Weil am Rhein Für die Wassermassen wappnen

Weiler Zeitung
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Notlagen: Handlungskonzept für Erosionsereignisse durch Starkregen / Informationen für Private, Unternehmer und auch die Stadt-Entscheider

Obwohl Weil am Rhein im Gegensatz zu anderen Kommunen kein akutes Hochwasserproblem hat, kann es kräftig von Erosionsereignissen durch Starkregen betroffen sein. Nicht nur am Tüllinger stellt dies ein Problem dar, sondern auch in anderen Teilen des Stadtgebiets, wie im Rahmen des Leuchtturmprojekts „Erol“ vor Augen geführt wird. Mit einem Handlungskonzept will die Stadt aktiv werden – und die Bürger spielen eine zentrale Rolle.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Sowohl für die Stadt als auch für deren Bewohner gilt es, ein Bewusstsein zu schaffen für Starkregenereignisse samt deren Folgen. Zugleich wird Bürgern, Architekten und Planern Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Auf der Landkreis-Internetseite findet sich außerdem eine Risiko-Karte, aus der dann die jeweilige Betroffenheit von Gebieten oder Straßenzügen erkennbar wird. Unternehmer wollen beispielsweise ihre Sachwerte schützen, Bürger sollten ihre Bauplanung entsprechend anpassen oder auch die Land- und Forstwirtschaft die Weichen richtig stellen, so die Situation.

Neben diesen Maßnahmen des Handlungskonzepts gibt es auch noch die Vorbereitungen für den Ernstfall, weiß Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Ellen Nonnenmacher. Als Stichworte nennt sie hier den Hochwasseralarm und Einsatzplan sowie das gezielte und koordinierte Handeln. „Das ist noch unsere Hausaufgabe“, folgen nun die Handlungen aus dem Konzept. Und damit verbunden ist auch die Identifikation der kritischen Infrastruktur. Dazu zählen Kitas und Schulen ebenso wie Pflegeheime, öffentliche Gebäude oder auch die Polizei- und Feuerwache.

Nasse Keller verhindern

Für die Bauleitplanung spielen die Gefahreneinschätzungen ebenso eine zentrale Rolle. Einerseits geht es darum, nicht an falscher Stelle Bauland auszuweisen. Auf der anderen Seite müssen gegebenenfalls Bereiche entsiegelt werden, damit das Wasser nicht ins Stadtgebiet fließt und passend abläuft.

So diene es also auch der Prävention vor voll gelaufenen Kellern, ergänzt Erster Bürgermeister Christoph Huber. Es gelte Maßnahmen zu treffen, um abzupuffern oder zu verhindern.

Ein genauer Blick müsse zugleich erfolgen. So sei zwar der neue Lofo-Gewerbepark laut der Karte auch ein Gefahrengebiet, doch durch den angrenzenden Krebsbach gebe es direkt eine Abflussmöglichkeit von Regenwassermassen.

Planung von Privaten

Im Flächennutzungsplan ist an der Bodenseestraße die Baumöglichkeit zu finden, zeigte Grünen-Stadtrat Thomas Bayer im Fachausschuss auf. Doch hier sei man sehr betroffen von der Überflutung. Dies müssten Bauherrn dann auch erfahren. „Für Privatobjekte Vorsorge zu treffen, ist Sache des Eigentümers. Wir müssen nicht an die Privaten herantreten“, erklärte die Rechts- und Ordnungsamtsleiterin auch auf Nachfrage von Axel Schiffmann (UFW). Denn die von Inga Nietz, Fachbereich Umwelt im Landratsamt, präsentierte Überflutungsanimation sorgte auch für eine Sensibilisierung der Politik.

Johannes Foege (SPD) sieht in den Darstellungen auch ein Planungsinstrument, beispielsweise für Regenüberlaufbecken, wobei sich damit die Stadtwerke auseinander setzen würden, so Huber. Friedlingen sei aber nicht so betroffen wie andere Teile der Stadt, weiß Nonnenmacher.

Nur ein erster Schritt

Unterm Strich steht für die Rechts- und Ordnungsamtsleiterin fest: „Das Handlungskonzept ist ein guter Baustein, aber nur ein Zwischenschritt, auf dem die weiteren aufbauen.“ Und dieses Konzept hat sowohl im Bau- und Umweltausschuss als auch jetzt im Gemeinderat Zustimmung gefunden, wobei sich die Politik auch darum sorgte, ob die Bürger die Informationen erhalten beziehungsweise darauf zugreifen können. OB Wolfgang Dietz verwies hier auf die primäre Verantwortlichkeit des Landratsamts als Untere Wasserbehörde.

Bei der Dimensionierung der Kanäle sieht Bürgermeister Rudolf Koger unter normalen Gegebenheiten kein Problem. Klar sei jedoch: „Man kann die Kanäle nicht auf Spitzenlagen auslegen.“ Zuletzt hätten sie aber den Starkregen gut verkraftet. Und Dietz relativierte zugleich: „Wir haben kein Hochwasserproblem im Gegensatz zu anderen Kommen“, wobei er hier zuletzt auf den stark gestiegenen Pegel der Wiese blickte. Weil am Rhein habe Glück, auf das Stauwehr Märkt setzen zu können.

Folgen von Starkregen

Die Landkreis-Expertin Nietz hatte zuvor auch die Unterschiede von Hochwasser und Starkregen aufgezeigt. Sie erinnerte zugleich an das Zustandekommens des Gesamtkonzepts Erol. Auf die Gefährdungsanalyse folgte eine Risikoanalyse und nun ein Handlungskonzept, also auch der Fahrplan für Kommunen und Landwirte. Mit den Animationen für außergewöhnliche Starkregenereignisse verdeutlichte sie den Handlungsbedarf. Denn nicht nur das Pflegeheim Markgräflerland wurde hier geflutet, sondern bis zu einem Meter Überflutungstiefe in einer Stunde stand im Bereich des Schulcampus an der Egerstraße zu Buche.

Durch den Landkreis Lörrach wurde das Leuchtturmprojekt „Erol – Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland“ im Jahr 2017 initiiert, da in den vorangegangenen Jahren immer wieder große Erosionsereignisse im Landkreis Lörrach im Zusammenhang mit Starkregen stattgefunden haben. Es wurde festgestellt, dass mehrere Gemeinden in der sogenannten Vorbergzone des Schwarzwalds hinsichtlich ihrer topographischen und geologischen Gegebenheiten in Verbindung mit der Landnutzung potenziell stark gefährdet sind. Hinzu kommt, dass das regionale Klima das Entstehen von Starkregen begünstigt. In das Projekt wurden folgende Kommunen einbezogen: Schliengen, Bad Bellingen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Kandern, Wittlingen, Schallbach, Rümmingen, Fischingen, Binzen, Weil am Rhein und Lörrach.

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