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Weil am Rhein Es wird wieder gebummelt

Adrian Steineck

Einkaufstourismus: Ansturm der Schweizer Kunden bleibt bisher aus / Niveau der Zeit vor Corona wird erreicht

Weil am Rhein - Was war nicht alles geunkt worden: Eine Basler Online-Plattform hatte anlässlich der Grenzöffnung sogar augenzwinkernd eine Fotomontage mit einer hoffnungslos überfüllten Tram 8 von Basel nach Weil am Rhein veröffentlicht, bei der die Fahrgäste sich an den Seiten der Wagen festhalten und auf dem Dach sitzen.

So kam es nicht: Am ersten Wochenende, an dem die Grenzen zur Schweiz und nach Frankreich wieder offen sind und die Einwohner beider Länder wieder ungehindert in Deutschland einkaufen können, zeigte sich zwar eine deutliche Belebung der Innenstadt. Aber der ganz große Ansturm blieb aus.

„Am Samstag haben die meisten unserer Mitgliederbetriebe mit mehr Kundschaft gerechnet“, zieht Bernd Hörenz, Vorstandsmitglied der Händlervereinigung Weil-aktiv, gestern am Redaktionstelefon ein erstes Fazit. Das Rheincenter etwa habe sein Sicherheitspersonal verdreifacht.

Immerhin aber habe seine Umfrage unter den Weiler Händlern gezeigt, dass die meisten wieder das Kundenniveau der Zeit vor Corona erreicht hätten, sagt Hörenz. „Aufgeholt haben aber die wenigsten.“ Das zeigen laut Hörenz auch die Erfahrungen der Händler in Konstanz, ebenfalls eine Grenzstadt zur Schweiz. Auch dort sei das Kundenaufkommen am ersten Samstag nach der Grenzöffnung unter den Erwartungen geblieben.

Viele Kantone vertreten

Bei einem Rundgang durch die samstägliche Weiler Innenstadt ist es unverkennbar, dass die Grenzen wieder offen sind. Allein schon die Autokennzeichen etwa auf dem Kaufring-Parkplatz verraten es: Bern, Zürich, Graubünden, Waadt, Solothurn, Nidwalden – die Menschen nehmen zum Teil weite Wege auf sich, um wieder im deutschen Grenzgebiet einzukaufen. Warum sie das tun? „Es ist einfach günstiger“, sagt eine Baslerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung genannt haben will, auf Nachfrage.

Aber ist es nicht auch eine Umstellung? Die Mundschutzpflicht etwa, die in Deutschland seit Wochen beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr gilt, gibt es so in der Schweiz nicht. „Es ist für uns ungewohnt“, räumt die Baslerin ein. „Aber jeder, der anderswo einkaufen will, muss sich eben vorher informieren, welche Bestimmungen dort gelten.“

In der Tat ist das Tragen eines Mundschutzes für die meisten Kunden aus der Schweiz kein Problem, wie Hörenz seine eigenen Erfahrungen schildert. „Es kam nur in ganz seltenen Fällen vor, dass wir jemanden darauf hinweisen mussten“, sagt Hörenz, der selbst in einem Optiker-Fachgeschäft arbeitet.

Dort hat er auch ein Phänomen beobachtet, das ihm andere Händler bestätigt haben: „Es wird wieder gebummelt.“ So seien Montag, Dienstag und Mittwoch zwar von der bloßen Zahl an Schweizer Kunden her stärker gewesen, aber an den ersten drei Tagen nach der Grenzöffnung sei es eher um Dinge des täglichen Bedarfs wie etwa Lebensmittel gekauft worden, für die in der Schweiz laut Hörenz die „landestypischen Preise“ gelten. Am Samstag aber seien auch viele Kunden einfach nur zum Schauen und Schlendern in die Läden gekommen.

Nicht jeder begrüßt es

Die geöffneten Grenzen und der damit verbundene Einkaufstourismus aber kommen nicht bei jedem gut an. „Ich finde es gut“, sagt eine Einkäuferin aus Maulburg. Der nun wieder auftretende „Stress“ hingegen behagt einer Weilerin, die nur mit ihrem Nachnamen Marx in der Zeitung stehen will, gar nicht. „Vorher konnte man gemütlich einkaufen, seit der Grenzöffnung sind jetzt wieder alle Parkplätze belegt“, schildert sie ihren Eindruck. Auch die Rücksichtnahme gerade der Schweizer Kunden sowohl im Straßenverkehr als auch beim Einkaufen könnte ausgeprägter sein, sagt sie. Aber ihr sei natürlich bewusst, dass die Geschäftsleute auf die Schweizer Kunden angewiesen sind.

Eine andere Weilerin, die ebenfalls nur ihren Nachnamen Hilbert preisgeben will, hat durchaus positive Erfahrungen gemacht. Sie habe einer jungen Schweizerin den Weg zu einer Paketstation erklärt, und diese habe sich „schier überschlagen“ vor Dankbarkeit. Wie überall gebe es eben „solche und solche“.

Hörenz begrüßt die Grenzöffnung: „Die Schweiz, Frankreich und Deutschland ist hier einfach eine Region, das kann man nicht trennen“, ist er überzeugt. Auch andere Weiler Händler seien froh darüber, dass wieder Kunden aus dem benachbarten Ausland kommen.

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