Weil am Rhein Es wird auf Gemeinsamkeiten gesetzt

Martina Proprenter

Zusammenarbeit: Hilfsorganisationen im Dreiländereck treffen sich zum grenzüberschreitenden Austausch.

Weil am Rhein - Die Grenzen im Dreiländereck sind für viele nur in der Theorie vorhanden. Nicht nur bei Katastrophenfällen entlang des Rheins arbeiten die Hilfsorganisationen zusammen. „Erst helfen wir, dann denken wir über die Bürokratie nach“, fasste es ein Teilnehmer beim trinationalen Treffen der Hilfsorganisationen am Samstag zusammen. Diese bürokratischen Hürden ab- und die grenzüberschreitende Kameradschaft auszubauen hat die AG TriNat zum Ziel.

Die Stimmung auf dem Gelände der Weiler Feuerwehr ist ausgelassen. Nach drei Kurzvorträgen über Einsatzleitungsstrukturen in den jeweiligen Ländern geht das Treffen auch schon in die praktische Phase. Aufgebaut sind drei „Schadenplatzstrukturen“. Simuliert wird hier die Einsatzzentrale bei einem Hilfseinsatz, samt Sanitätsfahrzeug und Polizeiauto. Bevor die Führungskräfte der Rettungsorganisationen aber in Detailfragen gehen können, müssen sie Gruppen bilden. Wie bei allen Teambildungsaktionen ein großer Spaß für die Teilnehmer und eine Zerreißprobe für die Nerven der Organisatoren, die die chaotische Situation aber schließlich lachend hinnehmen.

Kameradschaftliche Stimmung

Die gelöste kameradschaftliche Stimmung wird sich durch das ganze Treffen ziehen. Diskutiert wird auf Augenhöhe, ohne die übliche Zurückhaltung mit Blick auf Hierarchien oder Organisationszugehörigkeit, was zu sehr produktiven Gesprächen führt. „Wir Rettungskräfte und Feuerwehren sind die Vorkämpfer Europas“, sagt Michel Bour stolz. Der Colonel der Feuerwehr- und Rettungsdienste des Departements Haut-Rhin betont die freundschaftliche Verbindung, die er seit Jahrzehnten zu deutschen und Schweizer Kollegen unterhält.

Auf dem Gelände haben sich die Gruppen mittlerweile in Kleingruppen aufgeteilt. Während vor dem Schweizer Einsatzfahrzeug über Drohnen diskutiert wird – für Überblicksvideos aus der Luft „genial“, doch die rechtliche Seite müsse noch geklärt werden – wird vor dem DRK-Fahrzeug mit Übersetzungen gerungen. Um den Diskurs zu gewährleisten, haben die Franzosen einen Übersetzer mitgebracht. Sichtlich erleichtert sind sie zu hören, dass auch auf deutscher Seite die genaue Zahl der Verletzten bei großen Einsätzen immer schwierig anzugeben sei. Für den schnellen Überblick arbeitet das DRK etwa mit Buttons und Piktogrammen. Nebenan bei der Feuerwehr stehen praktische Fragen im Vordergrund, wie: „Wer füllt bei euch das Fahrzeug nach?“ Auf deutscher Seite immer jene, die gerade nicht im Einsatz sind.

Dazwischen wuselt Hans-Peter Volkmer, langjähriger leitender Notarzt und Kreisrat im Landkreis Lörrach und Initiator des Treffens der Hilfsorganisationen an diesem Samstag. „Kannst du dir vorstellen, wie lange ich dafür gehirnt habe?“, begrüßt er lachend einen Bekannten.

Produktive Zusammenarbeit

Neben regelmäßigen Treffen zur trinationalen Zusammenarbeit hatten sich die Führungskräfte 2016 zuletzt zur vergleichenden Präsentation getroffen. Damals ging es um Behandlungsplätze, also die Frage wie in den drei Ländern Orte definiert werden, an denen viele Verletzte rasch behandelt und weitertransportiert werden können. Denn zum einen wollte er die Führungskräfte der Rettungsorganisationen im Dreiländereck produktiv zusammenbringen, doch auch das Gesellige sollte nicht zu kurz kommen. Froh zeigt er sich, dass auch „von hohen Behörden“ Vertreter da seien.

Während im geräumigen französischen Einsatzfahrzeug im Detail die Organisation erklärt wird, kommt ein Vertreter des Schweizer Zivilschutzes in den Funkraum. „Bei uns wird alles draußen besprochen“, erklärt er die Unterschiede. „Aber wir benutzen alle die gleichen Funkgeräte“, fügt er lachend an. Auch Thomas Hosp vom Bevölkerungsschutz Baden-Württemberg sucht eher Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Zwar gebe es bei der Arbeit rechtliche Unterschiede, da sowohl die Schweiz als auch Deutschland föderalistisch sind, Frankreich hingegen in Départements gegliedert ist, doch für die Führungskräfte stehe heute vielmehr der Grundsatz „In Krisen Köpfe kennen“ im Vordergrund. Ein immer wieder zitierter Gedanke an diesem Tag des Netzwerkens.

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