Weil am Rhein Für alle eine große Herausforderung

Saskia Scherer
Elternbeiratsvorsitzende Simone Dobler berichtet vom Homeschooling an der Weiler Gemeinschaftsschule. Foto: zVg/Robert Sprang Rsfotografie

Bildung: Elternbeiratsvorsitzende Simone Dobler berichtet vom Homeschooling an der Gemeinschaftsschule

Weil am Rhein - Schulstart mit Hindernissen: Am Montag nach den Weihnachtsferien lief es mit dem Homeschooling ganz und gar nicht so, wie es sollte, was bei Schülern, Lehrern und Eltern für Verdruss sorgte. So auch an der Weiler Gemeinschaftsschule (GMS), wie die Elternbeiratsvorsitzende Simone Dobler berichtet.

Sie schildert im Gespräch mit unserer Zeitung, welche Herausforderung das Homeschooling darstellt, spart aber auch nicht mit Lob für die Schule und deren Vorbereitung.

Frage: Nach den immensen Startschwierigkeiten: Läuft es nun schon besser mit dem Homeschooling?

Ja, es läuft inzwischen besser. Die Lernplattform Moodle läuft weitgehend stabil, so dass die Schüler auf jeden Fall ihr Arbeitsmaterial herunterladen und damit arbeiten können. Aber das integrierte Videokonferenztool Big Blue Button (BBB) hakt immer mal wieder, so dass einzelne Stunden abgebrochen werden müssen.

Frage: Welche Hindernisse sorgen am meisten für Verdruss?

Im ersten Lockdown waren es noch die fehlenden Endgeräte, die für sehr viel Verdruss gesorgt haben. Dem wurde aber durch die Sammlung des Fördervereins von gespendeten Laptops und durch die zusätzliche Anschaffung von Tablets der GMS über die Gelder der Sofortmaßnahmen entgegengewirkt. Dadurch konnte man nun im zweiten Lockdown den Schülern, die kein passendes Endgerät haben, eines zur Verfügung stellen. Jetzt liegt der Verdruss eher darin, dass das Kultusministerium immer wieder seine Entscheidungen hinausschiebt.

Frage: Inwiefern?

Es wird immer nur von Woche zu Woche entschieden und nicht einmal eine längerfristig planbare Entscheidung getroffen. Die Schulen müssen nicht nur Plan B bereits in der Schublade haben, sondern am besten noch Plan C und D. Das Ganze erfordert einen riesigen Aufwand für das Schulteam und eine große Flexibilität der Schüler und deren Eltern.

Ein Punkt ist auch, dass sich die Lehrer für unsere Kinder immer wieder auf dünnem Eis bewegen, wenn sie die anderen Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, die es gibt, wenn Moodle gerade mal wieder nicht funktioniert. Auch können sie nicht auf andere Plattformen ausweichen, da das die Datenschutzbestimmungen nicht zulassen. Kleinere Probleme sind dann noch Dinge wie zum Beispiel langsames Internet oder veraltete Endgeräte, die nicht richtig mit Moodle beziehungsweise BBB laufen.

Frage: Was wurde Ihrer Meinung nach versäumt, um einen reibungsloseren Ablauf zu gewährleisten?

Im Allgemeinen wurde vom Land Baden-Württemberg die Digitalisierung in den Schulen verschlafen. Man hätte viel früher damit anfangen müssen. Andere Länder sind da deutlich weiter als wir und dort ist es schon selbstverständlich, damit zu arbeiten. Es muss doch möglich sein, sich mit diesen Ländern auszutauschen. Was den Ausfall am Montag angeht, wurden immer wieder von verschiedenen Gremien Testläufe beantragt, die vom Kultusministerium abgelehnt wurden. Diese hätten unbedingt laufen müssen und das noch vor der Schulschließung vor Weihnachten.

Frage: Wirken sich die Probleme auch auf die Motivation der Schüler aus?

Wenn man sich immer wieder neu auf eine Plattform einwählen muss, weil man rausgeflogen ist oder man erst gar nicht reinkommt, lässt die Motivation schnell nach. Wer arbeitet gerne mit Material, das nicht funktioniert? Da würde jedem die Motivation verloren gehen.

Frage: Wie gut fühlten sich Schüler und Eltern auf das digitale Lernen vorbereitet?

Was die GMS tun konnte, um ihre Schüler und deren Eltern vorzubereiten, hat sie getan. Ein Ziel des Konzeptes der GMS ist es, ihren Schülern zu vermitteln, wie man die Verantwortung für das eigene, selbstständige Lernen übernimmt. Da dies sehr gut gelingt, profitieren im Moment zumindest die älteren Schüler in dieser Situation davon. Jede Klasse wurde in den Umgang mit Moodle im Dezember erneut eingewiesen. Es wurde mehrfach gefragt, ob Endgeräte zu Hause zur Verfügung stehen oder ob welche benötigt werden.

Die Passwörter für das Einloggen wurden kontrolliert und die Lehrer standen für Fragen immer zur Verfügung. Informationen an die Eltern und Schüler gingen zeitnah raus. Bereits am Wochenende hatten alle Schüler ihren neuen Online-Stundenplan und wussten, wann sie fehlendes Material oder ein Endgerät in der Schule abholen konnten.

Frage: Wie ist es für die Schüler, sich mit dieser anderen Form des Unterrichts zurechtfinden zu müssen?

Das eigenständige Arbeiten ist anspruchsvoll für die Schüler. Es erfordert sehr viel Selbstdisziplin, alleine zu Hause vor dem Rechner zu sitzen und konzentriert zu arbeiten. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass mehr Videounterricht stattfindet. In diesem hat man doch nochmal eher das Gefühl, seinem Lehrer und Mitschüler nahe zu sein und kann direkte Fragen stellen.

Zudem können Themen viel intensiver bearbeitet werden. Dies wurde auch von den Eltern bei der Umfrage, die wir im ersten Lockdown gemacht hatten, gefordert. Und es ist sehr gut, dass das nun umgesetzt wird.

Unsicherheiten gibt es, wie man mit der Benotung umgeht. Wo und wie werden Arbeiten geschrieben oder die Noten vergeben. Besonders in den Abschlussklassen stellt sich die Frage, ob das Homeschooling für die Prüfungen reichen wird beziehungsweise grundsätzlich, wie diese in diesem Schuljahr gehandhabt werden.

Frage: Und wie lässt sich das Homeschooling für die Eltern überhaupt neben dem Berufs- und Familienalltag stemmen?

Das Ganze ist für alle eine große Herausforderung. Es muss nicht nur der Alltag umgeworfen, sondern eine neue Struktur gefunden werden, in der alle miteinander arbeiten und umgehen können. Jede Familie hat ihre eigenen Schwierigkeiten, um das alles zu bewältigen, egal ob Alleinerziehende, Großfamilien, Berufstätige oder andere Situationen zu Hause bestehen.

Vor allem jüngere Kinder benötigen für das Online-Lernen sowohl technisch als auch thematisch immer wieder viel Unterstützung. Hilfreich ist es ja schon einmal, dass das Angebot der Notgruppen erweitert wurde und diese nun mehr Familien in Anspruch nehmen können. Wichtig ist es, dass man sich in dieser Situation gegenseitig hilft, insofern es die Corona-Verordnungen zulassen.

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