Weil am Rhein Eine Pionierin geht in den Ruhestand

Beatrice Ehrlich
Dank für „Pionierleistungen“: Rektorin Silke Wießner mit Oberbürgermeister Wolfgang Dietz. Foto: Beatrice Ehrlich

Silke Wießner wurde als Schulleiterin des Oberrhein-Gymnasiums verabschiedet.

„Repos, sérénité et joie de vivre“, wünschte das Stadtoberhaupt der Nachbarstadt Huningue, Jean-Marc Deichtmann, der scheidenden Schulleiterin: „Ruhe, Heiterkeit und Lebensfreude“. Es sei ihm eine Ehre gewesen. Bei seinen Besuchen im Oberrhein-Gymnasium habe er sich immer ein bisschen wie zuhause gefühlt. Wießner, der das gute und friedliche deutsch-französische Miteinander gerade an diesem Ort ein wichtiges Anliegen ist, bedankte sich später dafür: „Dass Sie da sind, bedeutet mir viel“, sagte sie, gleichsam an Deichtmann wie an den Weiler Oberbürgermeister Wolfgang Dietz gerichtet, den Initiator des deutsch-französischen Profils.

Das Schulorchester umrahmte den Festakt musikalisch. Foto: Beatrice Ehrlich

Neues Gymnasium aufgebaut

Dietz hatte zuvor in seiner Rede die Pionierleistung von Silke Wießner gewürdigt. Sie sei die zentrale pädagogische Kraft gewesen, als es galt, mit dem Aufbau des OGW das Kant-Gymnasium zu entlasten und inhaltlich neue Akzente zu setzen, anfangs zusammen mit dem damaligen Direktor des Kant-Gymnasiums, Martin Haas. Im Juni 2008 beschloss der Gemeinderat den Bau eines neuen Gymnasiums. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit wurde das OGW am 14. Oktober 2011 eingeweiht, mit bilingualem Zug und der Möglichkeit, das deutsch-französische Abitur, das „Abibac“, abzulegen. „Nicht viele Direktorinnen und Direktoren in Baden-Württemberg können von sich sagen, eine Schule mitbegründet und dann auch noch in ein eigens gebautes Schulhaus eingezogen zu sein“, hob Dietz hervor.

Über viele Stationen nach Weil am Rhein

Dass dem eine turbulente Lehrerinnen-Laufbahn an verschiedenen Standorten vorausgegangen war, hatte Regierungsschuldirektorin Claudia Bengel in ihrer Rede eindrücklich geschildert.

Der Chor sang auf Französisch. Foto: Beatrice Ehrlich

Über München, das Saarland, Hessen und Nordrhein-Westfalen hatte die Laufbahn der Lehrerin für Kunst und Geschichte geführt, bevor sie, mit ihrem Mann und zwei Söhnen ganz im Südwesten der Republik landete. Sie hatte in Kassel studiert und in Gießen ihr Referendariat abgeschlossen. Um in den baden-württembergischen Schuldienst übernommen zu werden, musste sie Seminare und Prüfungen nachholen.

„Uneingeschränkte Belastbarkeit“, sei Wießner in Dienstzeugnissen attestiert worden, daneben Kreativität, fächerübergreifendes Denken und Humor, aber etwa auch die Fähigkeit, „ihre Ansicht dezidiert vorzutragen“, führte Bengel aus.

Belastbarkeit, Hartnäckigkeit, Humor

Vielleicht waren das die richtigen Eigenschaften, um später als Schulleiterin der neuen Schule ein klares, wiedererkennbares Profil zu verleihen und gleichzeitig die Schulgemeinschaft zusammenzuhalten. Dass ihr vonseiten der Schüler und Eltern Respekt und Sympathie entgegengebracht wurde, war deren warmherzigen Redebeiträgen, die immer wieder von musikalischen Einlagen des Schulorchesters und -chors unterbrochen wurden, zu entnehmen.

Warmherzige, respektvolle Redebeitrage

Die Rektorenkollegen sangen: „Jenseits von Schule muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. Foto: Beatrice Ehrlich

Intensive Farben stünden für sie für diese Zeit, sagte die Elternbeiratsvorsitzende Anja Streicher und gestand ein, dass nicht alles immer leicht war: „In der Corona-Zeit sahen wir manchmal Rot.“ Schülersprecher Rafael Steiner bedankte sich für ein „stets offenes Ohr“ und beschrieb das gute Gefühl, mit seinen Anliegen immer ernst genommen worden zu sein. Die besondere Schulkultur lobte der Fördervereinsvorsitzende Nathan Doernbach. „Sie mussten oft dem Wind trotzen“, sagte Anne Lindenberg im Namen des Lehrerkollegiums. Für das OGW fand sie das Bild eines Baums, der manchmal hatte zurechtgestutzt werden müssen, aber in dem doch viele Vögelchen großgezogen worden seien. „Wir werden den Baum weiter hegen und pflegen“, versprach sie. Den Schluss machte eine eigens umgedichtete Version von „Über den Wolken“, gesungen von Wießners Kollegen der Regionalen Direktorenkonferenz, in die zu guter Letzt der ganze Saal einstimmte.

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