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Weil am Rhein Eine vielschichtige Entwicklung

Ingmar Lorenz
Die aktuelle Situation hat unterschiedliche Auswirkungen auf den Weiler Einzelhandel. Foto: Saskia Scherer

Handel: Geschäfte erleben aktuelle Lage unterschiedlich / Verschiedene Schwerpunkte in den Branchen

Raus aus der einen Krise und rein in die nächste? Nachdem die Corona-Pandemie zuletzt in den Hintergrund gerückt ist, haben die jüngsten globalen Entwicklungen zu einem Anstieg der Kosten in vielen Bereichen des täglichen Lebens geführt. Wie wirkt sich das auf die Kaufkraft der Kunden im Weiler Einzelhandel aus? Eine Umfrage unserer Zeitung ergibt ein vielschichtiges Bild.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. Im Grunde sei alles relativ gut angelaufen, lässt Alev Kahraman, Centermanagerin im Rhein-Center, die vergangenen Monate Revue passieren. Allerdings schränkt sie ein, dass sich diese Aussage ausschließlich auf die Entwicklungen in der Corona-Lage beziehe.

Was aktuell hingegen Sorge bereite, sei der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen. Vermehrt höre man von Lieferengpässen, und auch die Inflationsrate sei auf einem erschreckend hohen Niveau. „Das sind Zahlen, die wir ja bisher so gar nicht gekannt haben.“ Zwar sei die Kaufkraft der Kunden im Rhein-Center nach wie vor gut, je nachdem, wie sich die weltweite Situation entwickele, müsse man aber gegebenenfalls im dritten oder vierten Quartal mit Rückgängen beim Umsatz rechnen, wagt Kahraman eine vorsichtige Prognose.

Zurückhaltung ja, Einbrüche nein

Eine gewisse Zurückhaltung sei schon zu spüren, legt Bernd Hörenz von der Händlervereinigung Weil-aktiv dar. Allerdings betont er, dass er dabei nur von seinen eigenen Wahrnehmungen berichten und noch nicht für die Gesamtheit der Händlervereinigung sprechen kann. Denn eine Sitzung, bei der auch die aktuelle Lage erörtert werden soll, sei erst zum Ende dieser Woche anberaumt.

In der öffentlichen Debatte sei dieser Tage regelmäßig von Preissteigerungen und Inflation die Rede. „Das macht etwas mit uns“, sagt Hörenz, der beobachtet hat, dass sich die Kunden eher zurückhaltend geben. Wichtig sei indes aber auch zu betonen, dass es in Deutschland aktuell eigentlich an kaum etwas fehle. Das Gefühl der Zurückhaltung führt Hörenz daher auch nicht im Wesentlichen auf die akute Situation zurück, sondern auf die Unsicherheit, die sich beim Blick in die Zukunft ergibt.

Es zeige sich, dass sich Normalität und Stabilität auf alle Bereiche des Alltags – also auch das Kaufverhalten – positiv auswirken. Auch deshalb ruhe die Hoffnung darauf, dass sich die derzeit angespannte weltpolitische Lage möglichst schnell zum Besseren wendet.

Bis dahin gilt es für die Händler aber nicht nur, die Kaufkraft der Kunden im Auge zu behalten, sondern auch sich selbst mit Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten im Einkauf zu arrangieren. Auf diese Facette weist Marcus Mehlin vom Velo Shop in Alt-Weil besonders hin. Ob die Kaufkraft der Kunden nachlasse, könne er kaum beurteilen. Denn erhöhte Preise für Fahrräder würden sich in erster Linie in den diesjährigen Modellen niederschlagen. Aufgrund der Lieferengpässe seien diese aber noch gar nicht eingetroffen. „Das sehe ich als das größere Problem“, sagt Mehlin zu den derzeit langen Lieferzeiten.

Bindung der Kunden ist wichtig

Auch Material für Reparaturen zu beschaffen, könne dieser Tage länger dauern als üblich, erklärt Mehlin. Froh ist er allerdings, dass er sich auf das Verständnis, das seine Kunden ihm entgegenbringen, verlassen kann.

Die enge Verbindung zum Kunden ist auch für Metzgermeister Joachim Lederer in der derzeitigen Situation das Ausschlaggebende. Er merke nichts von einer nachlassenden Kaufkraft, legt er dar. Im Gegenteil laufe es dieser Tage in seiner Metzgerei sehr gut. Die Kunden, die bei ihm einkaufen, legen in erster Linie Wert auf die Qualität, weiß Lederer. Der Preis sei häufig nicht das Ausschlaggebende.

Viele Kunden, darunter ein fester Stamm von Schweizern, kaufen seit Jahren bei ihm ein, erklärt Lederer. Auf etwa 15 bis 20 Prozent beziffert er den Anteil der Kunden aus der Eidgenossenschaft.

Was sich für Lederer in der derzeitigen Situation allerdings viel positiver als der für die Schweizer Kunden attraktive Wechselkurs auswirkt, ist die gute Personallage in seinem Betrieb, von der letztlich alle Kunden profitieren. Um das Personal während der vergangenen Jahre halten zu können, seien Investitionen nötig gewesen, die sich aber inzwischen bezahlt machen. Denn nur mit der Belegschaft lasse sich die Arbeit stemmen – gerade bei den umfassenden Öffnungszeiten in der Metzgerei.

Dass sich der Wechselkurs zwischen Franken und Euro, bei dem inzwischen fast die Parität erreicht ist, positiv auf den Zulauf der Schweizer Kunden auswirkt, haben die von unserer Zeitung befragten Einzelhändler nicht feststellen können. Wenn die Schweizer Kunden vermehrt in der 3-Länder-Stadt einkaufen, hänge das dieser Tage wohl eher mit dem weitgehenden Wegfall der Corona-Maßnahmen zusammen, glaubt etwa Bernd Hörenz.

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