Weil am Rhein Farbe spielt eine zentrale Rolle

Tonio Paßlick
Blick in die Ausstellung „Colour Rush!“ im Vitra Schaudepot mit nach Farbgruppen aufgeteilten Objekten Foto: Tonio Paßlick

Vitra: Neue Jahrespräsentation „Colour Rush!“ im Schaudepot von Sabine Marcelis und Team

Die im Vitra Schaudepot neu eröffnete Jahrespräsentation „Colour Rush! Eine Installation von Sabine Marcelis“ eröffnet die Möglichkeit, sich völlig losgelöst von theoretischen Reflexionen in einen Farbenrausch zu stürzen. Denn die nach Farben sortierte Auswahl von 400 Exponaten aus der Sammlung des Vitra Design Museums ist auch eine Hommage an die Bedeutung von Farbe im Design über alle Epochen und Stile hinweg.

Von Tonio Paßlick

Weil am Rhein. „Form follows function“ war ein berühmtes und zugleich umstrittenes Axiom des amerikanischen Architekten Louis Henry Sullivan, das die Wahrnehmung der Moderne geprägt hat. Wie sieht es aber mit der Wechselwirkung zwischen Farbe und Form aus? Wie wird die Wahrnehmung von Design beeinflusst durch die Farbgestaltung? Und wie haben Zeitgeist und kulturelle Identitäten die Farbauswahl beim Produkt-Design beeinflusst? Die Jahrespräsentation stellt unter anderem diese Fragen.

Jedes Jahr neue Schau

Der Besucher vermag die Bedeutung von Farbe physisch zu erleben, Kontraste, Tonalitäten und Schattierungen wahrzunehmen und die Farbigkeit von Materialien und Oberflächen zu vergleichen. Dabei wird deutlich, dass Farbe insbesondere im Wohn- und Möbelbereich eine zentrale Rolle spielt. So suggerieren natürliche Farben oft Gemütlichkeit, knallige Farben stehen für unkonventionelle Lebenseinstellungen, und eine Beschränkung auf die Farben der verwendeten Materialien kann eine minimalistisch-puristische Haltung zum Ausdruck bringen.

Das Vitra Schaudepot, in dem die Sammlung des Vitra Design Museums präsentiert wird, erhält seit 2016 jedes Jahr ein neues Gesicht. Für die Gestaltung der Sonderausstellung zum Thema „Farbe“ hat das Vitra Design Museum die niederländische Designerin Sabine Marcelis eingeladen. Bekannt wurde sie durch ihre Möbel- und Leuchtenentwürfe, aber auch für ihre Kooperationen mit Marken wie Celine und Hem, die sie mit ihrem in Rotterdam ansässigen Studio realisiert.

Beim Ausstellungsrundgang wurde deutlich, dass Marcelis die Auswahl und Präsentation gemeinsam mit den Kuratorinnen Susanne Graner (Leiterin der Sammlung und Archive des Museums) und Nina Steinmüller sowie ihrer Assistentin Johanna Sepp erarbeitet hat. Aus einer Vorauswahl von 900 Objekten wählte das Team nach der Konzeption von Marcelis 400 geeignete Stühle, aber auch andere Objekte des Alltags aus, die in Farbgruppen aufgeteilt auf den dreiteiligen Regalen des Schauraums platziert und mit transluzenten Hintergründen präsentiert wurden. Mit Farbverläufen, die nach oben hin verblassen bis zum Himmel der Lichtschlitze. Dadurch entsteht ein Gesamteindruck, der rasch verständlich werden lässt, weshalb Graner von einer künstlerischen und längst nicht nur kuratorischen Auswahl sprach.

Dies ermöglicht zudem einen völlig neuen Blick auf die Sammlung, der faszinierende Querverweise über Epochen und Stile erlaubt und ein monumentales Farberlebnis schafft. Ergänzt wird die Präsentation um historische und zeitgenössische Objekte und Dokumente aus dem Archiv des Museums, die zeigen, wie sich Designer unterschiedlichster Epochen mit dem Thema Farbe auseinandergesetzt haben.

Nie gezeigte Entwürfe

Neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit Farbe gab es schon seit der Antike das wissenschaftliche Bestreben, Farben und ihre Eigenschaften in standardisierten Ordnungssystemen abzubilden. Hierfür zeigt die Ausstellung ebenfalls Beispiele, etwa die Farbskalen RAL, Munsell oder Pantone-Systeme.

Von Hella Jongerius und weiteren wesentlichen Designern wie Verner Panton oder Alexander Girard werden in der Ausstellung auch einige bislang noch nie gezeigte Entwürfe und Notizen zu jeweiligen Farbsystemen gezeigt.

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