Weil am Rhein Für den Ernstfall gerüstet sein

Saskia Scherer
In der Zentralen Feuerwache an der Basler Straße sind zehn hauptamtliche Kräfte beschäftigt – mehr werden gewünscht. Foto: Saskia Scherer

Um die Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein zu verbessern und sicherzustellen, wurde bereits viel getan. Es gibt aber auch noch viel zu tun.

Wie es um die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr bestellt ist, erläuterte Kommandant Frank Sommerhalter im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss.

Einsätze und Kräfte

Die Einsatzzahlen steigen linear an: 2020 waren es 321, im Jahr 2021 insgesamt 378 und im vergangenen Jahr 422 Einsätze. „Kleinere Einsätze nehmen ständig zu“, schilderte der Kommandant. Der Klimawandel und das Älterwerden der Bevölkerung seien unter anderem Gründe für die steigenden Zahlen, meinte er etwa mit Blick auf hilflose Personen. Auch die neuen Fahrzeugtechnologien halten die Floriansjünger auf Trab. „Außerdem rufen Menschen teils wegen Lappalien an“, kritisierte der Kommandant.

Ende 2022 betrug die Zahl der Einsatzkräfte 146, davon zehn hauptamtliche – ein Rückgang um 28 im Vergleich zu vor 20 Jahren. „Das ist nicht so dramatisch – aber es sind nicht immer alle Kräfte verfügbar. Die Menschen sind mobiler und haben weniger Zeit“, stellte Sommerhalter klar.

Auch lasse sich bei der Bevölkerung im Allgemeinen ein geringer werdendes Engagement für ehrenamtliche Tätigkeiten mit regelmäßiger Verpflichtung feststellen. Dazu kämen die steigende berufliche und familiäre Belastung sowie zum Teil auch andere Prioritäten. „Corona hat auch aufgezeigt, wie es ist, Freizeit zu haben.“ In seinem schriftlichen Bericht hält Sommerhalter fest, dass der Umfang und die Anzahl der Aufgaben der Wehr mittlerweile so angestiegen seien, dass die ehrenamtlichen Kräfte stark gefordert und belastet seien. Die Veränderung des Einsatzgeschehens durch die Zunahme an Kleinsteinsätzen stelle sich ebenfalls als nicht motivierend dar.

Dem Kommandanten war es aber wichtig, zu betonen, dass der Rückgang der Leistungsfähigkeit der Weiler Wehr nicht am Engagement der ehrenamtlichen Einsatzkräfte liege, sondern an den genannten Herausforderungen sowie steigenden Anforderungen.

Die Maßnahmen

Zahlreiche Maßnahmen aus dem Feuerwehrbedarfsplan wurden bereits umgesetzt, resümierte Sommerhalter. Unter anderem wurde seit dem Jahr 2015 kontinuierlich das hauptamtliche Personal aufgestockt – ursprünglich waren es drei Stellen. Vor einem Jahr fiel die Standortentscheidung für den Neubau der Feuerwache Nord im Bereich des Sägischopfs in Haltingen. Eine entsprechende Arbeitsgruppe wurde gebildet. Außerdem sind weitere Arbeitsplätze für hauptamtliche Mitarbeiter in der Feuerwache eingerichtet worden. Dank digitalen Meldeempfängern mit Rückmeldefunktion könne besser abgeschätzt werden, ob Einsatzkräfte verfügbar sind.

Das Fahrzeugkonzept befinde sich auf einem guten Stand. „Aber die Lieferzeiten sind lang und es gibt erhebliche Preiserhöhungen“, sagte Sommerhalter. Tagsüber während der Arbeitszeit werden in der Regel nur noch hauptamtliche Kräfte und/oder städtische Bedienstete für Kleineinsätze alarmiert, um ehrenamtliche Einsatzkräfte zu entlasten. Die Kooperation mit der Stadt Lörrach zur gegenseitigen Unterstützung im Einsatzfall funktioniere gut.

Zu den noch offenen Maßnahmen zählt etwa die Verbesserung der Verkehrssituation im Stadtgebiet, damit ehrenamtliche Einsatzkräfte schneller zum Feuerwehrhaus kommen. Eine Möglichkeit sei etwa eine Ampelanlage mit Vorrangschaltung, insbesondere auf der Hauptstraße in Friedlingen.

Zudem sollen Arbeitgeber in Personalwerbemaßnahmen der Feuerwehr eingebunden werden. Auch die Schaffung von standtortnahem bezahlbaren Wohnraum ist ein Thema.

Schutzziele erreichen

Der Schutzzielerreichungsgrad der Gesamtwehr lag beim Schutzziel 1 im vergangenen Jahr bei 54 von geforderten 80 Prozent, beim Schutzziel 2 bei 39,4 von geforderten 90 Prozent. Schutzziel 1 beinhaltet, dass nach zehn Minuten eine Gruppe mit neun Einsatzkräften vor Ort sein sollte und Schutzziel 2, dass nach 15 Minuten zwei Gruppen mit 18 Kräften da sein sollten. Beim ersterem lasse sich dank der Maßnahmen eine positive Wirkung erkennen, bei zweiterem eine negative Entwicklung. Diese liege hauptsächlich an der Verfügbarkeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte.

Die bisher getroffenen Maßnahmen würden also noch nicht ausreichen, um die Leistungsfähigkeit entscheidend zu verbessern. Primär müssten noch zwei hauptamtliche Stellen geschaffen werden: eine zur Sachbearbeitung Bevölkerungsschutz und eine zur Betreuung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte.

Beschaffungen

1,5 Millionen Euro werden fällig
Unter anderem hat der KSVA die Verwaltung mit der Beschaffung eines Abrollbehälters Ersatzstrom beauftragt. Die Gesamtkosten werden mit 350 000 Euro beziffert. Die Stromaggregate des Abrollbehälters sollen im Krisenfall zur netzunabhängigen Stromversorgung von Einrichtungen der kritischen Infrastruktur eingesetzt werden. Der Abrollbehälter kann im Hof aufgestellt werden, erklärte Kommandant Frank Sommerhalter auf Nachfrage von Matthias Dirrigl (SPD). Für die Dieselversorgung gebe es eine Vereinbarung mit einem Tankstellenbetreiber, weitere sollen angefragt werden. Des Weiteren hat der Ausschuss zugestimmt, dass die Verwaltung Digitalfunkgeräte für alle Feuerwehrfahrzeuge und -häuser beschafft. Die Umrüstung muss nach den Vorgaben des Landes bis 2025 abgeschlossen sein. Geplant sind laut Sommerhalter mehrere Chargen. Die Gesamtkosten betragen laut Vorlage 110 000 Euro. Die Weiler Wehr soll zudem ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 (HLF 20) als Ersatz für das 26 Jahre alte LF 16-12 erhalten (Kosten: 530 000 Euro). Für die Beschaffung eines Wechselladerfahrzeugs mit Kran ist eine Erhöhung der Haushaltsmittel um 154 000 Euro nötig. Die Beschaffung war bereits vor gut einem Jahr beschlossen worden. Bei der Ausschreibung ging laut der Vorlage lediglich ein Angebot ein, das den Haushaltsansatz um eben diese Summe überschreitet. Mit einer baldigen Preissenkung sei nicht zu rechnen. Außerdem drängt die Zeit etwas, weil Förderfähigkeit durch Land und Landkreis erhalten bleiben soll. Die Gesamtkosten werden mit 494 000 beziffert. Der Ausschuss gab jeweils einstimmig grünes Licht, nächste Woche entscheidet der Gemeinderat.

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