Weil am Rhein Formenreiches Linienspiel

Dorothee Philipp
Geheimnisvolles Blau, geheimnisvolle Formen: Holzskulptur von Niels Tofahrn. Foto: Dorothee Philipp

Kunst: Gabriela Morschett und Niels Tofahrn stellen in der Galerie Stahlberger aus.

Weil am Rhein - Mit Gabriela Morschett und Niels Tofahrn bringt die Weiler Galeristin Ria Stahlberger in ihrer neuen Ausstellung zwei unterschiedliche und doch auf faszinierende Weise harmonisierende Künstlerpersönlichkeiten zusammen. Beide sind mit ihren Arbeiten schon lange in der Galerie Stahlberger vertreten.

„Innenräume – Außenräume“: Der Titel der Ausstellung verweist auf Orte, die – wenn auch nur in der Fantasie – bespielt werden wollen und macht neugierig.

Da ist Gabriela Morschetts unerhört energie- und formenreiches Linienspiel, das zweidimensional in feinen Tuschespuren oder auch dreidimensional in schwarz geglühtem Eisendraht Räume schafft, in denen Prozesse der Verdichtung und Entflechtung stattfinden, sichtbar gewordene Gedanken und Ideen. „Metamorphose“ nennt sie eine Serie in Mischtechnik, in der zurückhaltend, aber mit großer Zielstrebigkeit Farbe als Kontrapunkt zum Linienspiel eingesetzt wird.

Fast brachial dagegen wirkt ihre Skulptur „Einsicht“, ein dichter unförmiger Knäuel aus Draht, dessen Undurchdringlichkeit durch das ihn umhüllende schwarze Seidenpapier noch undurchdringlicher wird. Nur an einer Stelle ist das Papier so aufgerissen, dass man ins Innere blicken kann. Aus dem gleichen Material hat Morschett einen „Vielfüßler“ geformt, die Drahtstruktur hier um ein Vielfaches luftiger. Das Seidenpapier deutet eine Art Schühchen oder Hufe an, das Ganze ein neckisch heiteres Gebilde, das sich vermutlich bei der geringsten Störung eilig davonmachen wird.

Niels Tofahrn hat nach einer Phase der Raumgebilde, für die er ein Skelett aus gebogenem Holz mit lackiertem Polyester bespannt hat, das Holz erneut als Werkstoff entdeckt. Und diesen so weiterverarbeitet, dass das Material seine Herkunft so gut verbirgt, dass die Objekte auch aus Ton oder Kunststoff geformt sein könnten. Ohne Titel spielen sie mit dem Kreis als Grundform, mal als Querschnitt einer Röhre, mal als Glied einer Kette oder eines Moleküls, gefärbt in einem überirdisch leuchtenden Blau mit schwarzen und violetten Reflexen, wie es nur viele feine Farbschichten übereinander hervorbringen können. Die Kreise werden auf Tofahrns mit Tusche gemalten Bildern zu kugeligen Formen, die durch raffinierte Schatten, farbliche Abstufungen und Verläufe eine dreidimensionale Wirkung erhalten.

Auch Tofahrn ist sparsam mit der Farbigkeit, die Bilder weitgehend monochrom in Blau-, Schwarz- und Grautönen. Sie gewähren einen Blick in Räume, die entweder so winzig oder so gewaltig sind, dass der Mensch sie mit seinem natürlichen Auge nicht mehr wahrnehmen kann.

„Was die Welt im Innersten zusammenhält“ – hier könnte man den geheimnisvollen Kräften, die schon Goethe beschäftigt haben, auf die Spur kommen, entweder im Bereich mikroskopisch kleiner Zellen, aus denen jedes Lebewesen aufgebaut ist oder im Bereich des Weltalls mit seinen unzähligen Galaxien. Wie nahe sich die beiden Künstler in ihren Positionen kommen, zeigt eine dreiteilige Vitrine, in der zwei Drahtobjekte von Gabriela Morschett mit einer Holzskulptur aus neun Ringformen von Niels Tofahrn einen anregenden Diskurs eingegangen sind.   Galerie Stahlberger; Pfädli-straße 4; Weil am Rhein, Tel. 07621/74650, E-Mail info@ galerie-stahlberger.de. Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 16 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung. Bis 7. Juli.

Am Sonntag, 19. Mai, findet in der Galerie um 11 Uhr ein Künstlergespräch mit Gabriela Morschett und Niels Tofahrn statt.

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