Weil am Rhein Eine Wirte-Legende, viele Anekdoten

Weiler Zeitung
Ein seltenes Treffen der Generationen: Buchautor Frank Joachim Ebner (r.) hat den aktuellen Wirt der „Leopoldshöhe“, Andreas Ott, mit Margot Wegeler-Roßhart und Annette Wegeler (v.l.), Tochter und Schwiegertochter des legendären „Leopoldshöhe“-Wirts Eugen Theodor Wegeler, zusammengebracht. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Buch: „Leopoldshöhe“-Wirt Eugen Theodor Wegeler wollte den Autobahnbau vor Weil stoppen

„Wenn Häuser erzählen könnten, könnte dieses viel erzählen“, sagt Margot Wegeler-Roßhart. Was wie eine Plattitüde klingen mag, ist doch für das über 180 Jahre alte Gasthaus „Leopoldshöhe“ an der Müllheimer Straße im heutigen Weiler Stadtkern besonders wahr.

Weil am Rhein. Aus diesem Grund hat der Buchautor und Hobbyhistoriker Frank Joachim Ebner in einer seltenen Begegnung die Generationen des Traditionsgasthauses und -hotels an einen Tisch geholt: Wegeler-Roßhart, die Tochter des alten Weilern noch gut bekannten Wirte-Originals auf der „Leopoldshöhe“, Eugen Theodor Wegeler, die Frau seines Sohnes und Nachfolgers Rolf Eugen, Annette Wegeler, und den jetzigen „Leopoldshöhe“-Wirt Andreas Ott. Anlass ist Ebners neues Buch, in dem die „Leopoldshöhe“ portraitiert wird.

„Die ganze Weiler Prominenz war regelmäßig in diesem Zimmer versammelt“, sagt Wegeler-Roßhart während des Treffens im Hauptraum der Wirtschaft. Aber auch echte Stars ihrer Zeit wie Willy Millowitsch und Caterina Valente speisten und nächtigten in der „Leopoldshöhe“. Denn in jenen Jahren vor dem Autobahnbau 1963 lag die „Leopoldshöhe“ sowohl für den Bahn- wie für den Autoverkehr direkt an der Reisestrecke in die Schweiz: „Sie mussten vor der Grenze anhalten und haben sich bei uns einen schönen Abend gemacht“, sagt Wegeler-Roßhart über die Prominenz.

Viele dieser Geschichten aus der Zeit Eugen Theodor Wegelers, des „kleinen, ebenso beleibten wie beliebten Wirts“, hat Frank Joachim Ebner in seinem dieses Jahr erschienenen neuen Buch „26 historische Gasthäuser in Baden – Das zweite Handbuch für Zeitreisende“ verewigt: Ob er bei fröhlichen Anlässen gerne eine Runde fürs gesamte Lokal spendierte, ob er den Wehrer Heimatmaler Adolf Glattacker durchfütterte, ob er, weil er keinen Führerschein besaß, mit dem Taxi in den Urlaub nach Italien fuhr, oder ob er mit zwei Anwälten den Bau der Autobahn bis Weil verhindern wollte, weil sie den Verkehr von der B3 vor seiner Haustür nehme – Eugen Theodor Wegeler prägte die „Leopoldshöhe“ als Weiler Original von seiner Geschäftsübernahme 1936 bis zu seinem Tod 1966.

Ebner hat sich auf alt-ehrwürdige Gasthäuser mit Familientradition spezialisiert. Während sich sein erstes Buch „25 historische Gasthäuser in Baden“ von 2013 auf Gasthäuser am Bodensee und im Südschwarzwald konzentrierte, reiste der gebürtige Hotzenwälder für die Fortsetzung tatsächlich durch ganz Baden von Konstanz bis Buchen im Odenwald.

Aus der engeren Region werden neben der „Leopoldshöhe“ die „Weserei“ in Kandern, der „Löwen“ in Schopfheim und der „Engel“ in Müllheim vorgestellt.

Ebner hat für sein Portrait der „Leopoldshöhe“ auch historische Dokumente gesammelt, unter anderem mithilfe der Familie Wegeler: Eine Postkarte zeigt das noch zweistöckige Gebäude im Jahre 1900; auf einer Luftaufnahme von 1929 ist das Haus in der Umgebung des alten Bahnhofs, des Rebhüsli und seines für den „Kaufring“ abgerissenen Zwillingsgebäudes sowie der Gartenstadt im Hintergrund festgehalten. „Es ist toll, dass das Leben dieses und anderer geschichtsträchtiger Häuser derart festgehalten wird“, sagt Wegeler-Roßhart über Ebners neues Buch.

Ihre Kinder hätten durchaus Interesse gehabt, in den Neunzigern die „Leopoldshöhe“ zu übernehmen, sagt Annette Wegeler mit Nostalgie in der Stimme. Und Andreas Ott, der Restaurant und Hotel seit 2000 führt, wird bei dieser Gelegenheit bewusst, dass mit der Übernahme des Betriebs durch seinen Vater Hans Ott 1994 auch seine Familientradition auf der „Leopoldshöhe“ bald 25 Jahre alt wird: Sein Sohn Alexej arbeitet bereits als dritte Generation im Betrieb mit.

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