Weil am Rhein Erlebnisse in Erinnerung gerufen

Weiler Zeitung
Rollin (Joachim Barth), Susi (Emine Akmann) und Uschi (Tina Saur) beim nostalgischen Rückblick der „68er Spätlese“ Foto: Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

Theater: „68er Spätlese“ im TAM / Eine musikalisch-komödiantische Rückschau / Publikum ist begeistert

Die „68er Spätlese“ als eine Hommage an eine wilde Zeit hat das TAM-Theater präsentiert. Prall gefüllt mit live gesungenen Ohrwürmern riefen die drei Alt-68er Susi (Emine Akmann), Ursula (Tina Saur) und Rollin (Joachim Barth) mit ihrer musikalisch-komödiantischen Rückschau im Handumdrehen die damalige Zeit in Erinnerung.

Von Joachim Pinkawa

Weil am Rhein. Begeistert und amüsiert zeigte sich auch das Publikum, das überwiegend diese Zeit wohl auch selbst erlebt und noch gut in Erinnerung hatte, denn die meisten der Songs wurden mehr oder weniger mitgesungen. Spielort der „68er Spätlese“ war ein auf der Bühne nachgestellter alter Probekeller, in dem sich die drei Freunde in der Gegenwart wiedersahen.

Mit bewegenden Ausschnitten kleiner Alltagsgeschichten ließen die Drei mit sprühender Spielfreude, musikalischen Einlagen und schauspielerischem Talent den Geist der 68er aufleben und weckten unterschiedliche Erinnerungen. Mit ihren Gesangskünsten kämpften Uschi und Rollin um die Gunst von Susi, die durch ihren stetigen Sinneswandel immer wieder frischen Wind in den alten Probekeller brachte, während die übermächtige Mutter (ebenfalls gespielt von Emine Akmann) staubtuchwedelnd zum Lernen drängte.

Das Musiktheaterstück von Johannes Galli bot dem Publikum eine spannende, musikalisch-emotionale Rückschau in die damalige Zeit. In Hippie-Outfit brachten Uschi und Rollin (auch bekannt als Tina & Jo) den „Hurdy Gurdy Man“ von Donovan und „My Generation“ von The Who, „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel, ein Beatles-Medley oder die „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin lebendig in Erinnerung. Janis Joplin, Jim Morrison und die Doors und andere fanden musikalische Würdigung, während die Bravo und filmische Aufklärung, damals durch Oswald Kolle, erheiternd die Retrospektive vervollständigten.

Mit abwechslungsreichen Kostümen schafften es die Schauspieler, auch den visuellen Moment der revolutionären Zeit einzufangen, insbesondere Emine Akmann glänzte dabei im zusätzlichen Wechsel der Rollen von Uschis Mutter zur Freundin Susi. Die szenischen Interaktionen der drei Darsteller bildeten in den Dialogen eine frische Würze aus herzergreifendem Humor und Witz.

Die Sprüche von damals, „Sex and Drugs and Rock‘n Roll“, Marx und indische Selbstfindungsmentalität, die gesellschaftlichen Veränderungen und Konflikte der als rebellisch geltenden Jugend mit der Generation der Väter und Mütter wurden in lustiger Form anschaulich und amüsant verarbeitet – und das Publikum hatte richtig Spaß daran.

Flotte Sprüche

Biermann, Che Guevara, vegetarische Ernährung, die Frauenbewegung und „Ruby Tuesday“ von den Stones begleiteten den Übergang zu der vegetarisch lebenden Susi, dem inzwischen in Irland als Bauer lebenden Rollin und der in Indien zum Buddhismus gewandelten Uschi in einem Treffen im alten Probekeller. Flotte und witzige Sprüche, die mitreißende Darstellung und die Musik des Kultstückes „68er Spätlese“ heizten die Atmosphäre bis zum kollektiv gesungenen „Knockin` on Heavens Door“ von Bob Dylan am Schluss. Nostalgie in komödiantischer Form, nicht nur für Alt-68er.

Weitere Vorstellungen der „68er Spätlese“ sind für den Herbst dieses Jahres vorgesehen.

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