Planung von Privaten
Im Flächennutzungsplan ist an der Bodenseestraße die Baumöglichkeit zu finden, zeigte Grünen-Stadtrat Thomas Bayer im Fachausschuss auf. Doch hier sei man sehr betroffen von der Überflutung. Dies müssten Bauherrn dann auch erfahren. „Für Privatobjekte Vorsorge zu treffen, ist Sache des Eigentümers. Wir müssen nicht an die Privaten herantreten“, erklärte die Rechts- und Ordnungsamtsleiterin auch auf Nachfrage von Axel Schiffmann (UFW). Denn die von Inga Nietz, Fachbereich Umwelt im Landratsamt, präsentierte Überflutungsanimation sorgte auch für eine Sensibilisierung der Politik.
Johannes Foege (SPD) sieht in den Darstellungen auch ein Planungsinstrument, beispielsweise für Regenüberlaufbecken, wobei sich damit die Stadtwerke auseinander setzen würden, so Huber. Friedlingen sei aber nicht so betroffen wie andere Teile der Stadt, weiß Nonnenmacher.
Nur ein erster Schritt
Unterm Strich steht für die Rechts- und Ordnungsamtsleiterin fest: „Das Handlungskonzept ist ein guter Baustein, aber nur ein Zwischenschritt, auf dem die weiteren aufbauen.“ Und dieses Konzept hat sowohl im Bau- und Umweltausschuss als auch jetzt im Gemeinderat Zustimmung gefunden, wobei sich die Politik auch darum sorgte, ob die Bürger die Informationen erhalten beziehungsweise darauf zugreifen können. OB Wolfgang Dietz verwies hier auf die primäre Verantwortlichkeit des Landratsamts als Untere Wasserbehörde.
Bei der Dimensionierung der Kanäle sieht Bürgermeister Rudolf Koger unter normalen Gegebenheiten kein Problem. Klar sei jedoch: „Man kann die Kanäle nicht auf Spitzenlagen auslegen.“ Zuletzt hätten sie aber den Starkregen gut verkraftet. Und Dietz relativierte zugleich: „Wir haben kein Hochwasserproblem im Gegensatz zu anderen Kommen“, wobei er hier zuletzt auf den stark gestiegenen Pegel der Wiese blickte. Weil am Rhein habe Glück, auf das Stauwehr Märkt setzen zu können.
Folgen von Starkregen
Die Landkreis-Expertin Nietz hatte zuvor auch die Unterschiede von Hochwasser und Starkregen aufgezeigt. Sie erinnerte zugleich an das Zustandekommens des Gesamtkonzepts Erol. Auf die Gefährdungsanalyse folgte eine Risikoanalyse und nun ein Handlungskonzept, also auch der Fahrplan für Kommunen und Landwirte. Mit den Animationen für außergewöhnliche Starkregenereignisse verdeutlichte sie den Handlungsbedarf. Denn nicht nur das Pflegeheim Markgräflerland wurde hier geflutet, sondern bis zu einem Meter Überflutungstiefe in einer Stunde stand im Bereich des Schulcampus an der Egerstraße zu Buche.
Durch den Landkreis Lörrach wurde das Leuchtturmprojekt „Erol – Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland“ im Jahr 2017 initiiert, da in den vorangegangenen Jahren immer wieder große Erosionsereignisse im Landkreis Lörrach im Zusammenhang mit Starkregen stattgefunden haben. Es wurde festgestellt, dass mehrere Gemeinden in der sogenannten Vorbergzone des Schwarzwalds hinsichtlich ihrer topographischen und geologischen Gegebenheiten in Verbindung mit der Landnutzung potenziell stark gefährdet sind. Hinzu kommt, dass das regionale Klima das Entstehen von Starkregen begünstigt. In das Projekt wurden folgende Kommunen einbezogen: Schliengen, Bad Bellingen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Kandern, Wittlingen, Schallbach, Rümmingen, Fischingen, Binzen, Weil am Rhein und Lörrach.