Weil am Rhein Feste gehören der Vergangenheit an

Weiler Zeitung
Auf dem Hüninger Platz an der Hauptstraße 410 wurden früher Feste gefeiert. Foto: Alisa Eßlinger Foto: Weiler Zeitung

Serie, 18. Teil: Der Hüninger Platz in Friedlingen – Früher belebt, heute verwaist? / 1988 gebaut

Etwas in Vergessenheit geraten scheint der Hüninger Platz, der sich an der Hauptstraße 410 in Friedlingen befindet. Im 18. Teil unserer Sommerserie werfen wir einen Blick auf den Ort, an dem sich früher Menschen verschiedener Kulturen, Künstler und Markteinkäufer versammelten.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . Heute laufen hauptsächlich Passanten über den Platz, um ihre Einkäufe nach Hause oder ins Auto zu tragen. Kein Schild weist darauf hin, dass es sich bei dem gepflegten Ort mit Blumenarrangements und einem Brunnen in der Mitte um den Hüninger Platz handelt.

Wochenmarkt und „Temba-Fest“

Er wurde vor allem durch zwei Initiativen bekannt: Den Wochenmarkt und das „Temba-Fest“. Ab dem Jahr 2002 boten freitags Händler dort ihre Waren an. Dieser Markt wurde jedoch nach drei Jahren, wegen fehlenden Beschickern und Kauf-Interessenten eingestellt.

Sieben Jahre lang wurde der Hüninger Platz an drei Tagen im September zu einem Ort der Vielfalt. Das Motto lautete: „Gemeinsam feiern in Friedlingen“. „Das gemeinnützige Fest am Hüninger Platz sollte Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen und jungen Künstlern ein Podium für ihre Talente bieten“, erinnert sich Cornelia Claas, die früher im Organisationsteam mitwirkte, im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine Agenda-Gruppe stellte ehrenamtlich gemeinsam mit Bewohnern und Vereinen aus Friedlingen das Rahmenkonzept auf die Beine.

„Doch durch den Tram-Ausbau mussten wir mit den Veranstaltungen in den Jahren 2011 und 2012 pausieren“, berichtet Agenda-Mitglied Thomas Bayer. Außerdem verlor die Gruppe zunehmend an Mitgliedern – und als Hans-Peter Beck verstarb, gab es die treibende Kraft nicht mehr. Für Bayer steht fest: „Das ,Temba’-Fest werden wir nicht wieder aufleben lassen. Friedlingen ist wichtig, aber für eine solche Veranstaltung braucht es Impulse direkt aus Friedlingen.“

In naher Zukunft seien keine Projekte am Hüninger Platz geplant, sagt auch Kulturamtsleiter Tonio Paßlick. „Derzeit sind wir stark ausgelastet.“ Initiativ würde das Kulturamt nichts in die Wege leiten. Vorstellbar wäre eine strukturelle Unterstützung für eine Veranstaltung. „Allerdings gibt es bessere Orte in Friedlingen, die bespielt werden könnten“, erklärt Paßlick. Der Ort würde sich seiner Meinung nach weder akustisch eignen noch den Sicherheitsbestimmungen gerecht werden.

Auch zwei Anwohner halten den Hüninger Platz nicht als geeigneten Festort. „Hier wohnen Menschen und das ,Temba-Fest’ war immer sehr laut“, meinen sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Gegen eine neue Veranstaltung in Friedlingen hätten sie jedoch nichts, aber diese sollte ihrer Meinung nach eben nicht am Hüninger Platz stattfinden.

Die Geschichte des Platzes

Gebaut wurde der Hüninger Platz im Jahr 1988. Nach dem Niedergang der Textilindustrie 1982 brauchte es einen strukturellen Wandel im Stadtteil Friedlingen. Das alte Fabrikgebäude auf der Schusterinsel wurde zu Sozialwohnungen umgebaut. „Die Nachfrage war groß, denn rund 2000 Menschen suchten nach Wohnraum“, weiß Paßlick.

Nach der Partnerstadt benannt

Während den Umbauarbeiten musste man nicht lange nach einem Namen für den Ort suchen: „Durch die Nähe zu Frankreich lag es nahe, dass der Platz nach der Weiler Partnerstadt Hüningen benannt wurde“, erzählt der ehemalige Hauptamtsleiter Dieter Walk.

Negative Schlagzeilen über den Hüninger Platz gab es, als dort im Jahr 2016 eine Frau afrikanischer Herkunft krankenhausreif geschlagen wurde und die Partei „Die Rechte“ eine Demonstration zum „Tag der europäischen Völker“ plante.

Unter dem Titel „Lebensader Hauptstraße“ steht die Sommerserie unser Zeitung.

Bereits erschienen:

Folge 1, 12. August: Zollamt Folge 2, 13. August: TAM

Folge 3, 14. August: Altweiler Schlössli

Folge 4, 15. August: Winzer Schneider

Folge 5, 16. August: Altweiler Kirche

Folge 6, 17. August: Museum am Lindenplatz

Folge 7, 19. August: Läublinpark

Folge 8, 20. August: Berliner Platz

Folge 9, 21. August: Gartenstadt

Folge 10, 22. August: Banken und Banker

Folge 11, 23. August: Geschäftsmann Harald Ermuth Folge 12, 24. August: Einkaufen

Folge 13, 26. August: Friedensbrücke

Folge 14, 27. August: Kunst unter der Autobahnbrücke

Folge 15, 28. August: Paketshops in Friedlingen

Folge 16, 29. August: An der Tramhaltestelle

Folge 17, 30. August: Gemeinderat Andreas Rühle

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