^ Weil am Rhein: Eine Weiler Ausstellung zeigt den Rhein in vielen Facetten - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Eine Weiler Ausstellung zeigt den Rhein in vielen Facetten

Beatrice Ehrlich
Bei der Nachstellung der Habitate verschiedener Vogelarten am Fluss hat das Trinationale Umweltzentrum (Truz) geholfen. Foto: Beatrice Ehrlich

Noch bis zum 28. Januar geht die Ausstellung „Lebensader: Rhein im Wandel“ im Museum am Lindenplatz.

Als es daran ging, das große grenzüberschreitende Museumsprojekt zum Thema Rhein vorzubereiten, war Barbara Brutscher Feuer und Flamme. Als Leiterin eines kleinen Museums, beziehungsweise mehrerer, wenn man noch das Landwirtschafts- und das Textilmuseum hinzunimmt, ist ihr das Netzwerken eine Herzensangelegenheit. Beim gemeinsamen Gang durch die sehenswerte Ausstellung „Lebensader: Rhein im Wandel“ im Weiler Museum am Lindenplatz, wird deutlich, warum. Denn das hier gezeigte Bild des Flusses, der Weil am Rhein und seine Umgegend von jeher prägt, setzt sich aus unzähligen Facetten zusammen.

Eine von 38 Rhein-Ausstellungen

Der Ausstellung voran ging ein aufwändiger Prozess des Planens, des Suchens geeigneter Exponate, des Kontaktierens verschiedener Spezialisten und Fachleute, aber auch Leihgeber bis hin zu Brutschers achtjährigem Sohn, der für den museumspädagogischen Bereich seine Playmobil-Figuren zur Verfügung gestellt hat. Insgesamt 38 Museen entlang des Oberrheins bis nach Worms und Bingen waren an dem Museumsprojekt beteiligt.

Barbara Brutscher vor der eigens für die Ausstellung angefertigten Arbeit von Stefan Winterle Foto: Beatrice Ehrlich

Die Weiler Austellung nimmt ihren Ausgang von der Darstellung des Rheins in zahlreichen Gemälden, die der Stadt gehören. Die Bandbreite reicht von Bildern technischer Anlagen des Weiler Malers Erwin Bowien bis zu einer zeitgenössischen Auftragsarbeit des Ötlinger Künstlers Stefan Winterle. Die Museumsleiterin hat die Arbeit bei ihm in Auftrag gegeben, sie soll später voraussichtlich im Rathaus hängen. Die in grobe Farbpixel aufgelösten Fotografie, die den Blick vom Portalkran auf die zu seinen Füßen aufgereihten Container richtet, sei immer wieder ein Gesprächsanlass wenn Kinder die Ausstellung besuchen, berichtet die Museumsleiterin. Ein weiterer Raum im Erdgeschoss widmet sich Bildern, die den Rhein in romantischer Manier, als Sehnsuchtsort, zeigen – idealisierte Landschaftsdarstellungen, etwa aus der Hand des Ötlinger Malers Karl Rösch.

Wie das war mit Johann Gottfried Tulla und der Begradigung des Rheins erfährt man ein Stockwerk höher anhand eines Films. Wie der Rhein davor aussah, und wo die Begradigung genau durchgeführt werden würde, erfährt man anhand detaillierter alter Karten aus dem Weiler Stadtarchiv. Mit dem Lineal wird der vorher in Kurven verlaufende Fluss in ein gerades Bett gezwängt, um ihn besser schiffbar zu machen.

Rheinbegradigung im Fokus

Tulla hatte 1809 erste Entwürfe zur Korrektur des Oberrheins vorgelegt. 1817 begannen die Bauarbeiten, zum Teil gegen erbitterten Widerstand der ansässigen Landwirte und Fischer. Die Arbeiten zogen sich bis 1876 hin, Tulla selbst lebte da längst nicht mehr. Im Raum nebenan geht es gleich weiter mit großen technischen Bauwerken, die dem Rheinufer im Dreiländereck immer wieder ein anderes Gesicht verliehen. In Fotografien festgehalten ist der Bau des Kraftwerks in Kembs und der des Stauwehrs in Märkt, aber auch das Großprojekts des Rheinseitenkanals in den 1920er-Jahren, alles Bauwerke, die man sich heute kaum mehr wegdenken kann.

Das gab es früher einmal: Ein Strandbad zu Füßen des Stauwehrs in Märkt. Foto: Beatrice Ehrlich

Dem gegenübergestellt sind gemalte Bilder, in denen der Unterschied des natürlich verlaufenden Flusses zu dem industriell genutzten sichtbar wird.

Anhand alter Bilder werden in einem weiteren Raum die verschiedenen, historischen Arten der Rheinfischerei vorgestellt: von der Bährenfischerei bis zur Salmenwaage.

Renaturierung, Naturschutz und Gewässerökologie sind die Themen, denen sich die Ausstellung im oberen Stockwerk widmet. Liebevoll gestaltete Spielstationen laden Kinder ein, sich näher mit den Lebewesen zu beschäftigen, die am Rhein leben, vom Biber über den wiederangesiedelten Lachs bis zum Schmetterling.

Spielstationen laden zum Entdecken ein Foto: Beatrice Ehrlich

Das Anschauungsmaterial soll nach dem Ende der Ausstellung den Weiler Kindergärten zugute kommen, sagt Brutscher – natürlich mit Ausnahme der Playmobilfiguren.

Und dann wird es auch noch ein bisschen drastisch: „Der Rhein ist tot“, heißt es plakativ über einem Bericht über das Chemieunglück im Basler-Sandoz-Werk, das den Rhein hinunter verheerende Auswirkungen auf die Lebewesen im Fluss hatte. Damals entstand auch in breiteren Bevölkerungsschichten erst ein Bewusstsein für den fragilen Lebensraum Fluss.

Für eine gesunde Umwelt: Die Verschmutzung des Rheins war Anlass für Umweltproteste. Foto: Beatrice Ehrlich

Ein Ausstellungsbereich zeigt auf, was alles getan werden, um ihn zu erhalten oder wieder herzustellen, dort, wo er schon zerstört ist. Ziel ihrer Ausstellungen sei immer auch, ein Bewusstsein zu schaffen, für das, was man selbst ändern kann, sagt Brutscher. „Ich will nicht nur Geschichte zeigen, sondern auch eine Perspektive aufzeigen“.

Die Ausstellung:

Lebensader: Rhein im Wandel, verlängert bis zum 28. Januar, Städtisches Museum am Lindenplatz Weil am Rhein, Öffnungszeiten: Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertag 14 bis 18 Uhr.

Sonntag, 14. Januar, 17 Uhr: Kostenlose Sonntagsführung

Sonntag, 28. Januar, ab 17 Uhr: Finissage

Barbara Brutscher

Seit einer internen Umstrukturierung im Bereich Kultur im Rathaus ist die 48-Jährige Leiterin der neu geschaffenen Abteilung Museen und Galerien. Ihr Stellenumfang umfasst 80 Prozent, 20 Prozent sind Patrick Luetzelschwab für die Leitung der Galerie Stapflehus zugeordnet. Hinzu kommen ab 1. Februar eine Sachbearbeiterin, zehn Aufsichtspersonen sowie Honorarkräfte, die anlassbezogen arbeiten.
Brutscher hat Politik- und Kulturwissenschaften sowie Frankreichstudien studiert und ein wissenschaftliches Volontariat im Staatlichen Museum für Porzellan „Porzellanikon“ in Selb absolviert. Sie lebt mit ihrem Mann und den drei Söhnen im französischen Rosenau.

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