Weil am Rhein „Empfinde frische Luft als positiv“

Weiler Zeitung
Hervé Roséfort pendelt mit dem Fahrrad zu seinem Arbeitsplatz im Rathaus. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Mobilität: Hervé Roséfort fährt täglich 54 Kilometer mit dem Velo von Lipburg nach Weil zur Arbeit und zurück

Ins Fitness-Studio muss Hervé Roséfort abends nach der Arbeit nicht mehr gehen. Dann hat der Amtsleiter für Gebäudemanagement und Umweltschutz bereits 54 Kilometer mit dem Velo zwischen seinem Zuhause in Badenweiler-Lipburg und dem Rathaus in Weil am Rhein zurückgelegt.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Die erstaunten Nachfragen und bewundernden Worte hört Hervé Roséfort immer wieder einmal. So richtig verstehen kann es der 51-Jährige hingegen nicht, dass die mit dem Fahrrad zurückgelegten 12 000 Kilometer im Jahr solch eine Wertschätzung bei Kollegen und Bekannten erfahren. „Wenn man das ewig so praktiziert, macht man sich keine Gedanken mehr darüber.“ Seit zwei Jahrzehnten steigt er morgens statt ins Auto lieber auf den Drahtesel.

Wahl zwischen E-Bike und Renn-Touring-Rad

Sein Weg führt vorwiegend auf der Hauptstraße von Weil über Binzen nach Kandern und Sitzenkirch bis hoch hinauf in Richtung Badenweiler und das letzte steile Stück nach Lipburg. Mittlerweile ist damit durch den vor Jahren erfolgten Umzug vom Ruhrgebiet ins Dreiländereck der Fahrtweg attraktiver geworden. Durch die Elektromobilität kann er nun morgens zwischen seinem klassischen Renn-Touringrad und seinem E-Bike wählen. „Wenn ich etwas für mich tun will, nehme ich mein normales Rad“, weiß er um den Fitness-Aspekt der sportlichen Betätigung. Weil dies durchaus schweißtreibend ist, nutzt der Abteilungsleiter vor Dienstbeginn dann im Rathaus die Dusche, die sich im Keller befindet.

Eine Stunde Fahrtzeit für die 27 Kilometer-Strecke von seinem auf 530 Höhenmeter gelegenen Wohnort zu seiner Dienststelle in der Weiler Innenstadt braucht der gut trainierte Verwaltungsangestellte normalerweise. Mit E-Antrieb sind es nur 40 Minuten. „Dann bin ich genauso schnell wie mit dem Auto, und ich spare noch Sprit.“

Radfahrer stört so manchen Autofahrer

Aufgefallen ist Hervé Roséfort bislang noch kein anderer Berufspendler, der ebenfalls die lange Strecke mit dem Velo zurücklegt. Dafür fällt er so manchem Autofahrer auf, da der 51-Jährige vorwiegend die Hauptstraße nutzt. „Im Straßenverkehr sind nicht alle einsichtig, dass es Radfahrer gibt“, hört er hier fast täglich ein hupendes Fahrzeug. Ab und zu werde auch gedrängelt und geschimpft – und teilweise gebe es Situationen, in denen es brenzlig wird. Einmal kam es sogar zu einem Unfall, da ein Autofahrer am Steuer telefonierte und ihn mit dem Seitenspiegel anfuhr.

Über eine Kamera auf dem Helm, die das Verkehrsgeschehen erfasst, hat er kurz nachgedacht. Doch: „Ich will hier nicht den Hilfssheriff spielen.“ Vielmehr plädiert er dafür, dass es keine Radwegebenutzungspflicht gibt. Denn: „In der Stadt wird der Radweg nicht als Verkehrsraum wahrgenommen und es ist so gefährlicher für die Radfahrer. Man ist dann nicht präsent.“ Zum eigenen Schutz und zur besseren Sichtbarkeit trägt Roséfort nicht nur einen Fahrradhelm, sondern auch einen Leuchtgurt und reflektierende Kleidung.

Routine statt tägliche Überwindung

Missionieren will der leidenschaftliche Radfahrer andere Kollegen oder Bürger nicht. „Es ist mein Ding“, freut er sich über die tägliche Bewegungseinheit und darüber, an der frischen Luft zu sein. Dass diese immer mal wieder mit Regen versetzt und auch kalt ist, stört ihn nicht. „Ich empfinde frische Luft als positiv.“ Nur bei zu viel Glätte und Schnee muss dann höchstens an fünf Tagen im Jahr das Auto genommen werden. Zwar hat der Amtsleiter es auch schon mit Spikes am Rad probiert, „doch das ist eine Bestrafung“. An den übrigen Tagen im Jahr müsse er sich aufgrund der Routine gar nicht erst zusammenreißen und den „inneren Schweinehund“ überwinden. „Man tut es einfach.“ Selbst ein platter Reifen hält ihn nicht auf. „Den repariere ich natürlich selbst.“

Warum nicht mehr Pendler auf dem Rad unterwegs sind, kann sich Roséfort nicht erklären. „Vielleicht ist die Not noch nicht groß genug“, blickt er hingegen gelassen auf Parksuchverkehr oder Staus bei der Fahrt durch Haltingen.

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