^ Weil am Rhein: Fastenbrechen nur im kleinen Kreis - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Fastenbrechen nur im kleinen Kreis

Weiler Zeitung
Die Moscheen sind auch am Ramadan für Gläubige geschlossen. Foto: sba/Bernd Thissen Foto: Weiler Zeitung

Religion: Vorsitzender der Ditib-Moschee Weil am Rhein berichtet über den Ramadan in Corona-Zeiten

Für Muslime ist seit Donnerstagabend die Fastenzeit angebrochen. Zu Ramadan kommen Freunde und Familien zusammen, um zu essen. Die Gemeinschaft ist dabei ein sehr wichtiger Faktor, doch dieses Jahr kann Ramadan durch die Corona-Krise nur im ungewohnt kleinen Rahmen stattfinden. Der Vorsitzende der Ditib-Moschee Weil am Rhein, Hüsnü Yildiz, schildert, welche Veränderungen für Muslime anstehen.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . „Die Menschen sind traurig, und für viele bedeutet es auch, sich umzugewöhnen“, erklärt der Vorsitzende Hüsnü Yildiz. Es sei eine langjährige Tradition, die nun auf einmal nicht mehr im selben Rahmen stattfinden kann.

Normalerweise treffen sich die Menschen jeden Tag mit anderen Familien, gehen in die Moschee oder fliegen in die Heimat, um dort mit den Angehörigen Ramadan zu feiern. Dabei gibt es verschiede türkische Spezialitäten zum Essen und man verbringt die Fastenbrechzeit zusammen. „Jetzt bleibt das im engsten Familienkreis“, sagt Yildiz.

Auch die Angebote im Ramadan können nicht wie sonst stattfinden: Die Ditib-Moschee Weil am Rhein bietet jedes Jahr zum Fastenbrechen Essensausgaben an. „Das ist immer ein großes Treffen, zu dem bis zu 500 Leute aus Deutschland, der Schweiz und auch aus Frankreich kommen“, berichtet Yildiz. Doch da Großveranstaltungen untersagt sind, fällt die Essenausgabe aus. Yildiz bedauert das zwar, aber sagt auch: „Da können wir nichts machen, die Gesundheit der Menschen geht einfach vor.“

Alternativen angeboten

An den 30 Tagen des Ramadan findet normalerweise auch immer ab 20.30 Uhr ein Nachtgebet statt. Freitags kamen dazu bis zu 150 und unter der Woche rund 60 Personen. Doch da die Moscheen geschlossen sind, „muss auch das zu Hause stattfinden“, erklärt Yildiz.

Als Alternative bietet die zentrale Ditib-Moschee in Köln an jedem Tag des Ramadans „Zehn Seiten des Korans“ an. „Wir verbreiten dies über unsere Whatsapp-Gruppe. Aber man kann auch den Live-Stream über die Webseite des Ditib oder im Fernsehen anschauen“, erzählt der Vorsitzende.

„Die Menschen sind uns sehr wichtig“, sagt Yildiz. Daher hat er gerade auch älteren Menschen oder diejenigen, die noch mit der deutschen Sprache Probleme haben, seine Telefonnummer gegeben, damit er sie auch in dieser Zeit unterstützen kann. „Sei es finanzielle Hilfe oder Unterstützung beim Einkaufen, wir sind für sie da“, erzählt der Vorsitzende.

Auch der Imam, Erdal Sentürk, ist für die Mitglieder und auch Nicht-Mitglieder zu erreichen, wenn sie Hilfe brauchen oder ein persönliches Gespräch suchen. Alles jedoch nur über das Telefon.

Keine Hausbesuche

„Sonst machen wir am Ramadan immer Hausbesuche, aber das geht natürlich auch nicht. Dafür stehen wir mit ihnen eben über das Telefon, E-Mail und Whatsapp im Kontakt “, berichtet Yildiz.

Dabei habe er auch gemerkt, dass die Angst vor dem Sterben bei den älteren Menschen in Zeiten von Corona gewachsen sei. Das vor allem, weil es keinen Friedhof für Muslime in Weil am Rhein gebe und auch eine Überführung in die Türkei durch den verringerten Flugverkehr nicht möglich ist.

Yildiz hatte auch bei der Stadt angefragt, ob der Imam einmal in der Woche die Gläubigen zum Gebet ausrufen lassen könne. Das Singen soll zur moralischen Unterstützung in der Fastenzeit dienen, da die Menschen weder in die Moschee gehen noch andere Gläubige treffen können. Doch die Stadt habe beides nicht erlaubt, sagt der Vorsitzende.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading