Weil am Rhein Binationales Rangerteam zieht positive Bilanz

Marco Fraune
Das Rangerteam besteht aus Martha Koelbing, Yannick Bucher (Mitte) und Raphael Böhm. Foto: Marco Fraune

Ranger seit einem Jahr im Landschaftspark Wiese im Einsatz

Weil am Rhein - Ein Jahr nach dem Start des ersten binationalen Rangerteams in Europa ziehen die Verantwortlichen aus Basel und Weil am Rhein eine positive Zwischenbilanz. Im Landschaftspark Wiese wurde informiert und sensibilisiert, aber auch Verstöße mussten geahndet werden. Eine lückenlose Weiterführung auch nach der dreijährigen Pilotphase ist schon im Blick.

„Es ist ein Experiment, das sich bisher gelohnt hat“, findet Silvan Aemisegger vom Planungsamt Basel-Stadt. Der Kanton tritt gemeinsam mit der Gemeinde Riehen und der Stadt Weil am Rhein als Auftraggeber auf. Wie wichtig der Landschaftsraum dabei ist, wissen alle Beteiligten. „Es ist der größte zusammenhängende Freiraum in der Agglomeration Basel“, erklärt Erster Bürgermeister Christoph Huber. Neben der Natur und der Erholungsfunktion spielen die Trinkwasserbrunnen und die landwirtschaftliche Nutzung eine Rolle. Der Freiraum gewinne zwar an Bedeutung, doch stehe auch angesichts der Nutzungsformen unter Druck.

Der Rangerdienst hat daher die Aufgabe, Besucher zu informieren und zu sensibilisieren, auf ein rücksichtsvolle Miteinander hinzuwirken und die Bedeutung des Gebiets hinsichtlich der Trinkwassergewinnung, der Naherholung, der Natur und der Landwirtschaft zu vermitteln. All dies soll mit Gesprächen erreicht werden.

Verschiedene Verstöße

Auf Verstöße im Landschaftspark reagieren die Ranger in nicht so schwerwiegenden Fällen ohne, dass die Polizei gerufen wird. Häufig handle es sich um Hunde, die vom Halter nicht an der Leine geführt werden – mehr als 200 Mal kam es zu Verstößen dieser Art. In der Statistik finden sich auch 170 Vergehen, die vom Wegwerfen von Zigaretten bis zur illegalen Entsorgung einer Brotschneidemaschine reichen.

Die häufigsten Verstöße entfallen auf dem Weiler Stadtgebiet im Landschaftspark auf Fahrzeuge, die im Parkverbot stehen, wie entlang der Nonnenholzstraße – mehr als 150 Mal war dies innerhalb eines Jahres der Fall.

Ein schwerer Verstoß ist hingegen, wenn Abfall verbrannt wird, was eine Anzeige oder auch schriftliche Verwarnung zur Folge hat. Als „offensichtlicher Verstoß“ gilt, wenn es sich um Wiederholungstäter handelt, die ebenfalls angezeigt oder schriftlich verwarnt werden. In die vierte und schwerwiegendste Kategorie fällt die „gefährliche Situation“, wenn also aggressives Verhalten oder Alkohol im Spiel sind. Dann wird die Polizei hinzugezogen. Zwölf Mal wurde die Polizei gerufen, teilweise waren mehr als 150 Personen an einem Ort, Stichwort: Party im Park. Insgesamt gab es in Weil acht Anzeigen und Verwarnungen. Weil die Ranger darum wissen, sind sie nicht nur tagsüber, sondern auch in der Dämmerung unterwegs.

Ins Gespräch kommen

Grundsätzlich geht es den Rangern jedoch vor allem darum, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, wie das Trio mit Yannick Bucher, Martha Koelbing und Raphael Böhm jüngst der Weiler Gemeindepolitik erklärte. 1750 Kontakte, 1050 ohne, dass ein Verstoß festgestellt wurde, stehen bislang unterm Strich. 74 Meldungen gingen an die Projekt-Partner, 53 davon auf Weiler Gemarkung.

So erfährt das Rathaus beispielsweise von umgestürzten Bäumen oder wenn der Mühleteich über die Ufer tritt und so die Wasserqualität gefährdet ist. 25 Führungen, sieben Info-Tische, 40 Kontaktaufnahmen und 44 Medienberichte können die Ranger außerdem beim Punkt „Vermittlung“ vorweisen, die im Weiler Hadid-Bau ihr Domizil haben.

Die Organisationsform des Rangerdiensts habe sich bewährt und der Aufbau eines Netzwerks über die Grenzen hinweg ist gelungen. Es handele sich bei der Rangerstelle, die auf drei Personen prozentual aufgeteilt ist, um einen wichtigen Beitrag zu einer grenzüberschreitenden Vernetzung in vielfältiger Hinsicht.

Außerdem sei man eine erste Anlaufstelle für die Bevölkerung und der Rangerdienst eine Schnittstelle zwischen Bürgern und Behörden. Angesichts der 100-Prozent-Stelle handle es sich aber um knappe personelle Ressourcen, um die Sichtbarkeit und Präsenz zu erreichen. Dennoch ist Aemisegger sicher: „Die Ranger sind das Gesicht des Landschaftsparks.“

„Beeindruckend und gut“

Gestellt werden die drei Ranger vom Büro Hintermann & Weber gemeinsam mit dem Trinationalen Umweltzentrum. 20 Prozent der Kosten für das Pilotprojekt im Dreiländereck trägt die Stadt Weil am Rhein, etwa 36 000 Euro pro Jahr. Der Landschaftspark erstreckt sich über 600 Hektar.

Rückendeckung von Weiler Gemeinderäten haben die Ranger. „Es ist beeindruckend und gut, was sie machen“, findet Grünen-Fraktionschef Martin Fischer. Als „wunderbare Sache“ sieht es Axel Schiffmann (UFW) an. Und Johannes Foege (SPD) sagt „danke für die Arbeit, die Sie leisten“.

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