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Weil am Rhein Es fehlt an Fachkräften

Saskia Scherer
 Foto: sba/Axel Heimken

Umfrage: Weiler Gastronomen reagieren beispielsweise mit angepassten Öffnungszeiten / Corona hat die Situation verschärft

Weil am Rhein - In der Gastronomiebranche fehlen bekanntlich Fachkräfte. Während der monatelangen Corona-Lockdowns haben sich so manche Mitarbeiter umorientiert. Wie stark verschiedene Weiler Wirte betroffen sind und wie sie auf die Situation reagieren, zeigt eine Umfrage unserer Zeitung auf.

Der Fachkräftemangel sei ein akutes Problem in vielen Branchen, meint Sonja Hechler, die den Betrieb der „Krone“ in Alt-Weil leitet. Auch sie kennt es: „Es ist schwierig. Aber wir haben auch Glück. Wir haben zwei neue Auszubildende und konnten zwei Azubis nach der Ausbildung halten.“ Sie sei aber schon auch auf der Suche.

Die Öffnungszeiten wurden angepasst. Das verstünden die Gäste teils nicht – wenn man ihnen aber erkläre, dass die Mitarbeiter nicht 14 Stunden arbeiten können, würden sie auf jeden Fall Verständnis zeigen. In der „Krone“ gibt es Früh- und Spätschichten. „Nur, wer explizit will, arbeitet im Teildienst mit einer Pause zwischen Mittag und Abend.“

Generell findet Hechler, dass die Gastronomiebranche umdenken müsse. „Es gilt, das Berufsbild attraktiv zu gestalten“, meint sie. Damit wolle sie niemanden in ein schlechtes Licht rücken. „Ich finde es einfach schade. Es ist so ein schöner Beruf. Man kann sich hocharbeiten, reisen und Gäste glücklich machen.“

Fast alles selbst erledigen zur Zeit Eugenio Perini und seine Frau Marie, die im vergangenen Jahr die „Krone“ in Märkt neueröffnet haben. „Wir haben eine Aushilfe und jemanden zum Spülen. Und ich koche“, berichtet der Wirt. Dazu fallen aber auch noch allerhand andere Aufgaben an, die er und seine Frau sich teilen, wie beispielsweise die Reinigung der Hotelzimmer. Auch im Service fehlen Mitarbeiter. „Wir können nicht alles alleine machen.“

An Arbeit mangelt es nicht

Er suche überall nach helfenden Händen, sogar im Ausland. „Aber das ist so ein bürokratisches Hin und Her. Ich brauche jetzt jemanden, nicht in vier Monaten.“ Denn an Arbeit mangele es nicht: „Den ganzen August sind wir ausgebucht.“ Auf den Mittagstisch musste schon verzichtet werden. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, klagt Perini. Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf: „Es wird sich zeigen, wie es weitergeht.“

Während des langen Lockdowns haben sich viele anders orientiert, weiß Ali Arslan, Inhaber des „Galileos“. „Ich kenne einen Firmenchef, in dessen Lager jetzt vier Köche und sechs Bedienungen arbeiten.“ Auch ihm fehlen mindestens zwei Mitarbeiter. Glücklicherweise könne er auf seine Familie zählen: „Sonst wäre es nicht zu bewältigen. Das ist unser Plus.“

Allerdings gebe es auch Veränderungen, was die Restaurantbesuche angeht: „Früher kam ich am Wochenende nie vor 3 Uhr nach Hause, weil so viel los war. Wenn ich jetzt die Gäste um 23 Uhr nach drinnen bitte, gehen viele stattdessen nach Hause, weil sie nicht geimpft oder getestet sind.“ Mittags laufe es „super“. Aber vom Normalzustand sei man sehr weit entfernt.

Alberto Civico, der das „Crea’tif“ betreibt, sucht schon gar nicht mehr nach neuen Mitarbeitern. „Es meldet sich ohnehin niemand“, weiß er aus Erfahrung. Die Küche deckt er ab, aber hauptsächlich im Service fehlen ihm Leute, zwei bis drei mehr dürften es sein. „Wir passen unsere Öffnungszeiten an und versuchen, das Beste daraus zu machen. Mit genügend Personal könnten wir sieben Tage die Woche öffnen, aber ohne Fachkräfte geht es nicht.“ Die Nähe zur Schweiz sei auch ein Faktor. „Dort können sie andere Löhne zahlen. Das war aber schon immer so.“

Bis vergangene Woche war Marco Camerota in der „Alten Zunft“ gut aufgestellt: Dann seien von einem Tag auf den anderen aus verschiedenen Gründen drei Kräfte weggefallen. Es sei schwierig, Fachleute zu bekommen oder Mitarbeiter, die auch wirklich einsetzbar sind. Zum Teil schicke das Jobcenter Personen, mit denen es schlicht nicht funktioniere – etwa aufgrund hoher sprachlicher Barrieren.

Er setze auf Minijobber, die flexibel eingeteilt werden: „Mal vormittags, mal abends, mal am Wochenende – so, dass sie auch genug Freizeit haben“, betont Camerota. Im Servicebereich erfahre er glücklicherweise viel familiäre Unterstützung. „So können wir jonglieren und das ausgleichen. Die Öffnungszeiten mussten wir auch nicht anpassen. Aber der Gedanke war da.“

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