Weil am Rhein „Eine lehrreiche, spannende Zeit“

Siegfried Feuchter

Kommunalpolitik: Wie ausscheidende Kommunalpolitiker ihre langjährige Ratstätigkeit bewerten.

Weil am Rhein - Sie haben viele Stunden im Rathaus bei Sitzungen zugebracht, an zahlreichen Besichtigungen, Diskussionen und Veranstaltungen teilgenommen, auch viel Zeit für die Vorbereitung der zu erörternden Themen für die Weiterentwicklung der Stadt aufgewendet und Verantwortung übernommen. Sechs Stadträte hören nach der Kommunalwahl auf. Mit vier von ihnen haben wir gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen befragt.

Die Stadträte, die bei der Kommunalwahl nicht mehr antreten und sich nach vielen Jahren kommunalen Engagements aus der Kommunalpolitik zurückziehen, sind Dr. Dieter Müller, Jürgen Gempp und Dr. Gunter Eberhardt (alle Freie Wähler) sowie Ingrid Pross von den Grünen. Nicht erreicht haben wir Simon Basler (FDP) und Dominik Kolb, der Nachrücker auf der Liste der NPD war, jedoch mit dieser Partei nichts mehr am Hut hat. Alle befragten Räte wollen ihr kommunalpolitisches Engagement nicht missen, und alle raten jungen Menschen, auch einmal zu kandidieren und wichtige Erfahrungen zu sammeln.

Als „lehrreiche, spannende Zeit“ bezeichnet Dieter Müller , Fraktionssprecher der Freien Wähler, die zehnjährige Gemeinderatstätigkeit sowie die jeweils zehnjährige Tätigkeit im Kreistag und Haltinger Ortschaftsrat. Es sei eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Entwicklung der Gemeinde mitbestimmen zu können.

Engagement lohnt sich

„Politik besteht aus Kompromissen, Und man muss immer Mehrheiten finden, wenn man eigene Ideen durchbringen will“, sagt der UFW-Fraktionssprecher, der „mit großer Zufriedenheit“ auf seine politische Tätigkeit zurückblickt. „Auch wenn man zeitlich gefordert wird, lohnt sich kommunalpolitisches Engagement.“ Für Müller waren im Gemeinderat vor allem die Entscheidungen zur grenzüberschreitenden Tramlinie, zur „Dreiländergalerie“, zur Gestaltung der Weiler Innenstadt und zur Haltinger Ortsmitte von Bedeutung.

Ingrid Pross von den Grünen, die zehn Jahre dem Gemeinderat und sieben Jahre dem Kreistag angehört, war zuvor mehr als zehn Jahre Ortschaftsrätin in Wollbach, ihrem früheren Wohnort. Wenn man die Grünen-Rätin nach ihren Erfahrungen fragt, sagt sie: „Ich habe die Arbeit sehr gerne gemacht. Die vielfältigen Aufgaben zu sehen, die Handlungsmöglichkeiten, die durch Gesetze, Finanzen oder fehlende Mehrheiten eingeschränkt sind zu verstehen, halte ich für wichtig.

Kompromisse finden

In der (Kommunal)Politik muss man sich mit Menschen auseinandersetzen, die anderer Meinung sind, und man lernt, Kompromisse zu finden. Dass ich mich mit meiner Haltung und Zielen einbringen kann, finde ich gut. Oft braucht man viel Geduld, und wenn etwas vorangeht, ist das ein Erfolg.“ Ingrid Pross rät jungen Leuten, sich kommunalpolitisch zu engagieren und die Lebensbedingungen in Stadt und Kreis mitzugestalten. „Dafür braucht es Menschen jeden Alters, aber vor allem die Jungen, die noch viel Zukunft vor sich haben.“ Den Zeitaufwand als Mitglied des Kreistags stuft die Rätin höher ein als den als Mitglied des Gemeinderats.

Das Ganze im Blick haben

Jürgen Gempp von den Freien Wählern, der 20 Jahre dem Gemeinderat angehört und zweimal bei den Wahlen als Stimmenkönig die meisten Stimmen aller Räte auf sich vereinigen konnte, schätzt es, dass man durch die Ratsarbeit eine ganz andere Sicht auf die Entwicklung der Stadt erhält. Das seien wichtige Erfahrungen. „Man muss immer das Ganze im Blick haben und nicht Einzelinteressen.“ Auch wenn Gempp nicht immer mit allem einverstanden gewesen ist, so haben ihm die sachlichen Diskussionen im Ge meinderat und die Harmonie gefallen. Dies habe dazu beigetragen, dass ihm die Ratsarbeit viel Spaß gemacht habe, vor allem in den vergangenen Jahren, als nach erfolgreichem Konsolidierungskurs nicht jeder Euro habe umgedreht werden müssen. Feuerwache, Dreiländerbrücke, Oberrhein-Gymnasium, Dreiländergalerie und Sportkonzept nennt Jürgen Gempp spontan als wichtige Projekte.

„ Es ging immer aufwärts“

Gunter Eberhardt von den Freien Wählern, der auf eine 15-jährige Ratstätigkeit zurückblickt, kann nur jedem zureden, sich auch einmal kommunalpolitisch einzubringen. „Man erfährt, wie eine Gemeinde funktioniert und man lernt viele neuen Dinge kennen“, sagt der Stadtrat und fügt hinzu: „Das war eine positive, lehrreiche Zeit, die ich nicht missen möchte.“ Eberhardt hält jedoch eine Verjüngung des Gemeinderats für wünschenswert, ein Mix aus erfahrenen Räten und engagierten jungen Leuten wäre seiner Meinung nach ideal. „Es ging immer aufwärts mit der Stadt. Schulden wurden abgebaut, die Steuern sprudelten, weshalb man auch etwas bewegen konnte“, sagt der UFW-Stadtrat zufrieden. Im Gemeinderat mitzuwirken sei verantwortungsvoll und in jedem Fall lohnenswert. Für Eberhardt waren das „Tauziehen“ um die Tramlinie, die Laguna-Erweiterung und die Bürgerentscheide zur Dreiländergalerie von besonderer Bedeutung.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading