Weil am Rhein Einen besonderen Akzent gesetzt

(tok)
Die Freiburger Spielleyt wurden zum Abschluss des Konzerts lange beklatscht. Foto: (tok)

Konzert: Freiburger Spielleyt überzeugen in der Märkter Kirche. Spannende Hintergründe.

Weil am Rhein-Märkt - Einen besonderen musikalischen und historischen Akzent im Jubiläumsjahr des einstigen Fischerdorfs Märkt setzte das Weiler Kulturamt mit dem Konzert der Freiburger Spiel-leyt am Sonntag in der Märkter Kirche St. Nikolaus.

Die Entstehungszeiten der Musikbeiträge und die historischen Anmerkungen von Tonio Paßlick waren dabei aufeinander abgestimmt und konzentrierten sich auf die Phase des Hochmittelalters von der ersten urkundlicher Erwähnung von Märkt (1169) und dem Frühbarock. Also der Zeit einiger Kriege im 17. Jahrhundert, die auch für Märkt verheerende Auswirkungen hatten.

Die musikalische Moderation übernahm der jüngst mit Markgräfler Musikpreis geehrte Müllheimer Solist, Komponist, Chor- und Musikschulleiter Albrecht Haaf, der im Verlauf der fast 100 Minuten dem gespannt lauschenden Publikum in der voll besetzten Kirche nicht nur spannende Details zu den Tanzformen aus Frankreich, Italien, Spanien, dem deutschen Kaiserreich und England erzählen konnte, sondern auch die wohl klingenden Nachbauten ungewohnter historischer Instrumente erläuterte.

Zum Beispiel die Schoßorgel (eigentlich Organetto), die auf dem linken Knie ruht, während mit der linken Hand der Blasebalg bewegt und mit der rechten eine Tastatur bedient wird. Oder die Sackpfeife, den Zink als Vorform der Trompete und die Schalmei, die von dem englischen Solisten Ian Harrison virtuos gespielt wurden.

Inniger Harfenklang

Die spanische Solistin Maria Ferré brillierte auf ihrer Barock-Laute und der historischen Guitarra und Jutta Haaf verzückte mit innigem Harfenklang, dem subtilen Einsatz der Schellen- und Rahmentrommeln oder des Glockenspiels, das in einem alten überlieferten englischen Tanz auch die Ur-Melodie der Big-Ben-Melodie erkennen ließ.

Auf das erste instrumental vorgetragene Lied von Oswald von Wolkenstein bezog sich auch Paßlick, als er in kurzen historischen Zusammenfassungen spannende Hintergründe für das Leben in Märkt vom 12. bis 18. Jahrhundert beschrieb und dabei auch Bezüge zum Kirchenbau und seinen Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert herstellte.

Der Programm-Titel „wol auff, gesell, wer fischen will, wiss, dass er sein netz recht stell“ war nämlich eine kleine Abwandlung eines Liedes von Oswald von Wolkenstein, der statt „fischen“ vom „Jagen“ gesungen hatte.

Dazwischen ließ das Instrumental-Quartett vor allem Danzas, Pavanen oder Saltarelli aus der Zeit um 1500 erklingen. Ian Harrison sang mit schöner authentischer Geradlinigkeit die bekannte spanische Weise „Ay Linda Amiga“.

Die viel zu selten für musikalische Anlässe genutzte Kirche erwies sich als akustisch und atmosphärisch hervorragend geeigneter Ort für dieses sehr konzentrierte und verinnerlichende Konzert. Mittelalterliche Musik kann auch heute noch begeistern. Die Freiburger Spielleyt wurden lange beklatscht und dankten mit einer rasanten „Rota“, bei der Ian Harrison bewies, wie virtuos die Schalmei auch in schnellen Läufen gespielt werden kann.

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