Kritisch betrachtete der ehemalige Deutschlandradio-Intendant dabei die Rolle der Journalisten. Der relevante Journalismus werde in Großstädten gemacht und leide daher unter einem „Metropolenblick“, schildert er auch selbstkritisch. So müsse aufgepasst werden, dass die Realität angemessen wahrgenommen wird. Die mediale Darstellung sei ein Grund dafür, dass die Realität von den Menschen teilweise verzerrt wahrgenommen wird.
Die Menschen meinten, dass die Zahl der Morde in Deutschland steige, obwohl sie vor zehn Jahren noch bei 400 lag, im vergangenen Jahr hingegen bei insgesamt 240. Auch beim Thema Hunger und Kriege würden die Bürger eine Verschlechterung erkennen, was nicht zutreffe. Noch nie sei Deutschland zudem so wohlhabend gewesen. „Das bildet sich nicht in Zufriedenheit ab.“ In Ruanda gebe es mehr Zufriedenheit. Die Deutschen seien so zufrieden wie die Rumänen mit ihrer Lebenslage. Sogar bei Jugendlichen stehe die Angst vor sozialen Unruhen ganz oben auf der Liste. „Was machen wir Journalisten falsch?“
Journalisten meinen zu oft zu schnell, wobei erst Fakten herausgestellt werden müssten, ohne gleich eine Bewertung abzugeben, riet der Experte. Sogar in Qualitätszeitungen verschwimme zusehend die Grenze zwischen Nachricht und Kommentar. Die zunehmende Personalisierung, die Boulevardisierung und die Sensationalisierung sei der falsche Weg im Journalismus. Auch gebe es keine einfachen Lösungen.