Weil am Rhein Fußgängerzone auf Probe

Saskia Scherer
 Foto: Saskia Scherer

Corona: Temporärer Testlauf soll den Publikumsverkehr entzerren und mehr Raum schaffen / Gemeinderat muss noch zustimmen

Weil am Rhein - Weil am Rhein soll für vier Wochen eine „Pop-up- Fußgängerzone“ erhalten. Geplant ist diese vom 10.   August bis zum 6. September auf der Hauptstraße zwischen der Schiller- und Bühlstraße (Sparkassenkreisel). Am Dienstag entscheidet der Gemeinderat.

„Wir wollen Raum schaffen, damit Begegnung möglich wird“, erklärte OB Wolfgang Dietz gestern bei einem Pressegespräch. Das Thema „Abstand halten“ in Zeiten von Corona beschäftige die Stadt. „Eine gewisse Normalität kehrt ein und manchmal ist der Abstand kaum herstellbar, deshalb haben wir uns die Frage gestellt, welche Möglichkeiten es gibt.“ Bürgermeister Rudolf Koger habe dann die Idee eingebracht, mehr Raum zu schaffen.

„Wir haben uns angeschaut, was man im Bereich der Hauptstraße tun kann, wo es eng zugeht“, erläuterte Erster Bürgermeister Christoph Huber. Die Lösung soll eine „Pop-up-Fußgängerzone“ sein, mit der der Publikumsverkehr entzerrt werden und die Einhaltung eines Mindestabstands von eineinhalb Metern besser möglich sein soll. „Wir wollen den Leuten und ihren Bedürfnissen entgegenkommen.“

Durch eine Fußgängerzone gebe es mehr Platz. Die 27 öffentlichen Stellplätze, die dann nicht mehr genutzt werden könnten, sollen Gastronomie und Einzelhandel Platz bieten, um Tischsituationen zu entzerren und Auslagen zu optimieren. Der Bereich zwischen Schillerstraße und Sparkassenkreisel stelle eine Engstelle dar, erklärte Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Ellen Nonnenmacher. „Dort gibt es Take-Away-Betriebe und Eisdielen, wo die Leute anstehen.“

„Pop up“ stehe für plötzlich auftauchend, erklärte Huber weiter. Weil am Rhein habe sich unter anderem an München orientiert, wo es mehrere solcher Fußgängerzonen gibt. Der Versuch sei schnell und kurzfristig umsetzbar, weil sich die Stadt schließlich schon länger mit dem Thema befasse. Die Fachbehörden seien beteiligt. Nicht ganz einfach stelle sich die Situation wegen der halbseitigen Sperrung der B3 dar. Die Polizei habe etwa Bedenken, wohin sich der Süd-Nord-Verkehr hin verlagern werde.

Die Händlervereinigung Weil-aktiv begrüße den Vorschlag. „Sie hätte sich allerdings eine spätere Einführung gewünscht“, berichtete Huber, da die Zeit zur Vorbereitung sehr kurz sei. Eine Pandemie erfordere jedoch rasches Handeln.

Die Fußgängerzone soll für Linienbusse in West-Ost- Richtung befahrbar sein, außerdem ist in dieser Richtung der Lieferverkehr bis 10 Uhr frei. Radfahrer dürften die Fußgängerzone in beide Richtungen nutzen. Anwohner könnten in den Bereich einfahren, wenn sie dort über einen regulären Stellplatz verfügen. Sie erhalten einen separaten Parkausweis. Die beiden Behindertenparkplätze vor dem Gebäude Hauptstraße 302 würden an die Bushaltestelle vor der Volksbank verlegt. Der Busverkehr in Richtung Westen würde über die Bühl- und Humboldtstraße umgeleitet.

Für das Gebiet südlich der Hauptstraße, also der Gartenstadt, soll die Ausfahrt von der Gartenstraße auf die Basler Straße in Höhe des Polizeireviers möglich sein, die Einfahrt während der Sperrung von dort aus jedoch nicht. Ebenfalls gesperrt würde die Zufahrt von der Hauptstraße auf die Leopoldstraße. Für den Bereich nördlich der Hauptstraße würde die Müllheimer Straße bis zur Stadtbibliothek zur Sackgasse mit freier Zufahrt für Anlieger, Tankstelle, „Ott’s Leopoldshöhe“, Kaufring und „Delphi“. Ab Höhe Sternenschanzstraße würde die Humboldtstraße zur Einbahnstraße. Mit diesen Maßnahmen soll ein Park-Such-Verkehr unterbunden werden.

Mit dem temporären Testlauf will die Stadtverwaltung Erkenntnisse für weitere Diskussionen zur Innenstadtgestaltung sammeln, insbesondere zu einer eventuellen späteren Einführung einer dauerhaften Fußgängerzone. „Was wir daraus lernen, wissen wir noch nicht“, meinte der OB. „Aber wir werden intensiv beobachten und unsere Schlüsse ziehen.“ Wer nichts probiere, erreiche auch nichts.

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