wege aus?

Wir haben Informationen in unser neues Online-Tool „Nextcloud“ eingestellt. Dort werden nun zum Beispiel die Anmeldeverfahren erklärt und bei Fragen erhalten die Schüler auf diesem Weg weitere Hilfestellung. Die 15- bis 17-Jährigen muss man jetzt unterstützen und sie so auf den weiteren Weg bringen. Wir sind ja als Schule nicht nur für den Abschluss da, sondern auch für den Anschluss. Für die Schüler ist es wichtig, dass es weitergeht. Somit zeigen wir den Schülern mögliche Alternativen hinsichtlich ihres weiteren Werdegangs auf.

Haben Sie es je bereut, als Schulleiterin die Verantwortung übernommen zu haben?

Grundsätzlich nein. Der Job ist jetzt aufgrund von Corona besonders, aber er gefällt mir. Der Kontakt zu Schülern, Eltern und Kollegen fehlt eben und es muss vieles spontan organisiert werden. Ich hoffe, das wird wieder etwas weniger. Klar denkt man mal: „Was habe ich mir da angetan?“ (lacht). Bereut habe ich es zu keinem Zeitpunkt. Vielmehr sehe ich meine neue Aufgabe als interessante und abwechslungsreiche Herausforderung.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Arbeit?

Eigentlich eben der Kontakt. Es ist immer interessant, zu wissen, wie die Schüler gewisse Dinge sehen und welche Wünsche sie haben. Auch die Gespräche mit den Kollegen und Eltern, die Rückmeldungen geben und auf verschiedene Themen aufmerksam machen, finde ich sehr hilfreich. Der regelmäßige Austausch an unserer Schule ist sehr wichtig und dabei sehr konstruktiv.

Und was am wenigsten?

Wenn man gefühlt zum 100. Mal die gleiche Excel-Tabelle ausfüllen muss (lacht). Bedingt durch Corona haben wir zum Beispiel mehrmals zusätzliche Umfragen durchgeführt, um den Ist-Zustand hinsichtlich aktueller Organisationsthemen an der Schule abzufragen. Das gefällt mir am wenigsten.

Nach einem Jahr: Wie hat sich Ihre Tätigkeit verändert? Sicher verfügen Sie nun auch über eine gewisse Routine?

Wenn es in Zeiten von Corona überhaupt eine Routine gibt... Natürlich geht man entspannter an neue Verordnungen oder ähnliches heran. Derzeit warten wir zum Beispiel auf eine neue Verordnung, wann und in welchem Umfang die Schule wieder geöffnet wird. Wir haben uns hierzu bereits Gedanken gemacht, wie wir bestimmte Szenarien umsetzen können. Das war am Anfang schon anders, da kann ich nun auf Erfahrungen zurückgreifen. Auch beim Tagesablauf gibt es eine gewisse Routine. Ich weiß jetzt, dass 60 Prozent der Anliegen am Tag spontan auftreten und gelöst werden müssen.

Gleichzeitig beeinflusst das Coronavirus seit fast einem Jahr den Alltag – wie ist denn die Stimmung an der Schule?

Die Stimmung ist nicht schlecht. Die Rückmeldungen für das Arbeiten mit Nextcloud und Jitsi sind sehr positiv. Die Eltern vermelden, dass es gut läuft mit dem Homeschooling und auch die Lehrer sind sehr zufrieden. Einem Großteil der Lehrer und Schüler fehlt der Präsenzunterricht jedoch merklich.

Zum einen fehlt natürlich der persönliche Kontakt und zum anderen stellt der Online-Unterricht in einigen Bereichen eine Zusatzbelastung dar – allein bei der täglichen Anwesenheitskontrolle. Wir Lehrer sind schließlich Lehrer geworden, um die Schüler vor Ort zu belehren. So sind wir ausgebildet worden.

Dazu kommt die Ungewissheit, was kommt und wie es weitergehen wird, wann wir wieder öffnen dürfen, und ob wir im schlimmsten Fall sogar noch einmal schließen müssen.

Worauf liegt im laufenden Schuljahr der Fokus – außer Corona?

Unsere Jahresplanung steht. Ausflüge können leider nicht stattfinden, aber die Prüfungstermine sollen – Stand jetzt – bestehen bleiben. Hier ist uns wichtig, dass unsere Abschlussklassen eine optimale Vorbereitung auf die Prüfungen erhalten. Außerdem haben wir Termine für die Berufsorientierung gesetzt. Hierzu zählen Termine für Praktika und Besuche im Berufsinformationszentrum. Wir werden sehen, ob das so stattfinden kann, oder ob Ersatztermine gefunden werden müssen.

Außerdem haben wir uns vorgenommen, das E-Learning weiter voranzubringen und zu optimieren. Es soll nicht nur in Corona-Zeiten nutzbar sein, sondern E-Learning soll zeitnah ebenfalls in den normalen Schulalltag eingebunden werden.

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