Weil am Rhein Eine „stete Aufgabe“

Marco Fraune
Gemeinsame Erinnerung (v.l.): Hüningens Bürgermeister Jean-Marc Deichtmann, OB Wolfgang Dietz und Pfarrer Michael Hoffmann sowie Mitglieder der Reservistenkameradschaft Weil am Rhein. Foto: Weiler Zeitung

Gedenkfeier zum Volkstrauertag als Vergewisserung für Gegenwart. Schülerinnen: „Frieden muss man schützen.“

Weil am Rhein - Gemeinsam mit Gästen aus Hüningen ist gestern der Volkstrauertag in Weil begangen worden. „Die Gedenkfeier ist kein überholtes Ritual, sondern Vergewisserung für die Gegenwart“, unterstrich Pfarrer Michael Hoffmann.

In seiner Ansprache erklärte er, dass man der Freiheit und der Würde der Menschen verpflichtet sei. „Nicht nur als jährliche Erinnerung, sondern als stete Aufgabe.“ Der Volkstrauertag sei eine wichtige Tradition.

Als Ausdruck der echten Verbundenheit bezeichnete der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeine Weil am Rhein die gemeinsame Baumpflanzaktion am vorvergangenen Samstag in Friedlingen und Hüningen. „Nicht nur Nachbarschaft, sondern Freundschaft mit Frankreich ist uns wichtig und selbstverständlich und wird bewahrt“, betonte Hoffmann. So war gestern auch eine Delegation aus der Partnerstadt Hüningen mit Bürgermeister Jean-Marc Deichtmann an der Spitze bei der Gedenkfeier.

Als „erschreckend“ bezeichnete Hoffmann, dass wieder nationale Identität gegen die gemeinsamen Werte von Freiheit und Gleichberechtigung ausgespielt werden. So sei es „bedrückend, dass viele Menschen in diesen Ländern sich davon Vorteile versprechen und zustimmen. „Es ist doch gerade diese Lehre aus der Geschichte, dass Staat und Regierung Minderheiten und Schwache schützen muss.“ Die Kenntnis der Geschichte und Zeit seien nötig, um die Freiheit der Gegenwart zu schätzen und die eigenen Chancen dieser Freiheit zu erkennen, erklärte Hoffmann.

Gauland scharf kritisiert

„Und es ist empörend und erschreckend, dass eine Partei gewählt wurde, deren Vorsitzender diese Zeit als Vogelschiss verharmlost“, kritisierte er den AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland und dessen Wähler. „Das ist keine alternative Meinung, sondern Verleugnung der Verantwortung und Verhöhnung der Opfer und der Nachkommen.“ Auch, dass Antisemitismus nicht überwunden ist, sondern sich öffentlich zeige, stößt bei dem Pfarrer auf Fassungslosigkeit. Dabei seien Juden und Judentum „Teil unserer eigenen Geschichte“ und sie gehörten selbstverständlich dazu.

„Gedenken ist gleichzeitig Herausforderung für die Zukunft“, betonte auch Oberbürgermeister Wolfgang Dietz im Rahmen der Kranzniederlegung an der Abdankungshalle des Hauptfriedhofs. Frieden sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse täglich neu errungen werden.

Schülerinnen des Kant-Gymnasiums hatten zuvor auch ihre Gedanken zum Volkstrauertag vorgetragen. „Frieden muss man schützen“, unterstrichen sie. „Lasst uns versuchen, in unserer kleinen Welt mit anderen Frieden zu schließen.“

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